Stefan Bradl: «Freue mich auf die Superbikes»
Stefan Bradl vor Bautista: Noch vier Rennen für Aprilia
Stefan Bradl (26) bestreitet jetzt noch vier MotoGP-Rennen, und am Mittwoch, 16. November, beginnt für ihn die Zukunft: Dann testetet er auf dem MotorLand Aragón erstmals die 2016-Version der Honda-Superbike-Maschine CBR 1000 RR Fireblade.
Seit seiner Vertragsuntetzeichnung bei Honda Motor Europe im Juli hat sich Stefan Bradl schon recht aufmerksam mit der Superbike-WM beschäftigt.
Der Bayer kennt inzwischen auch den Testplan für November: Am 16./17. November testet er in Aragón, nachher am 21./22. November in Jerez.
Bradl muss mit Buriram, Imola, Portimáo und Magny Cours vier neue Strecken kennenlernen. Aber dafür darf er wieder nach Laguna Seca zurückkehren, wo er 2013 auf der LCR-Honda alle freien Trainings, das Qualifying und das Warm-up dominerte und im Rennen hinter Marc Márquez Platz 2 belegte.
Stefan, welche Superbike-Rennen hast du dir in den letzten Monaten im Fernsehen angeschaut?
In Laguna Seca habe ich einen Lauf gesehen, vom Lausitzring habe ich auch einen Lauf gesehen, den im Regen. Von Magny Cours habe ich mir beide Rennen angeschaut.
Du hast also mitverfolgt, dass Honda mit der alten Fireblade bei jedem Event entweder durch van der Mark oder Hayden einen Podestplatz erreicht hat.
Ja, sie sind einigermaßen dabei. Aber es ist schon erkennbar, dass Honda ein Upgrade braucht.
Ich habe mir die neuen Serienmodelle letzte Woche auf der Intermot angeschaut. Optisch gefällt sie mir. Das Aussehen ist auf jeden Fall schon mal positiv.
Aber wichtiger ist das, was drinnen steckt.
Wenn ich die technischen Daten lese, dann ist es nicht verkehrt. Die Fakten sind okay, sie passen. 15 Prozent weniger Gewicht, dafür 15 Prozent mehr Leistung, das hört sich vielversprechend an.
Das 2017-Rennmotorrad wird erst im Januar verfügbar sein, dann kann ich es erstmals probieren.
Das Bike hat auch alle elektronischen Systeme drin, die heute Standard sind, also «ride by wire» und Blip-Funktion beim Rauf- und Runterschalten.
Wie viel Leistung wir dann bei der Rennversion haben werden, das wird sich dann im Januar zeigen.
Honda und das Ten-Kate-Team werden sich mit den verschiedenen Varianten sicher ins Zeug legen, mit der SP und der SP2. Honda ist drauf und dran, im Supersport-Segment wieder richtig Gas zu geben.
Was ich so auf der Intermot in Köln mitgekriegt habe, so wird die Rennversion eine ordentliche Steigerung darstellen.
Robert Watherston von Honda Motor Europe hat 10,8 PS mehr angekündigt. So eine Leistungssteigerung ist bereits im Sommer kolportiert worden. Die Serien-Aprilia hat aber mit 202 PS rund 10 PS mehr als die Serien-Honda. Ein Nachteil? Lässt sich das wettmachen?
Ich weiss es nicht. Das technische Reglement kenne ich im Detail noch nicht so genau. Der Serienmotor wird auf jeden Fall noch getunt. da lässt sich sicher was rausholen. Aber auch wenn der Serienmotor von Aprilia 10 PS mehr haben sollte: Ich bin überzeugt, dass Ducati in der MotoGP 25 PS mehr hat als wir bei Aprilia.
Trotzdem macht das nicht immer einen Riesenunterschied aus, schon gar nicht im Rennen. Yamaha hat in der MotoGP wohl auch 10 PS mehr als wir. Es kann schon sein, dass die SBK-Aprilia mehr PS hat, dass aber bei Honda die Fahrbarkeit deutlich besser ist. Die Fahrbarkeit macht dann bei den Rundenzeiten einen eklatanten Unterschied aus.
Ich habe mich in Aragón mit Nicky Hayden unterhalten. Er hat gesagt; Das Fahrwerk der Honda ist gut, mehr Leistung wäre wünschenswert.
Das ist jetzt mit dem neuen Modell geschehen.
Aber wie gesagt: Vorläufig sind das alles Spekulationen. Wir müssen zuerst einmal die Rennversion abwarten und testen.
Die «active suspension» von Öhlins wird im Rennsport nicht eingesetzt?
Ich glaube nicht.
Was hat dir Nicky Hayden sonst alles erzählt? Hast du dich auch über die Abläufe in der Superbike-WM bei ihm erkundigt?
Ja, er hat mir erzählt, es gibt sogar eine Safety Commission wie in der MotoGP. Und wenn mehr Piloten aus der MotoGP kommen, kräftigt das den Standpunkt der Fahrer auch in dieser Hinsicht, meinte er. Nicky sagte, die Superbike-WM befinde sich auf einem guten Weg, es sei natürlich nicht mit MotoGP vergleichbar, aber man braucht sich nicht zu verstecken. Die Dorna setzt als SBK-Promoter die richtigen Akzente, ist er überzeugt.
Der Ablauf des Wochenendes ist natürlich anders als in der MotoGP. Es gibt wenig Zeit für die Abstimmung, weil es am Samstagmittag gleich zum ersten Rennen geht. Aber du hast halt am Sonntag noch einmal die Chance, es besser zu machen, das Konzept mit den zwei Rennen habe einen gewissen Reiz, schilderte Nicky.
Der Zeitplan ist sehr busy, der Freitag sei gleich sehr stressig, auch am Samstag gibt es schon um 8.45 Uhr ein freies Training. Aber er sagte, man gewöhne sich nach ein paar Rennen daran, man komme dann in den Flow rein.
Dass die November-Tests mit dem 2016-Bike stattfinden, ist nicht so schlimm für dich, oder? Du musst ja zuerst einmal das Team kennenlernen, das Superbike und die Pirelli-Reifen?
Sicher wäre es gut, wenn wir die neue Maschine schon im November hätten. Aber das war bei meiner Vertragsunterzeichnung schon klar, dass das nicht klappen wird. Ich war da eingeweiht, deshalb macht es mir jetzt nicht so viel aus. Ich muss mich zuerst ans Motorrad gewöhnen, an die Reifen und generell einen ersten Eindruck vom Superbike kriegen.
Wenn du in Magny Cours zugeschaut hast, was hast du da gesehen bei den Superbikes?
Rea, Sykes und Davies haben dominiert... Die Rundenzeiten sind über das ganze Rennen sehr konstant gewesen. Die Reifen sind also über die Renndistanz auch nicht so schlecht. Die Jungs sind ordentlich unterwegs. Man sieht, die Motorräder bewegen sich, aber es ist nicht so schlimm, dass man sich gleich am Lenker festbeißen muss. Wenn die Fahrer den Helm runternehmen, schauen sie noch normal aus.
Vom Zuschauen her kann ich nicht viel sagen. Mir ist nichts aufgefallen, was mich jetzt beunruhigen würde oder wo ich jetzt sagen müsste: Wow, das ist jetzt der Wahnsinn.
Ich entnehme deinen Aussagen, dass du dich inzwischen freust auf die neue Aufgabe und die neue Herausforderung. Von Wehmut wegen des MotoGP-Abschieds ist nicht mehr viel zu spüren?
Mei, Wehmut... Wehmut, das habe ich schon immer gesagt, der wird vielleicht beim letzten Rennen in Valencia ein bisschen kommen. Es wird schon ein komisches Gefühl sein. Aber im Grunde habe ich mit MotoGP für nächstes Jahr sowieso schon abgeschlossen. Dieser Zug ist abgefahren.
Für mich zählt ab Mitte November die Superbike-WM. Ich habe mich immer mehr damit angefreundet und freue mich jetzt auch darauf. Je näher der erste Test heranrückt, umso mehr freue ich mich darauf.