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Hervé Poncharal (Tech3): Verdrängt ihn Rossi?

Von Günther Wiesinger
Wann wird Valentino Rossi Teambesitzer in der MotoGP-Klasse?

Wann wird Valentino Rossi Teambesitzer in der MotoGP-Klasse?

Eines Tages wird Valentino Rossi ein MotoGP-Team betreiben. Hat dann die Stunde von Hervé Poncharal und Tech3 bei Yamaha geschlagen? Der Franzose will Klarheit.

Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal betreibt seit 1999 ein Yamaha-GP-Team. In den ersten zwei Jahren konzentrierte er sich auf die 250-ccm-Weltmeisterschaft, im Jahr 2000 dominierten seine Schützlinge Olivier Jacque und Shinya Nakano, sie belegten in der WM die Plätze 1 und 2.

Die Saison 2018 bildet also das 20. Jahr der Zusammenarbeit zwischen Poncharal und Yamaha.

Aber der Franzose macht sich Sorgen.

Denn sein Yamaha-Vertrag läuft nach der Saison 2018 aus. Und es besteht die Möglichkeit, dass Valentino Rossi nach der Saison 2018 zurücktritt und dann 2019 ein MotoGP-Yamaha-Team betreiben will.

Deshalb pocht Poncharal darauf, dass ihm Yamaha möglichst bald reinen Wein einschenkt. Der Franzose will wissen, woran er ist. Obwohl er eigentlich überzeugt ist, dass Rossi auch 2019 noch aktiv Rennen fahren wird. Und obwohl die Anzahl der MotoGP-Teams bis Ende 2021 auf zwölf (mit je zwei Fahrern) beschränkt ist.

Hervé, du machst dir Sorgen über die zukünftige Zusammenarbeit mit Yamaha?

Nein, nein, so ist es nicht. Aber inzwischen fragen mich viele Journalisten: Hast du Zarco für 2019 schon unter Vertrag genommen? Auf diese Frage muss ich entgegnen: Nein, denn bevor ich einen Vertrag mit einem Fahrer mache, muss ich wissen, welche Art von Motorrad ich für ihn bekommen werde.

Wenn ich Zarco auffordere, jetzt für mich zu unterschreiben, wird er mir Fragen stellen: Welches Bike kannst du mir anbieten? Welche Sponsoren hast du?

Der erste Schritt für mich ist also, einen Vertrag mit einem Hersteller zu haben. Wenn ich das erledigt habe, kann ich einen Fahrer überzeugen, bei mir zu unterschreiben. Sobald du Motorrad und Fahrer hast, kannst du mit den Sponsoren reden. Dieses System funktioniert recht einfach.

Momentan muss ich allen Leuten erklären: Ich habe für 2019 keinen Vertrag mit Yamaha, denn der gegenwärtige Vertrag läuft nach der Saison 2018 aus.

Während der vergangenen Saison waren Gerüchte zu hören, dass Valentino Rossi für 2019 ein MotoGP-Team gründen will. Ich persönlich glaube das nicht.

Dafür mache ich zwei Gründe geltend. Erstens glaube ich, dass er weiterfahren wird. Wie lange, weiß ich nicht, aber zumindest 2019.
Sollte Valentino jedoch wirklich Ende 2018 aufhören, dann wird Yamaha nicht zwei Kundenteams ausrüsten. Das ist klar.

Und ich mache mir keine Illusionen: Wenn Yamaha die Wahl zwischen Valentino und Tech3 hat, wird Valentino vielleicht den Vorzug bekommen. Ich bin mir dessen bewusst.

Zweitens existiert ein anderes Problem: Dorna-Chef Carmelo hat allen Satellitenteams schriftlich zugesichert, dass von 2017 bis Ende 2021 kein zusätzliches MotoGP-Team ins Feld rücken kann.

Wir haben jetzt 24 Fahrer, wir können nicht auf 26 ausbauen. Die fünf Kundenteams sind fixiert: LCR, Marc VDS, Pramac, Aspar, Avintia – und Tech 3.

Eine Erweiterung auf 26 Fahrer würde für die Dorna eine Menge Geld kosten. Ich weiß nicht, ob das finanzierbar ist.

Und wie gesagt: In unseren Verträgen ist die Exklusivität für die MotoGP-Plätze festgeschrieben. Bei 26 Fahrern müsste die Dorna viel mehr Geld in den Topf einzahlen.

Außerdem benötigt ein zusätzliches MotoGP-Team im Fahrerlager mindestens 300 Quadratmeter – für Boxen, Trucks und Hospitality.
Das wäre nicht so leicht zu bewerkstelligen. Klar, Valentino wird eines Tages ein MotoGP-Team haben. Im Moment weiß ich: Wenn es bei Yamaha zu einem Wettstreit zwischen Valentino und mir kommt, werde ich den Kürzeren ziehen.

Ich bin weder naiv noch blöd.

Aber die Frage ist: Kann er vor 2022 einsteigen? Diese Frage muss Carmelo beantworten. Eigentlich kann niemand dazu kommen, das besagen unsere Verträge.

Es ginge nur, wenn Valentino einen Merger oder ein Joint Venture mit einem existierenden Team machen würde, wenn er ein Team kauft oder sich Anteile sichert. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Valentino ein Team kauft.

Das ist ja eigentlich auch nicht wirklich erlaubt. Aber Gresinis Vertrag mit Aprilia endet nach der Saison 2018. Avintia hat finanzielle Sorgen, das Team von Martinez auch. Da könnte sich für VR46 schon etwas ergeben?

Ich glaube, wenn Valentino kommt, kommt er mit seinem eigenen Team. Gresini wird sein Team nicht verkaufen. Er wird nicht aufhören. Es ist eine reizvolle Aufgabe, Besitzer eines MotoGP-Teams zu sein.

Ehrlich gesagt: Ich kann nicht beeinflussen, ob Valentino irgendein existierendes Team übernimmt. Für mich ist wichtig, dass ich die Saisonen 2019 und 2020 vorbereite. Es gibt immer Zwei-Jahres-Verträge. Yamaha wollte erst beim nächsten Mugello-GP über 2019 reden.

Ich habe ihnen erklärt: Das ist zu spät.  Beim Valencia-GP hat mir Projektleiter Tsuji zugesichert, dass wir die Gespräche beim Sepang-Test Ende Januar aufnehmen können. Das ist aus meiner Sicht viel besser.

Meine Priorität ist jetzt: Ich möchte möglichst bald herausfinden, wie die Position von Yamaha ist und ob wir einen Deal für 2019 und 2020 vereinbaren können.

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