Bradley Smith (KTM): «Rechne mit soliden Resultaten»
Der britische Red Bull-KTM-Werkspilot Bradley Smith, 2015 Sechster in der MotoGP-WM auf der Tech3-Yamaha, besuchte eine Woche vor der Reise zum Brünn-GP den Red Bull Ring in Spielberg und nahm dort an einem «Go with your Pro»-Event teil, bei dem Motorsportstars mit ihren Fans trainieren, mit Motorrädern auf die Strecke gehen, ihnen Tipps geben und sie dann von hinten beim Fahren mit GoPro-Kameras filmen.
SPEEDWEEK.com hat sich bei dieser Gelegenheit mit Bradley Smith unterhalten. Er hatte sich in Catalunya beim Trainingscrash links den kleinen Finger und den Ringfinger demoliert; ihr Zustand war erbarmungswürdig. Der KTM-Pilot musste dann am 11. Juni auf das Rennen verzichten, blieb zwei Wochen später in Assen punktelos und heimste in Sachsen für Platz 14 zwei Punkte ein.
Bradley, wie gut hast du dich in der Sommerpause von den Blessuren erholen können?
Naja, der kleine Finger war ja schon seit Misano 2014 lädiert, er ist seither krumm, die Sehnen sind kaputt. Deshalb kann ich nicht behaupten, ich sei von der neuerlichen Fingerverletzung wieder ganz genesen.
Aber ich hoffe, dass die Hautabschürfungen in den nächsten Wochen ganz verheilen und die Haut wieder nachwächst. Dann werden die Finger wieder in dem Zustand wie vor dem Barcelona-Crash sein.
Aber wenn du fragst, ob mich diese Blessuren jetzt noch beim Fahren behindern, kann ich entgegnen: In dieser Hinsicht gibt es keine Probleme mehr.
Die Finger sind wieder so beweglich wie nötig?
Nein, der kleine linke Finger bleibt krumm. Leider. Ich kann ihn seit 2014 nicht mehr ausstrecken. Ich habe halt jetzt die Hände eines echten Rennfahrers... (Er schmunzelt).
Du hast auf den Catalunya-GP verzichten müssen. Warst du dann in Assen und Sachsenring noch von den Verletzungen beeinträchtigt? Du hast dort etwas Mühe gehabt, an die Zeiten deines Teamkollegen Pol Espargaró heranzukommen.
Naja, so schlimm war es nicht. Aber ich würde sagen: Assen war ein schwieriges Wochenende. Wir haben am Motorrad etwas Experimentelles probiert. Damit habe ich mich im Regen gut gefühlt. Ich war dann im Qualifying dicht an Pol dran. Generell war ich also dort recht happy.
Aber dann haben wir am Renntag dieses Set-up-Experiment gemacht. Es hat nicht wirklich gut funktioniert, ich bin im Rennen gestürzt. Das war meine eigene Schuld.
Aber das ist Teil unseres Lernprozesses.
Wenn ich ehrlich bin: Auf dem Sachsenring ist mir ein großartiges Rennen gelungen. Aber ich hatte dort zwei Tage lang Mühe, über eine einzelne Runde richtig schnell zu fahren. Im Regen im Q1 hatte ich lauter Sektorbestzeiten. Aber dann sind Mika Kallio und ich von Héctor Barbera aufgehalten worden. Pol hat dann direkt den Sprung ins Q2 geschafft – er sicherte sich dort den siebten Startplatz, ich musste als 15. losfahren.
Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass es mir kaum gelingen würde, im Rennen in die Nähe von Pol zu kommen. Er ist dann auf Platz 13 gelandet, ich bin 14. geworden. Ich blieb im Rennen 4,2 sec hinter ihm.
Insgesamt sieht die Bilanz der letzten zwei Rennen also vielleicht von aussen schlechter aus als die Realität. Es haben leider ein paar Details nicht gepasst.
Danach haben wir in Aragón einen vielversprechenden Test absolviert. Ich bin jetzt gut vorbereitet auf die zweite Saisonhälfte.
KTM ist vor einem Jahr mit dem MotoGP-Testteam hier in Spielberg erstmals gegen die Konkurrenz angetreten. Die Rundenzeiten mit dem Screamer-Motor sahen auf dieser Power-Strecke recht vielversprechend aus. Wird die RC16 hier auch mit dem Big-Bang-Motor konkurrenzfähig sein?
Ich hoffe es jedenfalls. Ich denke, das Motorrad hat ein gutes Potenzial für den Red Bull Ring. Wir haben bei der KTM sehr viel Vertrauen, besonders auf der Bremse. Wir können in den Bremszonen wirklich hartnäckig attackieren, vor allem in den Bergab-Bremsbereichen, von denen es hier in Spielberg einige gibt.
Ich bin recht zuversichtlich, dass wir hier am 13. August ein Motorrad haben werden, mit dem wir ein solides Ergebnis erzielen können.
Hat die KTM durch die Big-Bang-Zündfolge etwas an Spitzenleistung eingebüßt?
Ich persönlich bin nicht dieser Ansicht. Wenn ich unsere Performance draußen auf der Strecke mit der Performance anderer Fahrer vergleiche, haben wir eine sehr ähnliche Leistung wie andere Hersteller.
Wir haben mit der neuen Motorenkonfiguration nur Vorteile errungen. Das ist großartig.