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Hervé Poncharal (Tech3): «Nicht die Schuld von Jonas»

Von Günther Wiesinger
Jonas Folger

Jonas Folger

Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal hat mit Jonas Folger telefoniert. Es liegen noch nicht alle Befunde der Untersuchungen vor. «Jonas hätte früher etwas unternehmen sollen», meint er.

Vor zwei Wochen kam ans Tageslicht, dass Jonas Folger wegen einer bakteriellen Erkrankung außerstande war, am Japan-GP in Motegi teilzunehmen.

Sein Cousin Sebastian Zankl erzählte damals, Jonas sei im Hotel in Japan am Dienstag und Mittwoch nicht einmal in der Lage gewesen, das Bett zu verlassen.

«Jonas hat ausgesehen wie ein Geist», stellte Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal damals fest.

Folger, immer noch WM-Zehnter, wurde in Japan von Nozane ersetzt, in Australien saß Broc Parkes auf seiner M1-Yamaha, in Malaysia springt Superbike-Ass Michael van der Mark ein. Er könnte auch in Valencia fahren.

Jonas Folger selbst hatte in Japan Erkrankungen wie Epstein Barr-Virus und Pfeiffersches Drüsenfieber erwähnt, aber handfeste Diagnosen lagen damals nicht vor.

Hervé Poncharal meint, Jonas Folger habe es in den letzten Jahren verabsäumt, der Ursache der Beschwerden richtig auf den Grund zu gehen.

Denn der fünffache GP-Sieger hat in den letzten 14 Jahren in unregelmäßigen Abständen rätselhafte Schwächeanfälle erlitten.

SPEEDEEK.com traf heute im Paddock von Sepang in Malaysia den französischen Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal. Er hatte Neuigkeiten über seinen angeschlagenen Fahrer zu erzählen.

Hervé, du hast erstmals seit zwei Wochen mit Jonas telefoniert. Was gibt es Neues?

Ja, Jonas hat mir in der Nacht auf Mittwoch eine Textnachricht geschickt. Da war es bei uns in Malaysia mitten in der Nacht.
Ich habe dann hier bis Mittwochmittag Ortszeit gewartet, nachher habe ich Jonas angerufen.

Jonas hat sich am vorletzten Dienstag in der Münchner Universitätsklinik untersuchen lassen. Was ist dabei zum Vorschein gekommen?

Zuerst möchte ich erwähnen, dass ich sehr froh war, endlich wieder mit Jonas sprechen zu können, am Telefon natürlich. Das war eine Erleichterung, denn ich konnte zum ersten Mal hören, dass seine Stimme ein bisschen positiver klingt als bei unserem letzten Gespräch in Japan. Da war er wirklich niedergeschlagen. Er hat wie ein Geist ausgesehen.

Jonas hat mir erzählt, dass er sich besser fühlt, aber nicht stark genug, um zurückzukommen.

Auch nicht zum Valencia-GP von 10. bis 12. November?

Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass wir damit rechnen können.
Jonas hat eine Menge Untersuchungen über sich ergehen lassen, das war vor neun Tagen.

Er hat am Mittwoch, also gestern, einige Resultate bekommen. ich kann sie nicht kommentieren, weil ich sie nicht verstehe. Ich habe diese Dokumente an Dr. Angel Charté weitergeleitet, er ist der Dorna-Arzt.

Er will diese Befunde überprüfen und dann seinen Eindruck mit mir teilen.

Es werden nächste Woche weitere Befunde und Untersuchungsberichte vorliegen.

Das Blut ist von München nach Leipzig geschickt worden, warum, das entzieht sich meiner Kenntnis. Auch Jonas wundert sich, warum alles so lange dauert.

Jetzt warte ich auf die Analyse von Dr. Charté. Ich möchte möglichst mal mehr Informationen haben.

Denn das ist ein schlechtes Gefühl. Wir müssen planen. Wir wissen nicht: Können wir in Valencia mit Jons rechnen oder nicht? Müssen wir wieder einen Ersatzmann suchen? Du weißt ja, wir haben jetzt nach Nozane und Parkes mit van der Mark den dritten Ersatzmann in zwei Wochen...

Das ist keine gute Situation – für niemanden.

Aber es ist nicht die Schuld von Jonas.

Heute früh habe ich hier in Sepang mit Sandro Cortese gesprochen, der letztes Jahr bei Intact in der Moto2 der Teamkollege von Sandro war.

Er hat mir gesagt, dass er diese Symptome schon letztes Jahr gesehen hat.

Das ist etwas...

Auf eine gewisse Art bin ich jetzt erleichtert. Denn wir wissen, dass Jonas unglaublich stark und schnell sein kann, wenn er in guter Form ist. Sein MotoGP-Test im letzten Februar in Phillip Island war unglaublich. Unglaublich. Jonas war schneller als Zarco.

Und wenn du dir anschaust, was Zarco am Sonntag dort im Rennen mit Platz 4 gezeigt hast, kannst du dir ausmalen, wozu Jonas dort fähig gewesen wäre. Jonas war auch hier in Sepang beim Februar-Test sehr stark.

Wenn wir jetzt den Finger auf den Problem legen können, dann wird sich wohl auch eine Lösung finden lassen.

Es sieht so aus, als schleppe Jonas diese Krankheit seit langer Zeit mit sich herum. Das weiß ich jetzt aus unterschiedlichen Quellen.

Es zeichnet sich auch ab, dass Jonas dieses Problem in der Vergangenheit ernster hätte nehmen sollen.

Er hat sich anscheinend gedacht: «Es ist okay, das verschwindet wieder.»

Aber anscheinend muss man etwas Ernsthaftes dagegen unternehmen. Ich hoffe, wir werden bald wissen, wie diese Krankheit bekämpft werden muss.

Wir denken positiv. Ich gehöre zu den Menschen, die zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Ich will Jonas so bald wie möglich wieder bei uns in der Box sehen – gesund und fit.

Seit ich Jonas im Mai 2016 unter Vertrag genommen habe, habe ich dieses Engagement nie bereut. Keine Sekunde.

Was Jonas in diesem Jahr mit Platz 2 in Deutschland und mit Platz 6 in Catalunya gezeigt hat, war brillant.

Ich weiß, wozu er imstande ist.

Aber aus irgendwelchen Gründen hat Jonas jetzt ein gesundheitliches Problem, das ihn hindert, seine Leistung zu entfalten.

Ich hoffe wirklich, dass wir ihm die Möglichkeiten für ein Comeback geben können. Wir möchte, dass er wieder gesund wird – und gleichzeitig stabil. Mehr kann ich nicht sagen.

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