Peter Öttl: Austin und Jerez als Schlüsselerlebnisse
Philipp und Peter Öttl treten 2016 mit eigenem Team an: Schedl GP Racing
In Jerez erklärte Philipp Öttl, nachdem er durch ein fehlgeschlagenes Ausbremsmanöver von Platz 7 auf 10 zurückgefallen war, aber erneut ein starkes Rennen gezeigt hatte: «Seit dem letzten Jahr habe ich herausgefunden, wie man richtig Motorrad fährt.»
SPEEDWEEK.com hakte bei Teambesitzer Peter Öttl nach, was diese Aussage eigentlich bedeutet: «Im Prinzip arbeitet er nun wirklich sehr systematisch. Ich denke, jeder Fahrer muss für sich selbst herausfinden, was das Richtige ist. Dazu braucht man einfach Erfahrung und Zeit. Aus dem schwierigen Jahr 2014 hat er sicher sehr viel ziehen können. Im Winter 2014/2015 hat er wirklich sehr viel gearbeitet, gelernt und herausgefunden. Das hat man dann im letzten Jahr schon gesehen, dass es in diese Richtung geht. In diesem Jahr hat er das noch verfeinert.»
Dabei waren zwei Entwicklungsstränge zu beobachten. Philipp würde älter und als Person gefestigter und verbesserte sich zudem fahrerisch. «Ja, eines kommt mit dem anderen. Wenn man längere Zeit dabei ist, sammelt man mehr Erfahrung und bekommt auch als Sportler mehr Erfahrung, vor allem in einem schwierigen Jahr. Da wieder rauszukommen, ist natürlich ein harter Weg, aber ich würde sagen, dass er aufgrund dieser Erfahrung stabiler wurde. Wenn Philipp mal Probleme hat, dann kann er sich eigentlich selber wieder davon befreien. Dass er noch nicht immer auf Toplevel fahren kann... Es ist eigentlich normal, kaum ein Fahrer kann das, es gibt immer Schwankungen. Wenn es aber nicht richtig läuft, weiß er mittlerweile, was er tun muss, damit er aus dieser Situation wieder herauskommt», erklärte Peter Öttl.
In der Gesamtwertung fiel Öttl in Jerez von Platz 7 auf 10 zurück, doch ihm gelang mit der Pole-Position, Platz 4 in Austin und Platz 10 in Jerez ein solider Start in die Saison 2016. «Genau. Mit dem vierten Platz in Austin konnten wir den 15. von Argentinien ausgleichen. Auch in Jerez erreichte er wieder einen Top-10-Platz, was unser Ziel ist. Das sollten wir in jedem Rennen erreichen. Wenn das mal nicht gelingt, brauchen wir wieder ein besonderes Resultat wie in Austin. Es wird sicher auch mal einen Nuller geben, aber auch wieder sehr gute Resultate. Im Schnitt ist es wichtig, immer in die Top-10 zu kommen. In Jerez wäre mehr drin gewesen, denn er hatte es drauf. Es geht einfach um jeden Punkt, denn die Leistungsdichte ist enorm. In der Gesamtwertung war er nach dem ersten Rennen Neunter, dann nur noch 15., wieder Siebter nach Austin und nun Zehnter. Jetzt gibt es noch Schwankungen, später in der Saison wird sich das stabilisieren. Tendenziell sehe ich ihn auf jeden Fall in den Top-10. Wo genau, werden wir dann später herausfinden», lachte Öttl.
Vor allem im schwierigen Jahr 2014, als Öttl nicht an die starken Leistungen seiner Rookie-Saison anknüpfen konnte, sah sich der junge Bayer mit viel Kritik konfrontiert. Vater Peter Öttl warnt davor, jungen Fahrern zu wenig Zeit zur Weiterentwicklung ihrer sportlichen Fähigkeiten einzuräumen. «Manche Leute sagen: Philipp fährt ja schon das vierte Jahr. Doch ich erinnere mich an die Worte von Salom in Philipps erstem Jahr. Er sagte, man braucht fünf Jahre. Wenn ich mir Philipps Entwicklung ansehe, dann geht es schon in die richtige Richtung. Das schwierigste Jahr ist immer das zweite, aber die meisten Fahrer werden nach dem zweiten Jahr fallen gelassen, wenn es nicht gut lief. Im ersten Jahr haben sie am wenigsten Druck, da dürfen sie einfach nur fahren. Philipp hat schon im ersten Jahr was gezeigt. Im zweiten muss man dann gut sein, doch sobald man muss, wird es schwierig. Wenn das dann auch noch mit einer altersbedingt schwierigen Phase zusammentrifft, kann das die Karriere beenden», weiß Peter Öttl.
Doch Philipp Öttl überstand das Tief der Saison 2014, steigerte sich 2015 und zeigte Anfang 2016 bereits erste Highlights. «In dieser Saison passierten bereits Schlüsselerlebnisse wie eine Pole-Position und der vierte Platz in Austin. In Jerez fuhr er dann von Platz 12 auf 4 nach vorne und kämpfte gegen Fahrer wie Fenati und Bastianini. Das sind Schlüsselerlebnisse, die sich über die gesamte Saison auswirken und einen dauerhaften Trend auslösen können. Und auf einmal erkennt man, wie es funktioniert», erklärte der Schedl-Teambesitzer.