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Exklusiv: Die MotoGP-Pläne für Buriram in Thailand

Von Ivo Schützbach
Am vergangenen Wochenende gastierte zum dritten Mal die Superbike-WM auf dem Chang International Circuit in Buriram. Der Managing Director der Rennstrecke verriet SPEEDWEEK.com, wie seine MotoGP-Verhandlungen laufen.

Weil mit der neuen Rennstrecke in Südsumatra/Indonesien nichts vorwärts geht, es in Indien keinen vernünftigen Promoter und zudem unlösbare Probleme mit den Zollgesetzen gibt und an einem China-GP schon seit Jahren kein Interesse mehr besteht, verhandelt MotoGP-Vermarkter Dorna seit geraumer Zeit mit dem Buriram International Circuit, 400 Kilometer nordöstlich von Bangkok.

Dort gastiert seit 2015 die Superbike-WM, die Begeisterung der thailändischen Fans kennt kaum Grenzen – und sie lechzen nach der Königsklasse.

Thailand gehört außerdem zu den größten Wachstumsmärken, alle Motorradhersteller drängen auf ein Rennen in dieser Region. In keiner anderen Ducati-Niederlassung weltweit werden so viele Motorräder verkauft wie in Bangkok, um nur ein Beispiel für die Wichtigkeit des Landes zu nennen.

Bis Mitte 2017 soll der MotoGP-Vertrag unterschrieben sein, Thailand wird ab 2018 neben Sepang in Malaysia und Motegi in Japan die dritte Asien-Destination der GP-Asse sein.

SPEEDWEEK.com führte mit Tanaisiri Chanvitayarom, dem Managing Director des Buriram International Circuits, ein ausführliches Gespräch.

Tanaisiri, euer Drei-Jahres-Vertrag für die Superbike-WM endete vergangenes Wochenende, ihr habt eine Option für zwei weitere Jahre. Habt ihr auch MotoGP-Pläne?

Natürlich wollen wir ein MotoGP-Rennen haben, das steht seit letztem Jahr auf unserem Plan. Das ist einer der Gründe, weshalb wir die Strecke so gebaut haben, dass wir eine Homologation für alle Rennserien erhalten.

Um MotoGP zu bekommen, braucht man Unterstützung von der Regierung – da geht es wegen der hohen Gebühren um viel Geld. Das lässt sich mit Sponsoren alleine nicht bewerkstelligen. Dazu müssen das Land Thailand und die Stadt Buriram dahinterstehen. So können der Tourismus und die lokale Wirtschaft angekurbelt werden. Das ist bei uns nicht anders als in jedem anderen Land, wir brauchen viel Unterstützung.

Wir haben die Superbike-WM jetzt zum dritten Mal ausgetragen. Die Regierung hat gesehen, dass ein solcher Motorsport-Event viele Touristen bringt und das Geschäft ankurbelt.

Ihr habt aber noch keine Bestätigung von der Regierung?

Noch nicht. Letztlich muss der Regierungschef alles absegnen. Das Ministerium für Sport und Tourismus hat das Konzept für MotoGP bereits gutgeheißen. Darauf folgt normal die Absegnung durch den Regierungschef.

Die garantierte Unterstützung durch die thailändische Regierung ist der eine Baustein, der Vertrag mit WM-Vermarkter Dorna der andere. Es gibt viel Interesse an MotoGP: Wieso glaubst du, dass ihr bessere Chancen auf ein Rennen habt als andere Rennstrecken?

Ich will nicht sagen, dass wir bessere Chancen haben. Ich kenne die Verträge zwischen der Dorna und anderen Rennstrecken nicht. Vielleicht gibt es Rennstrecken, die viel Geld auf den Tisch legen. In unseren Gesprächen mit der Dorna wurde aber klar, dass Thailand einen großartigen neuen Markt darstellt. Wir haben schon mit den Superbike-Rennen massiven Zuschauerzuspruch. Und bei uns werden viele Motorräder verkauft – letztes Jahr fast doppelt so viele Superbikes wie im Jahr davor. In den letzten fünf Jahren hatten wir bei den Superbikes ein Wachstum von fast 300 Prozent.

In Thailand gibt es viele Fans von Rossi und Márquez und den anderen bekannten Fahrern.

Ist MotoGP in Thailand populärer als die Superbike-WM, obwohl SBK seit drei Jahren bei euch fährt und MotoGP noch nie da war?

Davon gehe ich aus.

2015 hatten wir den ersten Motorrad-WM-Lauf in Thailand. Die Menschen, die damals kamen, waren nicht unbedingt große Superbike-Fans, sie wollten das Spektakel sehen. Schon im zweiten Jahr konnten wir beobachten, wie sich die Fans entwickelten, sie kennen jetzt viele Fahrer. Heute haben wir große Fangruppen von Kawasaki, Nicky Hayden oder Yamaha hier.

Was kostet bei euch ein Ticket?

Für die Haupttribüne 1500 Baht pro Tag, für die Nebentribünen 300 Baht. Das sind zirka 40 und 8 Euro.

Wir haben auch viele gemeinsame Aktionen mit unseren Sponsoren. Kunden von Chang Bier, Yamaha und Honda erhalten beispielsweise 25 Prozent Ermäßigung auf ihr Tribünenticket, diese Firmen nützen unsere Tickets auch für Promotionzwecke.

Was habt ihr für eine Zuschauerkapazität?

Auf der Haupttribüne 12.000, dazu kommen 22.000 Sitzplätze auf den anderen Tribünen und noch zirka 1400 VIP-Plätze.

Wurden im ersten Superbike-Jahr nicht um die 50.000 Zuschauer kommuniziert?

Das ist richtig, damals hatten wir noch eine Tribüne in der Zielkurve. Im zweiten Jahr haben wir sie weggelassen, weil es darauf zu heiß war.

Thailand ist nicht Europa, wo die Leute herauskommen, wenn die Sonne scheint. Bei uns steht niemand den ganzen Tag in der Sonne, sogar im Schatten ist es heiß.

Dieses Jahr waren beim Superbike-Rennen am Sonntag 40.000 Fans da. Unser bislang größter Erfolg war das Rennen der Super GT bei der Rennstreckeneröffnung, eine japanische Autorennserie. Jeder in Thailand kennt diese Autos, weil jedes Kind damit spielt. Mit Autos wie der Toyota Supra oder Nissan GT-R.

Könnt ihr euch vorstellen, MotoGP und SBK im selben Jahr auszurichten?

Ja. Wir haben die Superbike-WM über drei Jahre bei uns aufgebaut, wir machen viel Marketing, damit die Leute diese Rennserie kennen.

Falls wir ein MotoGP-Rennen bekommen, wären unsere ganzen Bemühungen während drei Jahren vergeudet, wenn wir keine Superbike-WM mehr ausrichten würden.

Macht ihr euch keine Sorgen, dass die Hersteller und Sponsoren ihr ganzes Engagement in MotoGP stecken, alle Fans zu MotoGP strömen und die Superbike-WM daneben untergeht? Oder gibt es in Thailand genügend Leidenschaft, damit sich die Fans beide Events anschauen werden?

Einige Fans besitzen sicher genügend Hingabe für beides. Das hängt aber auch davon ab, wie viel Geld jemand ausgeben möchte.

Einige werden sich sicher ausschließlich für MotoGP entscheiden. Viel wird aber auch von den Ticketpreisen abhängen. Wenn du ein Kombiticket für beide Rennen kaufst, sparst du ungefähr 50 Prozent.

Wird das MotoGP-Ticket deutlich teurer?

Wir können die Preise nicht viel höher ansetzen als bei der Superbike-WM, ich denke an zirka 15 Prozent mehr.

In der Superbike-WM sind die Fahrer viel nahbarer als in MotoGP. Genießen es die Thais, wenn sie sich Autogramme von Johnny Rea holen oder Selfies mit Marco Melandri machen können?

In Thailand gibt es viele Leute, die bereits Fans von MotoGP sind. Sie besuchen jedes Jahr das Rennen in Sepang, sie wissen genau, wie schwierig es ist, an Rossi heranzukommen. In der Superbike-WM ist alles freundlicher, in der Paddock-Show kann jeder zu Jonathan Rea hingehen und ein Foto mit ihm machen. Diese Fans kennen den Unterschied zwischen Superbike und MotoGP.

Ein weiterer Unterschied ist, dass bei den Superbikes das Motorrad und der Hersteller mehr im Vordergrund stehen. Es gibt mehr Hersteller als in der MotoGP, auch BMW, Kawasaki und MV Agusta sind dabei. Die Hersteller nützen die Serie für ihr Marketing. Dort fahren die Motorräder, die verkauft werden.

In der MotoGP geht es mehr um die Fahrer, das sind die Superstars.

Eure Rennstrecke trägt den Namen von Hauptsponsor Chang Bier, in MotoGP gibt es einen Vertrag mit Singha Bier: Wie verträgt sich das?

Es wird einen Kompromiss geben. Auf Rennstrecken wie Assen gibt es auch Singha Bier und ein lokales Bier, so etwas lässt sich vertraglich festlegen. Die Dorna weiß seit dem ersten Gespräch mit uns, dass Chang unser Namensgeber ist. Wir werden einen Kompromiss finden, sonst gibt es kein MotoGP-Rennen bei uns.

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