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Pramac-Ducati ohne Petrucci: Haussegen hängt schief

Von Günther Wiesinger
Bei Pramac-Ducati stimmten in diesem Jahr die Ergebnisse nicht. Jetzt gibt es Diskussionbedarf. Wer soll die 2017-Ducati bekommen?

Beim Pramac-Ducati-Team herrscht momentan nicht das beste Einvernehmen, und das hat vielfältige Gründe.

Denn der letztjährige WM-Neunte Danilo Petrucci beendete die WM nur an 14. Stelle, Teamkollege Scott Redding an 15. Position.

Man muss aber berücksichtigen, dass Petrucci die ersten vier Rennen wegen einer Handverletzungen (erlitten beim Australien-Test im Februar) verpasst hat.

Petrucci kassierte insgesamt 75 Punkte ein, Redding 74, aber seine besten Ergebnisse kamen wie üblich im Regen zustande: 3. Platz in Assen, vierter Platz auf dem Sachsenring.

Und dann kamen Ducati und Pramac auf die seltsame Idee, Redding und Petrucci ab dem Brünn-GP um die 2017-Ducati um die Wette fahren zu lassen. Wer von Brünn bis zum Saisonende die meisten Punkte einfahren würde, der sollte wie Lorenzo und Dovizioso aus dem Werksteam eine Desmosedici des Jahrgangs 2017 erhalten.

Im Nachhinein ist sich die Truppe um Teammanager Francesco Guidotti bewusst, dass dieses Konzept ein Fehlschlag war.
Denn seit Brünn belauerten sich Redding und Petrucci nur noch gegenseitig, sie strebten nicht mehr nach dem bestmöglichen Ergebnis, sondern danach, vor dem jeweils andere ins Ziel zu kommen.

Der Tiefpunkt passierte in Aragón: Dort schlug sich Petrucci im Training bei einem Crash den Kopf ordentlich an. Statt sich für den Rest des Wochenendes beurlauben zu lassen, spielte «Petrux» die Beschwerden herunter, dabei litt er unter einem vollständigen Gedächtnisverlust.

Der große Fauxpas passierte dann im Rennen: Der orientierungslose Petrucci schoss seinen Teamkollegen Redding ab – und sorgte für einen Doppel-Nuller der Pramac-Truppe.

Inzwischen sind die acht Rennen seit Brünn gelaufen. Petrucci kassierte seit dem Tschechien-GP 46 Punkte, Redding nur 21. Doch das Team entschädigte den Briten für den unverschuldeten Aragón-Ausfall intern mit sieben Punkten – also für den virtuellen neunten Platz.

Das ändert aber das Gesamtergebnis nicht: Mit 46 zu 28 Punkten müsste Petrucci für 2017 die aktuelle Werksmaschine bekommen.
Doch die Teamführung ist momentan weder mit Petrucci noch mit Redding wirklich einverstanden, der Haussegen hängt schief.

Das zeigte sich heute, als Pramac den Italiener Petrucci von den zweitägigen Valencia-Testfahrten auslud und ihn aus «persönlichen Gründen» durch Ducati-Testfahrer Michele Pirro ersetzte.
Deutlicher kann man einen für 2017 unter Vertrag stehenden Fahrer nicht brüskieren.

Petrucci hatte zuletzt hinter vorgehaltener Hand lautstark über die Situation bei Pramac gewettert. Er fiel ein bisschen in Ungnade. Deshalb wurde bisher nicht festgelegt, wer jetzt wirklich die 2017-Ducati bekommt.

Teamintern gibt es bei Pramac Diskussionsbedarf, denn beide Fahrer haben in ihren Verträgen für 2017 stehen, dass sie zu jeder Zeit vom Material her gleichberechtigt sein müssen.

Diese Vertragsklausel wird aber hinfällig, sobald einem Fahrer eine 2017-Maschine zugesprochen wird, dem anderen eine 2016-Maschine.

Gigi Dall'Igna, General Manager bei Ducati Corse, ist mit der Situation bei Pramac auch nicht zufrieden. «Bei den Wintertests waren unsere Pramac-Piloten noch sehr stark», sagt er. «Damals war ich happy mit den Resultaten. Auch im ersten Teil der Saison war ich noch zufrieden mit den Ergebnissen. Aber wenn sich die technischen Vorschriften stark ändern wie in diesem Jahr, wenn sich die ECU ändert und der Reifenlieferant, dann leiden die Kundenteams stärker als die Werksteams. Denn dann muss man bei den Werksmaschinen während der Saison deutliche Verbesserungen erwarten, die Kundenteams sind dann im Nachteil. Sie verbessern sich weniger rasch. Darauf führe ich die mangelhaften Ergebnisse bei Pramac in der zweiten Saisonhälfte zurück.»

Aber Honda hat mit Jack Miller und Cal Crutchlow in den Kundenteams die GP-Siege gefeiert?

Gigi Dall'Igna: «Ich glaube nicht, dass Cal Crutchlow bei LCR in der zweiten Saisonhälfte das gleiche Material hatte wie am Anfang der Saison. Bei unseren Kundenmaschinen hat sich nichts geändert. Daraus lernen wir, dass wir bei den Kunden-Bikes künftig auch während der Saison Updates liefern müssen. Wir müssen also unser System für die Zukunft ändern. Deshalb haben wir beschlossen, einen der beiden Pramac-Fahrer 2017 mit einer aktuellen Maschine zu beliefern. Dadurch sollten wir weniger Probelme als in diesem Jahr haben.»

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