Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Cal Crutchlow (Honda): «In Silverstone als Mumie»

Von Günther Wiesinger
Cal Crutchlow legte am Freitag beim Mugello-GP eine knappe Bestzeit vor, aber er macht sich für den Sonntag keine Illusionen.

LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow (31) stellte nach dem Freitag-Training in Mugello ein bandagiertes rechtes Handgelenk zur Schau. Er schaffte im FP2 die Bestzeit, obwohl ihm auf die Werks- und Kunden-Ducati teilweise 13 km/h Top-Speed fehlten.

Cal, was ist eigentlich mit deinem Handgelenk passiert?

Ich habe einfach etwas Schmerzen im rechten Handgelenk. Es wird zwar besser, es ist nichts Besonderes, eigentlich nicht der Rede wert. Es sollte mich am Wochenende hier nicht arg behindern.
Aber wenn ich in der ersten Kurve mit 350 km/h nicht abbremsen kann, dann wisst ihr, dass etwas schief gelaufen ist...
Wenn du in diesem Fahrerlager rumspazierst, siehst du 500 Fahrer, die ihre Knie, ihre Arme, ihre Schultern oder ihren Nacken bandagiert haben.
Um Valentino muss man sich im Moment mehr Sorgen machen.
Das ist die große PR für diesen Grand Prix. Alle fragen sich: Kann er das Rennen fahren?
Ich wollte da nicht nachstehen, deshalb die Bandage.
Wartet auf Silversone. Dort bin ich an der Reihe. Ich werde dort in wie eine Mumie eingewickelt erscheinen.

Was wird an diesem Wochenende passieren?

Keine Ahnung. Wir hatten einen positiven Test in Barcelona. Am Schluss haben alle über die neue Schikane gejammert. Aber wir haben das Layout so ausgewählt, also können wir uns jetzt nicht beklagen.
Sicher, wir haben uns entschieden, künftig den Formel-1-Streckenteil zu befahren, weil er sicherer ist. Aber dann hat es geheißen, die Mauern sind zu hoch, also wurde noch einmal umgebaut.
Das ist jetzt geschehen, und jetzt beschweren sich alle. Wir können jetzt nichts mehr ändern.
Barcelona wird ein langes Rennen werden. Denn wenn du in Catalunya die Long-runs mancher Fahrer über 20 Runden siehst, dann fällt dir auf, dass manche Fahrer plötzlich fünf Sekunden pro Runde langsamer wurden...
Dabei kommst du von Le Mans, wo Maverick in der 27. und letzten Runde die beste Zeit im Rennen gefahren ist...
In Barcelona besteht die Gefahr, dass du in der 20. Runde fünf Sekunden langsamer bist als am Anfang, als in der ersten oder zweiten Runde.

Wer waren in Barcelona die schnellsten Fahrer?

Alle sitzen im selben Boot. Und du musst dich einfach damit begnügen, dass du im Finish nur 3,5 statt 5 sec verlierst pro Runde. Aber es liegt an den Reifen und am Grip des Circuits in Barcelona, außerdem ist der Belag so holprig.
Mugello hingegen ist eine Rennstrecke, auf die sich jeder freut. Ich liebe diese Piste. Ich habe hier schon einen Podestplatz erreicht. Aber im Vorjahr habe ich hier womöglich das schlechteste Rennen der Saison gezeigt.
Jerez war 2016 auch schlimm. aber in diesem Jahr ging es in Jerez wirklich gut, zumindest bis zur dritten oder vierten Runde, dann bin ich gestürzt.
Aber unser Speed war 2016 in Mugello ein komplettes Desaster war. Aber wir kennen die Ursachen.
Ich habe hier im Vorjahr 20 unterschiedliche Bremsen probiert, das heißt, bei 340 km/h haben sie nicht funktioniert. Lucio beharrte einfach darauf, dass ich mit 320-mm-Bremsscheiben fahre. Das war ein Fehler. Hier brauchst du 360 oder 340 mm.

Ist diese Piste körperlich anspruchsvoller als manch andere?

Ja, das ist eine anstrengende Piste, wirklich anstrengend. Diese Piste strapaziert dich mit jedem Motorrad, aber die Honda ist in diesem Punkt noch anspruchsvoller. Es ist mühsam, diese Situation zu kontrollieren, noch dazu mit der lädierten rechten Hand.
Es wird am Sonntag ein langes Rennen, strapaziöses Rennen. Aber man kann auf der Zielgeraden etwas relaxen. Aber ab der Hälfte der Zielgeraden beginnst du den Atem anzuhalten. Du denkst dir: «Ich muss in einer Sekunden heftig bremsen für Turn 1, oder zumindest muss ich es versuchen... Du hältst also fünf Sekunden den Atem an. Aber das ist unterhaltsam, das macht Spaß, und wenn es nicht so wäre, würde sich kein Fahrer die Mühe machen, jedes Jahr nach Mugello zurückzukehren.»

In der Moto2 und Moto3-Klasse will Dunlop die Bezeichnungen für die Reifen ändern. Es soll vielleicht bald keine weiche, mittlere und harte Mischung geben, man sucht andere Bezeichnungen. Wäre das auch für die MotoGP und Michelin empfehlenswert?

Ich finde das unsinnig. In der MotoGP bringt Michelin die Compounds soft, medium und hard. Wenn ich nach dem Training in die Box zurückkomme, was soll ich dann meinem Crew-Chief erzählen? Ich will jetzt Nummer 4 oder 3. Die Nr. 3 ist besser als die Nr. 4?
Ich werde meinem Crew-Chief immer sagen: Die Nr. 4 ist weicher als die Nr. 2. Darf ich das Wort «weicher» dann nicht mehr verwenden?
Eine blödsinnige Idee. Das sind nur Engländer... Ich habe keine Ahnung, was diese merkwürdige Idee bringen soll. Die Fahrer werden immer sagen: soft, medium und hard. Sehr seltsam.

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