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Casey Stoner: «Ich habe kein Rennen eingeplant»

Von Günther Wiesinger
Trotz der sensationellen Montag-Bestzeit beim Sepang-Test weigert sich Casey Stoner hartnäckig, nach vier Jahren GP-Pause wieder ein Rennen zu bestreiten. Er benügt sich mit der Testfahrer-Rolle.

Sechseinhalb Monate lang war Casey Stoner (31) nicht auf der MotoGP-Ducati gesessen.

Seit Mitte Juli in Spielberg war Casey Stoner (letztes MotoGP-Rennen: Valencia-GP im November 2012) nicht mehr auf einer Rennmaschine gesessen, trotzdem verpasste der zweifache MotoGP-Weltmeister aus Australien am Montag beim Sepang-Test der gesamten Weltklasse einen Denkzettel – Bestzeit vor Andrea Dovizioso für den Ducati-Testfahrer.

Am Dienstag nahm sich Stoner frei, er lässt sich heute von Michele Pirro vertreten. Erst am morgigen Mittwoch will er wieder ins Geschehen eingreifen.

Casey, wie hat sich das am Montag angefühlt – erster Platz vor allen MotoGP-Stars?

Es war interessant. Klar, ich hatte einen gewissen Vorsprung, weil ich letzten Donnerstag hier schon ein paar Runden gedreht habe. Aber ich konnte damals nur rund 20 Runden fahren, dann kam der Regen, wir konnten nicht sehr viele Daten sammeln.
Der Montag war deshalb wertvoll für uns, wir konnten einiges noch einmal bestätigen, denn wir hatten einen schönen, langen Testtag, bevor um 16 Uhr der Regen kam.
Wir hatten immer lange Pausen, weil wir viel umgebaut und probiert haben. Die Umbauten haben viel Zeit beansprucht, wir hatten viel auszuprobieren. Wir haben definitiv vernünftige Antworten bekommen. Die Piste war am Montag ziemlich trocken, das kommt hier heutzutage nicht oft vor...
Wir sind recht happy und zufrieden mit der Arbeit, die wir geleistet haben. Aber es geht uns wie allen andern: Das Wetter macht uns oft einen Strich durch die Rechnung, wir können unser Testprogramm nie durchziehen.
Deshalb hoffe ich auf besseres Wetter am Mittwoch. Dann können wir weitere Daten sammeln und dort anknüpfen, wo wir am Montag aufgehört haben. Wir möchten noch ein paar positive Erkenntnisse mitnehmen von diesem Test. Beim nächsten Test können wir uns vielleicht steigern.

Was ist der grösste Unterschied zwischen dem Bike von 2016 und der 2017er-Version?

Das neue Motorrad hat keine Winglets, das ist der größte Unterschied. Wir müssen noch eine bessere Balance für das Motorrad finden, nachdem jetzt die Flügel fehlen. Die Winglets haben bei der Downforce Vorteile erzeugt. Die Charakteristik der Ducati ist jetzt anders.
Wir haben positive und negative Dinge gefunden. Aber wir brauchen mehr Zeit, um das Set-up ohne Wings zu optimieren. Wir sind zwei Jahre immer mit ihnen gefahren.
Wir haben jetzt ein bisschen mehr Wheelies, wir haben mehr Instabilität bei hohen Geschwindigkeiten, aber es ist nicht schlimm.
Das Motorrad hat jetzt einen anderen Charakter. Es will in der Kurvenmitte anders fahren als im Vorjahr. Aber wir können bei der Suspension noch einiges probieren. Da haben wir noch nicht viel geändert, obwohl es jetzt an Abtrieb fehlt.
Dafür hatten wir kaum Zeit. Wir mussten Steifigkeiten beim Chassis probieren und so weiter.

Bist du sicher, dass hinter der Ducati-Verkleidung keine Winglets verborgen sind?

(Er lacht). Ah, yes. Im Moment bei mir schon...

Spürst du beim neuen Chassis einen grossen Fortschritt?

Das neue Chassis ähnelt sehr stark jenem, das wir ab Saisonmitte 2016 eingesetzt haben. Aber mir gefällt bei der 2017-Version die Art und Weise, wie das Bike durch die Kurven fährt, besser. Auch der Drive aus den Kurven raus ist etwas besser. Aber wir haben keine grossen Vergleichstests zwischen dem Material von 2016 und 2017 gemacht.
Wir schauen lieber nach vorne statt nach hinten. Es geht in erster Linie ums Feintuning.
Wir haben einige Bereiche, in denen wir uns noch verbessern können.

Was kannst du tun, um Jorge Lorenzo das Kennenlernen der Ducati zu erleichtern?

Ich weiß nicht, ob ich ihm so viel helfen kann. Er ist neun Jahre beim selben Hersteller gefahren, ausser Dani Pedrosa war in diesem Fahrerlager kein Fahrer ohne Unterbrechung so lange bei einem Werk. Es wird also Zeit brauchen, bis sich Jorge an dieses Motorrad gewöhnt hat. Die beiden Fabrikate sind sehr gegensätzlich. Ich rede da von der Motorleistung, von der Charakteristik der ganzen Maschine und so weiter. Es wird einige Zeit dauern...
Jorge Muss einen Schritt nach dem anderen machen. Bis zum ersten Rennen haben wir fast noch zwei Monate Zeit.
Er muss eine Geschichte nach der anderen erledigen und manche Dinge beiseite legen. Er muss viel probieren und rausfinden, was er mag und was nicht. Es wird dauern, bis er die richtige Richtung gefunden hat. Aber ich bin vorläufig nicht besorgt. Wir haben noch genug zeitlichen Spielraum bis zum Saisonstart.
Jorge und sein Crew-Chief Cristian Gabarrini müssen gut zusammenarbeiten mit dem Team. Dann wird sich der Erfolg einstellen. Dann wird er diese nette Balance finden, mit der er sich komfortabel fühlt.

Fühlst du inzwischen als Mentor der Ducati-Werksfahrer Lorenzo und Dovizioso?

Nein, als Mentor nicht. Das würde ich nicht sagen. Ich bin nützlich, weil ich vielleicht einige Dinge am Motorrad finden kann, die viele andere Testfahrer nicht aufspüren können. Aber jeder Rennfahrer ist ein eigene Persönlichkeit. Du kannst ihnen eine gewisse Menge beibringen und lehren, du kannst ihnen Sachen zeigen und vorschlagen, die sie ausprobieren können. Aber am Ende des Tages ist es sehr schwierig, einem Fahrer, der sich schon auf einem so hohen Level befindet und so schnell ist, neue Ideen nahe zu bringen. Nicht jeder will gewisse Dinge ändern... Du musst ihnen auch noch erklären, dass sie mit deinem System besser sein könnten.
Aber wenn mich ein Fahrer nach meinen Vorstellungen fragt, teile ich ihm mein Wissen und meine Ideen gerne mit.

Trotz der Bestzeit am Montag – du hast keine Rennen für 2017 eingeplant?

Nein. ich habe kein Rennen eingeplant.

 
Die MotoGP-Testzeiten von Sepang, 30. Januar, 18 Uhr

1. Casey Stoner, Ducati, 1:59,680
2. Andrea Dovizioso, Ducati, 1:59,797
3. Maverick Viñales, Yamaha, 2:00,129
4. Álvaro Bautista, Ducati, 2:00,134
5. Andrea Iannone, Suzuki, 2:00,489
6. Cal Crutchlow, Honda, 2:00,569
7. Jonas Folger, Yamaha, 2:00,643
8. Valentino Rossi, Yamaha, 2:00,694
9. Marc Márquez, Honda, 2:00,738
10. Héctor Barberá, Ducati, 2:00,743
11. Danilo Petrucci, Ducati, 2:00,850
12. Scott Redding, Ducati, 2:00,853
13. Dani Pedrosa, Honda, 2:00,970
14. Johann Zarco, Yamaha, 2:01,224
15. Aleix Espargaró, Aprilia, 2:01,272
16. Pol Espargaró, KTM, 2:01,338
17. Jorge Lorenzo, Ducati, 2:01,349
18. Loris Baz, Ducati, 2:01,352
19. Takuya Tsuda, Suzuki, 2:01,812
20. Alex Rins, Suzuki, 2:01,890
21. Karel Abraham, Ducati, 2:01,926
22. Jack Miller, Honda, 2:01,943
23. Kouta Nozane, Yamaha, 2:02,187
24. Katsuyuki Nakasuga, Yamaha, 2:02,281
25. Tito Rabat, Honda, 2:02,315
26. Sam Lowes, Aprilia, 2:02,943
27. Bradley Smith, KTM, 2:03,033

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