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MX-SM-Finale in Les Vieux-Prés – wie lange noch?

Kolumne von René Streuli
Sonntagmorgen in Les Vieux-Prés: Dicker Nebel liegt über der Strecke

Sonntagmorgen in Les Vieux-Prés: Dicker Nebel liegt über der Strecke

Zum zweiten Mal in drei Jahren musste das Finale der Schweizer Motocross-Meisterschaft wegen des Wetters am Morgen des Renntags abgesagt werden. Das ist unwürdig, es muss reagiert werden.

Das MX-CH-Finale in Les Vieux-Prés fiel wie gemeldet dem dichten Nebel zum Opfer – nicht das erste Mal musste das Finale oberhalb von Les Vieux-Prés aufgrund schlechten Wetters ersatzlos gestrichen, sprich kurzfristig abgesagt werden. Durch diese unrühmliche Tatsache wurden sowohl Killian Auberson (MX2), wie auch der Belgier Jérémy Délincé kampflos Schweizermeister in den Klassen MX2 (Auberson) beziehungsweise Open (Délincé).

Am Sonntagmorgen früh um 7.45 Uhr wurde den angereisten Fahrern im Rahmen einer ersten Fahrerbesprechung die Möglichkeit vor Augen geführt, dass sämtliche Rennen wegen des viel zu dichten Nebels in Gefahr seien – und dies, nachdem am Samstag die Klassen «Kid’s Cup 65», «Junioren 2T/4T» und «National» ihre Rennen noch bei guten Bedingungen austragen konnten.

Aus Sicherheitsgründen sprachen die Rennleitung und die Organisatoren noch vor dem ersten Fahrer-Briefing mit den leitenden Sanitätern, die daraufhin versicherten, dass sie bei Stürzen trotz der miesen Wettersituation rechtzeitig an eventuelle Unfallorte gelangen könnten. Neben diesem wichtigen Punkt stellte sich jedoch auch die mehr als berechtigte Frage, ob die Fahrer bei diesen durch den dichten Nebel stark beeinträchtigten Sichtverhältnissen denn überhaupt ausreichende Sicht hätten… Genau diese elementare Frage konnte nicht mit «Ja» beantwortet werden. Aus diesem Grunde verlegte man die definitive Entscheidung betreffend Absage auf 9.00 Uhr, verbunden mit der Hoffnung, dass sich die Sichtverhältnisse bis dann entscheidend verbessern würden. Aber es wurde vergeblich gehofft, zum zweiten Mal in drei Jahren konnte das SM-Finale nicht ausgetragen werden.

Aus sportlicher Sicht war und ist dieser wenn auch durchaus nachvollziehbare Entscheid natürlich eine herbe Enttäuschung. Insbesondere für die Fahrer, welche sich noch Titelchancen oder auch noch Chancen auf einen der Podiumsplätze in der Endabrechnung ausrechnen durften, war die ersatzlose Absage eine sehr schmerzhafte Tatsache. Ich denke da allen voran an Julien Bill, welcher in der Open-Klasse mit einem Rückstand von nur drei Punkten auf Jérémy Delincé an diesen von allen Seiten seit Jahren immer wieder stark kritisierten Final-Austragungsort angereist war. Selbst der frisch gekürte EMX250-Champion Valentin Guillod hätte noch theoretische Titelchancen gehabt.

In der MX2-Klasse hätte auch Andy Baumgartner noch theoretische Chancen auf den Titel gehabt und auch Patrick Walther hätte je nach Rennverlauf rechnerisch noch den Vize-Meistertitel einfahren können. Hinzukommt, dass selbst der vor Vieux-Prés auf Platz 4 gelegene Franzose Médéric Demeuré eine sportliche Chance verdient hätte, mit einem starken Rennen vielleicht doch noch aufs Meisterschafts-Podium steigen zu können.

Alle Rechenspiele und natürlich auch die wetterbedingte Absage sollen die neuen Schweizermeister keinesfalls nicht in Frage stellen, denn es ist auch klar, das sowohl Killian Auberson, wie auch Jérémy Delincé ihre Meistertitel aufgrund einer sehr starken Saison-Leistung absolut verdient haben. Auberson feierte nach 2011 seinen zweiten MX2-Titel, derweil Delincé nach mehreren Versuchen, nun endlich den verdienten Lohn einfahren konnte – zumal er die letzten Jahre immer wieder durch Verletzungen eingebremst wurde.

Nichtsdestotrotz sollten sich die verantwortlichen Leute mal ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, ob und wenn ja, wie lange man noch in Les Vieux-Prés ein MX-Finale austragen will. Es steht ausser Frage, dass alle Fahrer ein würdiges Finale verdient haben, zumal sie die Anreise schon auf sich genommen hatten. Nur schon als Zeichen des Respekts, Achtung und Wertschätzung gegenüber den Piloten aller Klassen, gegenüber den Teams, Trainern, Mechanikern, den Familien und Bekannten, aber auch gegenüber den anreisenden Zuschauern, allen Helfern und den in der Schweiz nicht gerade üppig vorhandenen Sponsoren, wäre es nun wirklich an der Zeit, endlich mal über die Bücher zu gehen.

Ich denke, es gäbe da bestimmt die eine oder andere Alternative für ein richtiges und würdiges MX-Meisterschaftsfinale. Grosswangen beispielsweise hat die Woche zuvor auf beeindruckende und in überzeugender Art und Weise aufgezeigt, wie und was man auf Schweizer Boden auf die Beine stellen kann! Ich denke, dieses Beispiel gilt es mit aller Entschlossenheit und mit vollster Überzeugung weiter zu verfolgen.

Und eines ist doch auch klar: Der (immer noch) spektakuläre und attraktive Schweizer MX-Sport mit all seinem «Drum und Dran» verdient nun mal einfach ein würdiges und sportlich faires Saison-Finale, viel mehr Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Medien-Präsenz und vor allem… viel mehr Anerkennung!

René Streuli ist Mitarbeiter von SPEEDWEEK.com und begleitet die Motocross-SM seit vielen Jahren als Fotograf und Journalist.

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