Colin Edwards: «Rossi und ich sind uns sehr ähnlich»
Colin Edwards und Valentino Rossi
Der Superbike-Weltmeister 2000 und 2002 auf Honda stand auch bei 15 MotoGP-Rennen auf dem Podest, aber nie als Sieger. 2014 beendete Colin Edwards seine GP-Karriere bei Forward-Yamaha mitten in der Saison und wurde dann von Yamaha und Michelin als Testfahrer engagiert. Seit einigen Jahren betreibt der 43-Jährige in seiner texanischen Heimat das «Texas Tornado Boot Camp», eine einzigartige Trainingsmöglichkeit für Hobby- und Profi-Racer. Zudem ist Edwards als TV-Kommentator für «BT Sports» tätig.
SPEEDWEEK.com traf den «Texas Tornado» zum exklusiven Interview.
Der Sprung in die MotoGP-Klasse war nach zwei Superbike-Titeln der logische Schritt, aber er verlief trickreich, denn du warst mit der Aprilia Cube unterwegs. Wie war es, diese Maschine zu fahren?
Das ist eine verrückte Geschichte. Ich hatte schon einen Vertrag mit Ducati unterschrieben, um in der Superbike-WM zu bleiben, denn das Honda-Team zog sich zurück. Im letzten Moment meldete sich Honda zurück und erklärte mir, dass sie ein MotoGP-Projekt mit Bridgestone planen. Am Ende fuhr Makoto Tamada diese Maschine. Sie boten mir die Bridgestone-Honda zuerst an. Ich hatte aber schon eine so gute Beziehung zu Michelin... Es fühlte sich für mich nicht richtig an. Dann kamen die Verhandlungen um die Finanzen und sie wollten mir nichts zahlen. Ich sagte: «No way.» So ein Glücksspiel wie dieses Projekt auch noch ohne Bezahlung einzugehen...
Dann meldete sich Aprilia. Sie wollten erst mit Dunlop arbeiten, doch mit mir stiegen sie auf Michelin um. Ich erinnere mich, dass ich Nicolas Goubert anrief und ihm sagte, dass ich zu Aprilia gehen will und Michelin dabei sein soll. Er war erst nicht begeistert. Doch nach ein paar Tagen hatten wir das geklärt. Auf Dunlop wäre ich nicht gefahren. Das Bike war eine Herausforderung – ohne Frage. Es war nicht schön zu fahren. Nur durch Glück kam ich davon, ohne mich schwer zu verletzen.
Dieses Bike ging 2003 sogar mal in Flammen auf?
Du musstest schon so verrückten Scheiß machen, um das Bike überhaupt anmachen zu können. Auf dem Sachsenring ging der Tankdeckel ab, weil er nicht richtig befestigt war, das Benzin spritzte heraus, als ich bergab bremste und die Maschine ging in Flammen auf. Ich war glücklicherweise nur am Daumen und am Bein ein bisschen verbrannt.
Ich hatte Glück, denn mein Leder und die Handschuhe waren mit Benzin vollgesaugt. Darum hätte ich auch als menschliche Fackel enden können. Ich brannte, aber ich sprang schnell genug ab und konnte mich löschen. Dann kam einer mit einem Roller. Ich wollte erst aufsteigen, nachdem er den Roller schon gestartet hatte, denn mit meinen Handschuhen voller Benzin hatte ich vor jedem Funken Angst. Als ich wieder in der Box war, konnte ich den Scheiß endlich ausziehen.
Dann folgte ein Jahr bei Honda, bevor du 2005 bei Yamaha Teamkollege von Valentino Rossi wurdest.
Wir gewannen schon 2001 das «Suzuka Eight Hours» zusammen. Wir waren uns ähnlich, was den Charakter betrifft, sehr ähnlich. Wir haben gerne Spaß und nehmen das Leben nicht allzu ernst. Daher waren wir ein gutes Team. Mit Gresini-Honda hatte ich einen Eins-plus-eins-Vertrag. Sie mussten mich ablehnen, damit er außer Kraft trat. Also war es eigentlich ein Zwei-Jahres-Vertrag, aber als Yamaha mir ein Angebot machte, checkte ich meine Lage bei Honda.
Zu dieser Zeit gab es einen großen Honda-Boss, der wie Sean Connery aussah. Wir hatten 2004 ein Meeting in Katar. Ich sagte ihm, dass ich auf ein Werksbike will. Doch er entgegnete, dass sie mich für ein weiteres Jahr bei Gresini behalten wollen. Wir schwiegen lang. Wie sollen wir das regeln, fragte er mich. Ich sagte ihm, dass es das Beste wäre, wenn er aufsteht, mir die Hand reicht und mir alles Gute wünscht. Und genau das machte er.
Dann wechselte ich zu Yamaha. Meinen ersten Yamaha-Vertrag erhielt ich schon 1986. Sie gaben mir drei Motorräder pro Jahr und unbegrenzt Teile für das Motocross. Mich verband also schon eine lange Geschichte mit Yamaha.