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Nick Harris: 37 Jahre Motorradweltmeisterschaft

Von Thomas Baujard
Nick Harris setzte sich nach dem Valencia-GP 2017 zur Ruhe

Nick Harris setzte sich nach dem Valencia-GP 2017 zur Ruhe

Nick Harris war die Stimme der MotoGP-WM. Der Brite kommentierte viele Jahre die Rennen der Motorradweltmeisterschaft für Promoter Dorna. Auch in der Formel 1 war er tätig.

Seit über 40 Jahren ist Nick Harris im Motorsport als Journalist, Autor und Kommentator tätig. Der Brite gründete 1983 zudem seine eigene Agentur «Harris Media Communications». Harris ist ein ausgewiesener Experte, wenn es um die MotoGP-Weltmeisterschaft geht.

Seit 37 Jahren ist Harris im GP-Paddock unterwegs. «Mein erster Grand Prix als Journalist war 1980 in Assen. Zuvor war ich als Fan im Paddock unterwegs. Als Brite war ich jedoch bis Ende der 70er immer bei der Isle of Man TT und verfolgte die Weltmeisterschaft damals nicht so intensiv.» Am Ende der Saison 2017 setzte sich Harris zur Ruhe.

SPEEDWEEK.com sprach mit Nick Harris über seine Erfahrungen, Erlebnisse und die Veränderungen während seiner 37 Jahre in der Motorradweltmeisterschaft.

Nick, wie lange bist du schon die Stimme der MotoGP-WM?

Mein erster Grand Prix als Journalist war 1980 in Assen. Zuvor war ich als Fan im Paddock unterwegs. Als Brite war ich jedoch bis Ende der 70er immer bei der Isle of Man TT und verfolgte die Weltmeisterschaft damals nicht so intensiv. Zur TT fuhr ich immer mit dem Motorrad. Zu meinem ersten Grand Prix reiste ich 1973, um Jarno Saarinen fahren zu sehen, denn er war in Großbritannien ein wahrer Held. Doch kurz zuvor verunglückte er in Monza. Trotzdem reisten wir zum Grand Prix. Etwa 30 Busse kamen von Dover mit britischen Fans nach Assen. Wir waren vorher noch nie in Holland gewesen. Es war fantastisch. Wir entdeckten viele Dinge. Es war uns unverständlich, dass man in einer Bar sein Bier erst am Ende des Abends bezahlte. Zuerst dachten wir, dass das Bier umsonst sei. Viele solche Dinge passierten. Zudem waren so viele Rennklassen unterwegs: 50 ccm, 125 ccm, 250 ccm, 350 ccm, 500 ccm und Sidecars. Zwei Jahre später kamen wir wieder nach Assen und sahen den ersten GP-Sieg von Barry Sheene vor Giacomo Agostini. Wir saßen auf der Tribüne an der Start-Ziel-Gerade. Es war ein großartiges Jahr.

Für einen britischen Fan muss das wie Weihnachten gewesen sein?

Ja, es war wie Weihnachten. Fast surreal. Als Journalist arbeitete ich dann zuerst für Motorcycle News im britischen Straßenrennsport. Alle großen britischen GP-Stars kamen irgendwann zurück und fuhren in der britischen Superbike-Meisterschaft. Dann arbeitete ich ein paar Jahre im Motocross für MCN. Das begann 1976, es war ein schöne Zeit. Es war sehr aufregend, zu reisen, in Hotels zu wohnen und Berichte zu schreiben. Es war aber komplett anders als die Berichterstattung im GP-Sport. Dann wechselte ich zu Motorcycle Weekly. Mein erster Grand Prix als Journalist war dann Assen. Ich hatte Pech, denn als ich 1980 begann, gab es einen Streik. Daher kam ich nicht zu den ersten Grands Prix dieser Saison.

Wie entstand deine Liebe zu Motorrädern?

Es war keine Familiensache. Doch in den 1960ern war Motocross im Fernsehen stark vertreten. So kam ich mit dem Motorradsport in Verbindung. Ich ging zudem mit dem Motocross-Fahrer Keith Hickman zur Schule und kannte auch seinen Bruder sehr gut. Zu dieser Zeit sah ich auch das erste Straßenrennen mit meinem Vater in Mallory Park. Mike Hailwood auf seiner Honda konnten wir bei diesem Rennen zunächst nur vom Parkplatz aus hören, aber schon das beeindruckte mich. Ich hing sofort am Haken.

Welche unterschiedlichen Jobs hattest du im MotoGP-Paddock bereits inne?

Ich begann als Print-Journalist für Motorcycle Weekly. Das war großartig. Das Wichtigste an einem Rennwochenende war es, ein Telefon oder Telexgerät zu finden, um die Resultate und Berichte durchzugeben. Das dauerte bis zu drei Stunden. Dann begann ich, etwas PR-Arbeit für das Silverstone Armstrong-Team mit Niall Mackenzie und Donnie McLeod zu machen, es war ein 250-ccm und 350-ccm-Team. Es kam eines zum anderen. Dann wurde ich Medien-Manager für Rothmans Honda mit Luca Cadalora, Toni Mang, Eddie Lawson und Wayne Gardner. Ich kümmerte mich um sie alle.

Als Rothmans mit Williams in die Formel 1 einstieg, baten sie mich, mit ihnen zu kommen. Doch ich wollte den Motorradsport nicht aufgeben. Also machte ich alle Formel 1-Rennen und ein Drittel der Motorradrennen. Das war ziemlich hart. Als Rothmans und Williams aufhörten, kam ich zurück. Von 1994 bis 2000 arbeitete ich in der Formel 1, mit Damon Hill und Jacque Villeneuve feierten wir sogar zwei WM-Titel. Als ich in die Formel 1 kam, war ich sehr nervös, denn ich kannte niemanden. Doch die meisten Formel 1-Leute liebten den Motorradsport und Fußball, was auch die großen Lieben meines Lebens waren. Das erste, was Damon Hill zu mir sagte war: «John Kocinski macht sich gut auf der Cagiva.» Auch die ganzen Formel 1-Designer waren verrückt nach Motorrädern. Auch während der Formel 1-Zeit arbeitete ich auch immer im Motorrad-Bereich für BBC Radio. Ich bekam dann im Jahr 2000 den Job, den ich auch jetzt noch habe. Ich kommentierte die Rennen für die internationalen Übertragungen, moderierte die Pressekonferenzen und kümmerte mich um die britischen Journalisten für Dorna.

Was hat sich im Grand Prix-Sport aus deiner Sicht am meisten verändert?

Was die Journalisten betrifft, haben sich vor allem die Pressezentren der Strecken stark verändert. Hinzukommen Social Media und das Fernsehen. Auf der Strecke war es natürlich die Sicherheit, die sich am meisten verbessert hat. Auch das Aussehen der Streckenanlagen veränderte sich stark. Die Fahrer werden viel besser behandelt, nicht nur was das Geld betrifft. Der Blick auf sie hat sich verändert. Barry Sheene, aber vor allem Kenny Roberts und auch Randy Mamola haben zusammen mit dem Journalist Barry Coleman vom Guardian, der ein Freund von Roberts war, viel verändert. Sie machten einen großartigen Job. Das war eine entscheidende Zeit für den Grand Prix-Sport.

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