Peter Öttl über Vaterstolz, Teamstruktur & Zukunft
Die neue Werks-KTM für Phillip Öttl ist dank Crew-Chief Stefan Kirsch und Mechaniker Alex Linortner bereits einsatzbereit. Der WM-Fünfzehnte wird am 11. und 12. Februar erstmals in Valencia testen. 2015 glänzte Öttl mit einem Podestplatz im chaotischen Rennen von Indianapolis und Platz 5 in Aragón.
Für die Saison 2016 übernahm Peter Öttl das Team Schedl GP Racing. Viel wird sich dadurch nicht ändern, da der fünffache GP-Sieger bereits im letzten Jahr den Großteil der Aufgaben in Sachen Sponsoring und Organisation bewältigte.
Mit SPEEDWEEK.com sprach er ausführlich über die Umstrukturierung, das Training von Philipp, die Ziele für die Saison 2016 und die Zukunft des Teams.
Peter, was wird sich personell für die Saison 2016 im Team Schedl GP Racing verändern?
Zum Team hinzugekommen ist der Mechaniker Timo Dinkel als Ersatz für Jörg Hornig. Er ging nämlich mit Terrell Thien zu RTG. Mich wird Unai Ocana beim Datarecording ersetzen. Ocana ist aus der Monlau School. Er wurde uns von Reiner Diebold von 2D vermittelt, da er mit dem Alzamora-Team und der Monlau School zusammenarbeitet. Beim letzten Rennen in Valencia habe ich mit ihm über unsere Situation gesprochen und so kam der Kontakt zustande. Unai kümmert sich im Prinzip um meine bisherigen Aufgaben wie das Motormanagement. Das wird seine Hauptaufgabe sein. Natürlich wird er auch unserem Crew-Chief Stefan Kirsch zu Seite stehen und ihm assistieren.
Deine Aufgaben werden sich 2016 verändern, aber du hast schon im letzten Jahr den Großteil der Organisation und Sponsorensuche bewerkstelligt.
Meine Aufgaben unterscheiden sich nicht so sehr von den bisherigen Aufgaben. Doch es ist alles ein bisschen mehr geworden – in jedem Bereich. Ich habe mich schon immer um die Sponsoren und auch die Mechaniker gekümmert. Das lag zum Großteil auf unserer Seite. Das Material lag schon immer zu hundert Prozent auf unserer Seite. Daher haben sich die Aufgaben nicht wirklich verändert, aber sie sind intensiver geworden.
Dein Tagesablauf wird sich aber an den Rennwochenenden verändern, da das Datarecording nicht mehr in deinen Tätigkeitsbereich fällt?
Ja, am Rennwochenende fällt für mich die Aufgabe beim Datarecording zumindest in Europa weg. In Europa werde ich nicht mehr in der Box tätig sein, bei den Übersee-Rennen wird es wie in der Vergangenheit sein. Ich werde dort diese Aufgabe selber übernehmen. Das heißt, dass wir in Europa sechs Leute sind und in Übersee fünf Leute. In Europa kann ich mich dann einfach mehr um mein Team kümmern. Dabei geht es um organisatorische Dinge und sich intensiver um unsere Sponsoren zu kümmern.
Die Aufgabe in der Box verlangt hundert Prozent und auch die Aufgaben für das Team verlangen hundert Prozent. Mit beiden Aufgaben würde ich bei den Rennen in Europa nicht mehr hinterherkommen. Aus diesem Grund übernimmt für alle Tests und Rennen in Europa Unai Ocana meine Aufgabe in der Box. Vielleicht habe ich so auch etwas mehr Zeit, das Geschehen draußen an der Strecke zu beobachten. Bei den Tests werden wir schauen, dass sich Unai gut einarbeitet. Das ist eine wichtige Aufgabe. Ich bin davon überzeugt, dass er das gut macht. Ich glaube, dass wir uns dadurch an dieser Stelle auch noch verbessern. Er hat die Möglichkeit, bei unseren sieben Testtagen in Europa alle im Team kennenzulernen und sich einzuarbeiten.
Die Stützen im Team sind Chefmechaniker Stefan Kirsch und Alex Linortner, die schon die siebte Saison zusammenarbeiten. Das macht es den neuen Mitglieder einfacher. Man muss dazusagen, dass Timo Dinkel ein sehr erfahrener Mann ist und keine Anlernphase braucht, man muss nur die Zusammenarbeit abstimmen. Auch Unai Ocana ist erfahren, was Dell’Orto und 2D betrifft. Man muss ihnen nicht erklären, was sie zu tun haben.
Wie verteilen sich die sieben Testtage über die Vorsaison?
Wir testen am 11. und 12. Februar in Valencia, dann direkt im Anschluss am 14. und 15. Februar in Jerez. Dann sind wir nochmal zwei Wochen zuhause. Im März folgt der IRTA-Test in Jerez. Im Moment haben wir einen Testtag mehr eingeplant als im vergangenen Jahr. Im letzten Jahr hatten wir neun Testtage, das waren die drei IRTA-Tests. Jetzt sind es zwei IRTA-Tests zu drei Tage, aber auch zwei private Test zu zwei Tagen. Es ist also etwas mehr, vorausgesetzt wir haben mit dem Wetter Glück. Im Moment sieht es aber richtig gut aus.
Du meinst, dass du voraussichtlich mehr Zeit haben wirst, um Philipp auf der Strecke zu beobachten. Wie oft kannst du ihm noch Ratschläge geben?
Bei den Tests war ich schon immer an der Strecke draußen und kam nur rein, wenn auch er reinfuhr. Es wird sich nicht viel an meiner Hilfe ändern. Ich kann ihm nicht viel helfen, denn er hat schon Erfahrung, er kennt die Strecken und weiß, was zu tun ist. Es ist nur ein kleiner Check, wie er gerade drauf ist und wie es läuft, damit man ihn und das Motorrad im Vergleich zu den anderen auf der Strecke sieht. Es geht weniger darum, ihm zu erklären, wie er fahren muss. Das weiß er alles. So können wir aber herausfiltern, wo wir stark sind und wo wir uns verbessern können. Da kann ich ihm ein bisschen Unterstützung liefern, aber meist sieht er das selbst, wenn er mit den anderen fährt. Man darf das nicht überbewerten und denken, dass ich ihm viel helfen könnte.
Philipps Training scheint in diesem Winter noch intensiver zu sein, er ist sehr oft Supermoto oder Motocross gefahren.
Phillips Training aus dem Vorjahr hat sich bewährt. Er war wieder in Italien beim Supermoto- und Motocross-Training, er war in Eggenfelden in der Motocross-Halle und fuhr auch in Friedrichshafen Supermoto in der Halle. Kürzlich war er in Barcelona und trainierte mit spanischen Kollegen. Sie fuhren auf Kartstrecken und auch Dirt Track. Es waren Fahrer wie John McPhee, Gabriel Rodrigo und Alex Rins dabei. Er will auch nochmal nach Italien. Er achtet auf ein ausgeglichenes Training in unterschiedlichen Motorraddisziplinen. Auch dabei ist er mittlerweile sehr erfahren und macht das mit seinem Trainer. Darum muss ich mich nicht kümmern. In Spanien gab es auch einen interessanten Austausch darüber, wie die einzelnen Fahrer trainieren. Das sind gute Erfahrungen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit von Teamchef und Fahrer, wenn sie gleichzeitig auch Vater und Sohn sind?
Das ist ein ganz normales Arbeitsverhältnis. Er hat seine Aufgaben, die Mechaniker haben ihre Aufgaben und ich habe meine Aufgaben. Jeder geht den Aufgaben nach und man tauscht sich über den Stand der Dinge aus. Ich sehe dabei keine Schwierigkeiten.
Als Vater leidet man im positiven und negativen Sinn aber mehr mit. Erfolge sind sicher mit viel Stolz verbunden.
Ja, das ist klar. Das kann man nicht verleugnen. Es ist natürlich eine andere Situation, wenn der eigene Sohn im Team fährt. Mir gefällt das sehr gut, mich motiviert das extrem. Wenn ich sehe, wie er arbeitet, ist es jede Stunde und jeder Tag, den ich investiere, auch wirklich wert. Wir hängen aber auch nicht den ganzen Tag zusammen, denn wir haben auch getrennte Aufgaben. Wir fahren schon auch zusammen Supermoto oder Motocross, aber das war in den letzten zwei Jahren eher selten der Fall. Ich fahre sehr gern mit ihm, aber oft muss er auch alleine oder mit anderen Piloten trainieren.
Philipp sagte, dass es aber sehr lange gedauert hat, bis er beim Training schneller war als du.
Ja. [lacht] Das hat lange gedauert, aber dann ging es unglaublich schnell, dass er viel schneller war als ich. So muss es auch sein. Es wäre nicht gut, wenn ich noch immer schneller wäre.
Was habt ihr euch für die Moto3-Saison 2016 vorgenommen?
Wie Philipp letztes Jahr gefahren ist, wird er es wohl unter die Top-10 schaffen. Alles Weitere wird man sehen. Ich würde mich dabei noch nicht so festlegen. Es muss vieles zusammenpassen. Wenn man unter die ersten Zehn kommen will, muss man schon auf einem sehr hohen Niveau sein. Aber das traue ich ihm zu.
Das Budget für 2016 ist weitgehend gesichert, aber du verfolgst mit diesem Projekt sicher auch langfristige Ziele?
Es ist so, dass ich mit der Situation sehr zufrieden bin, weil ich treue Sponsoren habe, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann. Darum bin ich zufrieden, aber wir haben noch eine Werbefläche für 2016 offen. Wenn es mir gelingt, auch das noch abzuschließen, dann bin ich sehr zufrieden. Bei den langfristigen Zielen kann ich mich noch nicht festlegen, aber natürlich habe ich nicht vor, das nur ein Jahr zu machen. Alles Weitere wird man sehen, wie sich Philipp entwickelt und in welche Richtung es geht. Aber ich konzentriere mich auf 2016, für die Gedanken über 2017 ist es noch zu früh, denn oft kommt es anders als man denkt.
Die Arbeit ist derzeit eine Sieben-Tage-Woche. Man hat nicht so viel Zeit, um über 2017 nachzudenken. Es gibt natürlich Entscheidungen, die man jetzt trifft, bei denen man auch die Zukunft miteinbeziehen muss. Manche Entscheidungen muss man auch auf drei oder vier Jahre auslegen. Aber das ist auch schon alles.
Kannst du schon verraten, wie groß der Schritt von der 2015er- zur 2016er-KTM sein wird? 2015 gab es für den Misano-GP noch ein neues Chassis und eine neue Schwinge.
Die Basis bei KTM stimmt. Im Detail haben sie sehr fleißig und viel gerabreitet. Das Motorrad unterscheidet sich im Detail, es ist sinnvoll verbessert worden. Es ist kein komplett neues Motorrad, aber im Detail ist schon wieder einiges verbessert worden.
Ich will auch noch die enorme Unterstützung von KTM für Philipp erwähnen. Wir haben von KTM schon zu einem Zeitpunkt eine Zusage für die Saison 2015 bekommen, an dem es für uns extrem schwierig war und er von den Resultaten her nicht in dieser Position war. Pit Beirer hat ihm trotzdem ein Motorrad gegeben und gesagt, dass er sehen will, wo Philipp mit der KTM steht. Ich denke, diesen Job hat Philipp gut gemacht. Die Unterstützung von Pit Beirer und KTM ist enorm. Es ist ihnen sehr viel wert, dass ein Fahrer aus der näheren Umgebung von KTM, sie sind nur 40 Kilometer weg, in der Weltmeisterschaft für KTM fährt. Sie tragen für viele Fahrer einen großen Teil dazu bei, dass sie in der Weltmeisterschaft fahren können. Das muss auch mal erwähnt werden.