MX-Rückblick 2017-8: Jeffrey Herlings schreibt Geschichte
August 2017: US-Teamchef Roger DeCoster hat ein Problem. Nach Eli Tomac erklärt auch Jason Anderson, dass er wegen einer Fußoperation nicht für die US-Nationalmannschaft zur Verfügung steht. Team USA wird in der Besetzung Cole Seely, Zach Osborne und Thomas Covington zum Motocross der Nationen in Matterley Basin antreten.
Marvin Musquin feiert im Schlammrennen von Unadilla einen Doppelsieg. Tabellenführer Eli Tomac fährt auf Sicherheit: Die Ränge 10 und 5 genügen, um die Tabellenführung zu verteidigen. Blake Baggett kann zwar trotz seiner Daumenverletzung immer noch gut mithalten, hat aber bei nur noch zwei ausstehenden Läufen bereits einen Rückstand von 27 Punkten.
Das Ende von RCH-Suzuki
Das RCH-Suzuki-Team war zwei Jahre lang die Teamheimat von Ken Roczen. 2016 wurde Roczen mit dieser nicht unumstrittenen Crew US-Outdoors-Champion. Doch Mitte 2017 verliert RCH seinen Status als Suzuki-Werksteam und ist pleite. Immerhin erreicht Justin Bogle in Budds Creek mit RCH noch seinen ersten Gesamtsieg in der 450cc-Klasse, was zugleich der letzte Sieg für RCH-Suzuki werden soll.
Herlings stiehlt Tomac die Show
Eli Tomac gewinnt Ende August in Crawfordsville die AMA Pro Motocross Championship 2017. Doch Gaststarter Jeffrey Herlings stiehlt dem Champion die Show! Herlings ist der Schnellste im Training und gewinnt den ersten Lauf. Ein Sturz nach dem Start zum zweiten Lauf wirft den Holländer ans Ende des Feldes zurück. Er pflügt durchs Feld, überholt gleich 8 Fahrer in einer Runde und schafft es tatsächlich noch an die Spitze.
Die Art und Weise, wie 'The Bullet' an Eli Tomac und Cole Seely vorbeigeht, ist eine sportliche Demütigung für alle US-Stars. Der Holländer lässt den Noch-Titelaspiranten Blake Baggett wie einen Überrundeten aussehen!
Marvin Musquin, der das letzte Rennen der Saison anführt, startet einen Endspurt, geht dabei aber zu Boden. Herlings vollbringt das Wunder, trotz seines Startcrashs und des Rückfalls an das Ende des Feldes noch die Spitze zu erreichen. 'The Bullet' triumphiert bei seinem ersten US-Rennen mit einem 1-1-Ergebnis!
Damit vollbringt Herlings die herausragendste Leistung des Jahres 2017.
Zach Osborne wird 250cc-Champion.
Jeffrey Herlings: Im Sand nicht zu schlagen
Jeffrey Herlings im Sand zu schlagen, grenzt an eine übermenschliche Aufgabe. Doch Antonio Cairoli ist auf dem Weg zu seinem 9. WM-Titel und will sich auch gegen Sandkönig Herlings im Tiefsand von Lommel behaupten und durchsetzen. Der Sizilianer hält dagegen. Es gibt zahlreiche Führungswechsel und an der Spitze fahren die beiden KTM-Stars ihr eigenes Rennen. Sie sind pro Runde 4 bis 5 Sekunden schneller als der Rest des Feldes. Am Ende setzt sich Herlings durch und erreicht damit den zweiten WM-Tabellenrang.
Arnaud Tonus und die Last des Heimrennens
Lokalmatador Arnaud Tonus gewinnt bei seinem Heimrennen in Frauenfeld seinen ersten MXGP-Grand-Prix. Im zweiten Lauf hat der Schweizer Pech: Erst versiebt er den Start, dann stürzt er bei der Aufholjagd, wird vom heranfliegenden Arminas Jasikonis am Kopf getroffen und muss angeschlagen aufgeben. Den Grand-Prix der Schweiz gewinnt erneut Jeffrey Herlings, während sich Antonio Cairoli auf den Rängen 3 und 4 allein aufs Punktesammeln konzentriert.
Herlings' mysteriöser Kettenriss
Herlings ist in dieser Phase der WM gegen Cairoli klar im Vorteil. Doch kann der Holländer in nur noch 4 verbleibenden Rennen einen Rückstand von 97 Punkte wettmachen?
Im zweiten Lauf von Schweden gibt es die Antwort, allerdings nicht auf sondern neben der Strecke: Dort nämlich muss 'The Bullet' seine antriebslose KTM parken. Herlings ist stinksauer, denn er weiß: Dieser Kettenriss hat ihn um seine WM-Chance gebracht. Cairoli hat in Schweden nämlich einen rabenschwarzen Tag und kommt über die Ränge 9 und 7 nicht hinaus, während Herlings bis zum Ausfall an der Spitze mitfährt. Der Holländer verliert die WM unglücklich in Schweden.
Seewer kann seine Chance nicht nutzen
Als MX2-WM-Leader Pauls Jonass in Lommel in einen Startcrash verwickelt wird und zu Boden geht, schlägt die Stunde seines Verfolgers Jeremy Seewer, denn der WM-Leader fällt bis ans Ende des Feldes zurück. Doch Lommel hat seine eigenen Gesetze: Auch Seewer stürzt, während Jonass eine fulminante Aufholjagd bis auf Platz 5 hinlegt. In diesem Rennen hat Jonass die WM gegen Seewer gewonnen.
Für sein Heimrennen in Frauenfeld ist Seewer aber bis unter die Haarspitzen motiviert. Er gewinnt das Qualifikationsrennen und den ersten Lauf. Doch der Lokalmatador stürzt am Start zum zweiten Lauf und muss jetzt seinerseits eine Aufholjagd starten. Zehntausende schweizerische Fans peitschen ihren Helden nach vorn. Dass er eine Flug-Kollision mit Julien Lieber ohne Sturz übersteht, grenzt an ein Wunder. Am Ende erreicht Seewer noch Gesamtrang 2 hinter Benoit Paturel. In der WM kann Seewer gegen den weiterhin konstant fahrenden WM-Leader Pauls Jonass aber nur einen einzigen Punkt wettmachen.