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Hervé Poncharal (Yamaha): Das Rätsel um Jonas Folger

Von Günther Wiesinger
Hervé Poncharal

Hervé Poncharal

Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal steht vor einem medizinischem Rätsel. Seit dem Österreich-GP hatte er sich über das rätselhafte Formtief von Jonas Folger gewundert.

Seit einer Woche weiß Hervé Poncharal, dass der MotoGP-WM-Zehnte aus Bayern an einer geheimnisvollen Krankheit leidet.

Poncharal muss sich jetzt mit Begriffen wie Pfeiffersches Drüsenfieber und Epstein Barr-Virus herumschlagen.

Hervé, für dich ist das eine völlig neue Situation. Wenn sich ein Fahrer einen Knochenbruch zuzieht, kann man sich ausmalen, ob die Genesung zwei, vier oder fünf Wochen dauert. Bei so einer Immunschwäche herrscht vor allem Ungewissheit. Und jeder Krankheitsverlauf ist anders. Du hast gesagt, du bist kein Doktor. Und du weißt nie, ob und wann die Krankheit zurückkehrt?

Alles was du jetzt gesagt hast, entspricht absolut der Wahrheit.
Ích kann bei jedem Wort nur zustimmen.

Ich bin seit sehr, sehr langer Zeit in diesem Geschäft, ich hatte sehr viele Fahrer unter Vertrag. So etwas ist mir bisher noch nie passiert.
Was da passiert ist, ist sehr schwierig zu verstehen. Und es ist schwierig, einen Plan zu machen. Wenn du einen gebrochenen Arm oder ein gebrochenes Bein hast, gehst du zum zum Doktor; dann sagt er: zwei, vier oder fünf Wochen Pause. Darauf kannst du dich einstellen und vorbereiten.

In diesem Fall ist sehr schwer zu verstehen, was auf uns zukommt. Alle reden jetzt über Epstein-Barr und Pfeiffersches Drüsenfieber.

Aber wir wissen noch keine Details.

Jonas hat den ganzen Dienstag im Krankenhaus. Aber anscheinend wird es sehr lange dauern, bis wir einen konkreten Befund bekommen.

Manche Leute haben den Verdacht, es handle sich um den Epstein-Barris-Virus.

Wir haben ein sehr, sehr langes E-Mail von Rennradprofi Mark Cavendish erhalten. Sehr interessant, aber unglaublich ausführlich.

Und sehr demoralisierend, denn es ist sehr erbarmungslos, was er sagt.

Aber am Ende des Tages stellen wir uns die Frage: Was können wir tun?

Das ist eine Erkrankung, die man nicht unter Kontrolle halten kann.

Es kann alle möglichen Menschen treffen. Zum Glück ist es in unserem Sport noch nie passiert.

Aber inzwischen hat mir Franco Morbidelli erzählt, er habe auch 2016 darunter gelitten, aber bei ihm war es nicht so schwerwiegend.

Trotzdem hat er sich bei einigen Rennen recht müde gefühlt.

Auch Jonas hat mir erzählt, dass er diese Krankheit schon in der Vergangenheit hatte. Vielleicht waren auch einige andere Fahrer betroffen, die nicht darüber reden wollen.

Das Schwierigste an dieser Situation für mich: Es ist immer schwierig, einen MotoGP-Fahrer zu ersetzen, denn es gibt einen mit dem erforderlichen Level.

Bisher haben wir Ersatz gefunden, denn Yamaha wollte dem Japaner Nozane in Motegi einen Chance geben, er hatte schon Erfahrung mit der M1. Es hat nicht besonders gut geklappt. Hier bekommt Broc Parkes einen Belohnung von Yamaha, denn er hat schon viel für dieses Werk getan. Das ist gut für die Promotion von Yamaha und Monster.

Wer in Malaysia fahren wird, weiß ich nicht.

Ich kann auch nicht abschätzen, ob ich einen Plan für Valencia vorbereiten muss. Ich glaube nicht, dass Jonas dort bereit sein wird.

Und was machen wir bei den Wintertests? Es sieht so aus, als würden die meisten Teams zwei November-Tests planen. Wird Jonas an Bord sein? Wird er im Februar startklar sein?

Ich weiß es nicht.

Hättest du erwartet, dass dich Jonas Folger über sein Gebrechen informiert vor der Vertragsunterzeichnung?

Nein. nein. Denn bis Japan hat er ja nicht genau gewusst, was los war. Er hat sich seltsam gefühlt.

Was hat er denn für ein Leiden? Wir wissen es bisher nicht genau.
Er hat immer zu mir gesagt, es liege am Stress.

In Misano und in Aragón war es nicht der normale Jonas Folger, den wir gesehen haben. Wir haben das auf dem Motorrad gesehen. Er ist nicht so gefahren wir vorher.

Ich glaube, Jonas war schon am Freitag bis Sonntag in Österreich stark mitgenommen.

Ja, in Österreich hat mir sein Cousin Sebastian verraten, dass Jonas am am Samstag und Sonntag vorher noch gedacht hat, er kann nicht zum Rennen in Spielberg kommen. Er war in einem ganz schlechten Zustand. Da habe ich zum ersten Mal davon gehört. Aber ich war nicht beunruhigt. Ich dachte: Vielleicht hat er eine Lebensmittelvergiftung.

Leider sieht die Realität so aus: Jonas hat dieses Problem.

Ich weiß nicht, was wir tun sollen. Das macht mir Sorgen. Wir stecken in Schwirigkeiten.

Wir müssen auch an die Saison 2018 denken.

Was wird passieren? Zum Glück nähert sich das Saisonende. Es kommt die Winterzeit.

Ich kann nur hoffen, dass bei den Checks in Deutschland mit 100-prozentiger Sicherheit ermittelt wird, was Jonas fehlt.

Der Epstein-Barris-Virus wurde von Cal Crutchlow ins Spiel gebracht, weil er ein guter Kumpel von Cavendish ist.

Ich bin nicht sicher, welche Probleme Jonas hat. Ich kenne den Namen des Problems nicht; deshalb ist die Situation schwer einzuschätzen.

Das Team, die Sponsoren, sein Management – wir alle müssen jetzt herausfinden, was ihm fehlt. Wir müssen ihm sagen. Wenn du X, Y oder Z hast, dann sag' uns, woran es fehlt. Bisher rätseln wir alle nur.

Honda, Yamaha und Suzuki leisten sich bisher keine Testteams, mit guten Ersatzfahren. Muss Yamaha da nachziehen? Aprilia hat ja auch keinen MotoGP- Testfahrer. KTM hat Kallio.

Ja, es ist schwierig, weil die Fahrer im Alter von Mika Kallio alle Rennen fahren wollen. Pirro bei Ducati auch.

Bei den Werken sind die meisten Testfahrer Japaner. Das ist seltsam. Normal kommt ein Fahrer aus einem Kundenteam in ein Werksteam, wenn sich dort ein Stammfahrer verletzt. Du musst einen Fahrer finden, der das richtige Niveau hat und es akzeptiert, wenn er nicht zu den Rennen aufgerufen wird

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