Stefan Bradl: «Tom Lüthi hat MotoGP-Vertrag verdient»
Stefan Bradl
Stefan Bradl möchte in den nächsten zwei, drei Wochen seinen Vertrag für die Superbike-WM 2018 bei Red Bull Honda besiegeln.
Die im GP-Sport vorhandenen Möglichkeiten waren überschaubar. Und wirklich reizvoll war nur die Möglichkeit bei Marc VDS Honda.
Stefan, wie schmerzlich war für dich vor knapp zwei Wochen die Absage von Marc VDS für die MotoGP-WM?
Es wäre schön gewesen, wenn es geklappt hätte, keine Frage. Aber ich habe das immer sehr realistisch gesehen und gewusst, dass andere Kandidaten auf dem Zettel stehen.
Ich habe gute Karten gehabt, aber nicht die besten.
Tom Lüthi hat den Vertrag bekommen. Meiner Meinung nach auch irgendwo verdient. Er ist in der Moto2 jahrelang konstant und sehr brav unterwegs. Das muss man anerkennen. Ich kann Tom nur gratulieren und ihm «Alles Gute» wünschen.
Du hast im Juli 2014 Tom Lüthi sogar als deinen Teamkollegen bei Forward Rcaing für 2015 vorgeschlagen. Du hast damals erwähnt, sein Fahrstil passe gut zur MotoGP.
Ja, ich glaube das. Er hat als MotoGP-Testfahrer bei KTM schon ein paar Kilometer in der 1000-ccm-Klasse hinter sich. Man wird sehen, wie er mit der Honda zurechtkommt. Er hat mit Franco Morbidelli sicher einen starken Teamkollegen, dazu insgesamt starke Konkurrenz, das ist klar.
Tom wird nicht so viel Zeit wie in der Moto2 haben, sich anzupassen.
Nach der Absage von Marc VDS ist noch eine Möglichkeit bei Avintia Ducati zum Vorschein gekommen – wie vor einem Jahr. Hast du ernsthaft über diese Variante nachgedacht? Oder hat das Kapitel Honda/Superbike-WM Vorrang?
Richtig. Wenn ich mir die aktuelle Lage in der Superbike-WM anschaue, dann habe ich dort noch eine Rechnung offen. Ich habe dort noch etwas gutzumachen. Das steht ganz oben auf der Prioritätenliste.
Wenn Siméon als 20. der Moto2-WM bei Avintia als Kandidat ins Spiel kommt, muss ich mich nach der Ursache fragen. Er bringt einen Haufen Geld mit, das ist auch klar. So eine Situation zeigt aber, dass das Team finanziell nicht die besten Voraussetzungen hat. Das war schon letztes Jahr so, und es hat sich nichts geändert. Deshalb habe ich mich mit diesen Gedanken nicht so stark auseinandergesetzt wie es bei Marc VDS der Fall war.
Trotzdem: Mit einer 2017-Ducati wären 2018 Top-Ten-Plätze in der MotoGP-WM möglich?
Barbera hat sich im Vergleich zum letzten Jahr extrem verschlechtert. Er hat 2016 eine starke Saison gehabt, in diesem Jahr war er schlechter. Die Gründe kenne ich nicht genau. Bei Loris Baz ist es auch so, dass er bei Avintia nicht unbedingt glänzt.
Das ganze Team spricht zu 95 Prozent Spanisch. Du tust dich extrem hart, wenn du dich in so einem Team nicht einmal auf Englisch verständlich machen kannst. Wie willst du dann mit den Leuten anständig kommunizieren?
Sam Lowes kehrt in die Moto2 zurück, Héctor Barbera eventuell bei Pons auch. Das war für dich zu keiner Zeit ein Thema?
Nein, weil ich insgesamt ein besseres Paket in der Superbike-WM habe, wenn uns die erhofften Veränderungen und Fortschritte bei Honda gelingen.
Die Voraussetzungen sollten in der Superbike-WM 2018 ein bisschen besser sein. Ich hoffe, dass wir unser SBK-Team jetzt in die Spur bringen, damit wir wenigstens ansatzweise vorwärts kommen.
Die Moto2 war allein schon deshalb kein Thema, weil nie eine konkrete Anfrage kam.
Und wenn irgendwann noch einmal der Sprung zurück in die MotoGP gelingen sollte, sind in der Superbike-WM vielleicht die besseren Voraussetzungen dazu gegeben. Wobei ich jetzt nicht so weit in die Zukunft schaue.
Aber ein bisschen weh tut es schon, wenn 2018 in der MotoGP-WM Fahrer wie Siméon, Redding, Abraham und Miller fahren, vor denen du dich noch nie verstecken musstest?
Ja, aber man muss auch sehen, dass das Geld ab und zu eine Rolle spielt.
Ich werde mir sicher nicht um eine halbe Million Euro einen Platz erkaufen, nur damit ich MotoGP fahren kann. Ich weiß mit meinen Geld Sinnvolleres anzufangen.
Man hat beim TV-Duell Merkel gegen Schulz gesehen, wie konservativ und wie strikt Deutsch da jeder ist. Ich investiere mein Geld lieber in Immobilien, damit ich auch später was davon habe.