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Suter Brace: Jetzt machen wir das selber

Von Rolf Lüthi
Ein Vater und zwei Söhne, alle aktive Motocross-Piloten, brauchten neue Knieorthesen. Weil sie die käuflichen Orthesen nicht überzeugten, bauten sie selber welche. So entstand die Suter Brace.

Jüngere Leser werden Simon Suter nicht mehr kennen, Eskil Suter hingegen schon eher. Das Brüderpaar Eskil und Simon Suter war in den 90er Jahren gemeinsam unterwegs. Simon war der Renntechniker und Tuner seines Bruders Eskil, der mit einer 250er Aprilia in der EM und dann in der WM fuhr.

Nach Eskils Rücktritt vom aktiven Rennsport gründeten die Schweizer Brüder zusammen Suter Racing. Sie entwickelten eine Antihopping-Kupplung, deren Funktionsprinzip sich heute in allen Kupplungen wiederfindet, die Hinterradstempeln wirksam unterbinden. Weitere Entwicklungen waren unter anderem der Dreizylindermotor der Petronas FP1 oder die Zweitakt-Rakete Suter MMX 500.

2015 schied Simon aus der Firma Suter Racing aus, doch das tüfteln und entwickeln kann er nicht lassen. Als sein Sohn Levi 2017 sein Knie zerstörte (Meniskus, Innen- und Aussenband), war dies der Anstoss, drei Knieorthesen selber zu bauen, da Levi eine brauchte und zudem die Orthesen von Simon Senior und Simon Junior ausgeleiert waren. Womit elegant erwähnt wäre, dass in der Suter-Family generationenübergreifend Motocross und Enduro gefahren wird. In der firmeneigenen Werkstatt werden Geländemotorräder hergerichtet. Von der individuellen Fahrwerksabstimmung bis zu Motorrevisionen und Tuning reicht das Angebot.

Für Perfektionisten wie die Turbenthaler Suter-Family kam nur ein aufwändiger Produktionsprozess mit individueller Massanfertigung der Orthesen in Frage. Dabei werden beide Beine des künftigen Trägers der Suter Brace eingegipst. Mit diesen Gipsabdrücken werden Beinmodelle aus Gieskeramik angefertigt, auf die wiederum die Orthesen anmodelliert werden. Levi (32), gelernter Polymechaniker, hat sich inzwischen vertieft in die Orthesen-Fertigung eingearbeitet. Vom Eingipsen der Beine bis zu den fertigen Orthesen veranschlagt er sieben volle Arbeitstage.

Das Suter Brace ist extrem dünnwandig, obwohl für enorme Steifigkeit und Bruchfestigkeit fünf Gewebelagen eines Kevlar-Kohlefaser-Mischgewebes verarbeitet werden. Die Titangelenke werden nach Zeichnungen von Simon Suter extra angefertigt. Die dünne, rutschhemmende Schicht, mit der die Orthese auf dem Bein aufliegt, besteht aus Zellkautschuck, der keine Feuchtigkeit aufnimmt.

In vorgefertigten Einschüben wird der dreiteilige Knieschutz befestigt. Beim Biegen des Knies gleiten die drei Teile auseinander, aber es öffnet sich, nicht wie bei anderen Konstruktionen, keine Lücke in der Schutzschale oberhalb des Knies. An der Innenseite der Knie tragen die eng anliegenden Titangelenke nur 8 mm auf. «Eine Suter Brace kannst du auch unter Jeans tragen», sagt Levi.

Suters ist wichtig, dass alle Bestandteile der Suter Brace in der Schweiz gefertigt werden. Die vier Bänder, welche die Orthese an ihrem Platz halten, näht Simons Ehefrau Silvia, verwendet wird hochwertiger Klett, der nach 1000 Öffnungen noch 50 % Haftungskraft aufweist.

«Die Suter Brace rutscht nicht runter, auch wenn man keine Motocross-Stiefel trägt. Deshalb kann man sie auch zum Fahrradfahren anziehen. Durch die einwandfreie Passform scheuert man sich die Kniekehle nicht wund», zählt Levi weitere Details auf.

Einen vierstelligen Betrag muss man kalkulieren für derart aufwändig gefertigte Einzelstücke, je nach Aufwand und weiteren Details. «Als wir 2017 unsere Orthesen anfertigten, erkannte ich, dass das ein Geschäft sein könnte, weil das nicht jeder einfach nachbauen kann», erklärt Levi, wie es von der Fabrikation für den Eigenbedarf zum Verkauf in kleinen Stückzahlen kam.

Hauptstandbein von Levi Suter sind Motocross-Lehrgänge, an denen vom Einsteiger bis zum ambitionierten Rennfahrer jeder auf seine Kosten kommt. Damit ist angedeutet, dass er sehr oft auf der Motocross-Piste im Einsatz ist. Die Prototypen-Knieorthese von 2017 ist weiterhin in Verwendung.

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