Valentino Rossi: «Entscheide im Frühjahr über 2019»
In diesem Jahr sechs Podestplätze erzielt: Valentino Rossi
Nach den jüngsten starken Auftritten auf trockener Fahrbahn in Aragón (Platz 5, drei Wochen nach Schien- und Wadenbeinbruch), Phillip Island und Sepang, lässt sich durchaus vorstellen, dass Valentino Rossi seinen Ende 2018 auslaufenden Fahrervertrag bei Yamaha Factory Racing noch einmal verlängert.
«Ob ich nach 2019 weiterfahre, werde ich in der Saison 2018 nach ein paar Rennen entscheiden», gab der neunfache Weltmeister und 115-fache GP-Sieger in Sepang preis.
Zur Erinnerung: 2016 machte Rossi schon im März beim Saisonauftakt in Katar amtlich, dass er auch 2017 und 2018 für Movistar-Yamaha in der MotoGP-WM fahren werde.
Er brachte dadurch ein Transfer-Karussell in Gang, denn Lorenzo setzte sich dann zu Ducati ab, Yamaha musste einen Ersatz für den Weltmeister engagieren, die Wahl fiel auf Maverick Viñales, und bei Ducati war plötzlich ein Andrea überflüssig – Dovizioso oder Iannone mussten gehen.
Spekulationen über Rossis langfristige Zukunft sind momentan sinnlos – er ist ja selber hin- und hergerissen.
Einerseits rennt er jetzt seit 2009 vergeblich einem zehnten WM-Titel hinterher.
Anderseits kann der Evergreen in der unbarmherzigen immer noch Pole-Positions und Siege erringen und Podestplätze erkämpfen.
Gleichzeitig wird er Giacomo Agostinis ewigen Rekord mit 122 GP-Siegen kaum übertreffen, wenn er nur ein Rennen pro Jahr gewinnt...
Aber der 38-jährige Rossi sagt: «Solange ich vorne mithalten kann, fahre ich weiter.»
Wenn Rossi aufhört, wird er aller Voraussicht nach von der Dorna sofort zwei zusätzliche Startplätze für ein MotoGP-Team mit Yamaha bekommen.
Dann muss sich womöglich Tech3-Yamaha-Teamchef Hervé Poncharal einen neuen Motorrad-Lieferanten suchen. Denn Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis sagt: «Die ideale Anzahl von MotoGP-Piloten für Yamaha ist vier.»
Der Franzose Hervé Poncharal arbeitet seit 2000 mit Yamaha zusammen, aber er macht sich keine Illusionen. Er könnte sich dann KTM als neuen Partner vorstellen.
Yamaha wäre gut beraten, Johann Zarco langfristig an sich zu binden – denn er wäre ein schlagkräftiger Partner für Viñales im Movistar-Werksteam, falls Rossi nach der Saison 2018 aufhört.
Er wird dann auf die 40 zugehen.
Vielleicht wird Zarco im Tech3-Team nächstes Jahr eine dritte 2018-Werksmaschine erhalten, wenn er einen Yamaha-Vorvertrag für 2018 und 2019 unterschreibt. Dann wäre der Moto2-Weltmeister von 2015 und 2016 fest in der Yamaha-Familie verankert.
Denn das 2017-M1-Modell ist für die kommende Saison keine vielversprechende Option für den überragenden Rookie und WM-Sechsten. Zarcos 2016-Modell ist meist konkurrenzfähiger, zumindest im Nassen.
«Zarco kann im Gegensatz zu mir und Maverick in den Rennen oft den weichen Hinterreifen nehmen, weil er kleiner und leichter ist und einen sehr, sehr sanften Fahrstil hat», meint Rossi. «Deshalb kann er oft weichere Reifen verwenden als alle andern. Maverick und ich haben einen aggressiveren Fahrstil, bei uns geht das nicht. Auch Dovi kann manchmal den weichen Hinterreifen nehmen; er hat zwar eine ähnliche Fahrweise wie ich, aber es sieht so aus, als würde sein Motorrad den Hinterreifen weniger beanspruchen. Auch bei Honda haben sie 2017 einen größeren Fortschritt gegenüber 2016 gemacht als wir bei Yamaha. Honda steckte im Vorjahr in Schwierigkeiten. In diesem Jahr sind sie deutlich stärker.»
Rossi ist übrigens der Meinung, an seinem WM-Ergebnis 2017 hätte sich auch ohne den Schien- und Wadenbeinbruch, den er beim Enduro-Fahren am 31. August erlitten hat, nicht viel geändert.
Der Italiener hat nach der Operation auf Misano verzichten müssen, beim Comeback in Aragón erkämpfte er den fünften Platz. «Ich habe schon vor dem Silverstone-GP gesagt, dass wir nicht um den Titel fighten können, weil wir nicht stark genug sind. Realistisch gesehen waren meine Titelchancen schon damals nicht mehr intakt», resümiert der Yamaha-Star.