Lorenzos Crew-Chief: «Jorge ist ein guter Kerl»
Cristian Gabbarini mit Jorge Lorenzo
Cristian Gabarrini war bereits als Crew-Chief für MotoGP-Fahrer wie Casey Stoner und Jack Miller tätig. 2017 arbeitete er mit Ducati-Neuzugang Jorge Lorenzo zusammen. Dem Mallorquiner Lorenzo fiel die Umstellung von der Yamaha auf die Ducati Desmosedici schwerer als gedacht. Er belegte nur den siebten Gesamtrang. Drei Podestplätze in Jerez, Aragón und Sepang waren das höchste der Gefühle.
Doch Gabarrini schwärmt über den 30-Jährigen: «Unsere Zusammenarbeit läuft wundervoll. Er ist ein Champion. Daher hat er auch alle Charakterzüge, die dafür typisch sind.»
Fiel Lorenzo der Wechsel von Yamaha zu Ducati so schwer, weil die 2017-Ducati einen besonderen Fahrstil verlangt?
Er ist gar nicht so besonders. Jedes Bike kannst du nur mit einem bestimmten Fahrstil richtig schnell bewegen. Wenn die Maschine sehr große Stabilität in den Bremsphasen schenkt, dann musst du das nutzen. Du musst dann eben sehr hart und spät bremsen. Natürlich können wir sehen, dass er mit der Yamaha mehr Kurvenspeed fuhr. Mit unserer Maschine hat er es beim Truning schwieriger. Aber die Reifen sind für alle gleich. Sie setzen eine der wichtigsten Grenzen.
Du warst von 2005 bis 2010 bereits für Ducati tätig, bevor du mit Stoner zu HRC gewechselt hast. Wie sehr hat sich die Maschine seitdem verändert?
Das ist sehr schwierig zu sagen. Die Ducati ist nun ganz anders als noch 2010. Der Motor war schon immer sehr kraftvoll. Der Rest ist so unterschiedlich, dass man keine Vergleiche ziehen kann.
Casey Stoner ist mittlerweile als Ducati-Testfahrer beschäftigt und hat ein gutes Verhältnis zu Lorenzo. In welcher Weise kann er ihm helfen?
Casey hat sehr viel Respekt vor allen Fahrern, aber besonders vor Jorge. Seine Herangehensweise ist daher sehr ruhig und sanft. Er hört sehr genau zu. Doch wenn Jorge nicht danach fragt, zwingt er ihm nicht unaufgefordert seine Vorschläge auf. Wenn Jorge manchmal Unklarheiten hatte, dann half ihm Casey gern mit einem Ratschlag aus.
Auch Michele Pirro griff Lorenzo unter die Arme.
Sie sind gut befreundet. Michele testet für Ducati alles. Neue Teile, Reifen, alles. Er hat sehr viel Erfahrung und kennt das Bike genau. Deshalb ist er oft eine Hilfe.
Hat dich Jorge im ersten Jahr eurer Zusammenarbeit überrascht?
Nein. Um ehrlich zu sein, ist sein Charakter viel besser, als viele denken. Er ist ein guter Kerl. Sehr höflich und nett. Das ist die einzige Sache, die ich nicht wusste. Was sein Können auf der Strecke betrifft, konnte man in den letzten Jahren alles sehen.
In Aragón war Lorenzo nur zwei Sekunden von seinem ersten Sieg mit Ducati entfernt. Was fehlt ihm noch?
Wir haben uns dann darauf konzentriert, dass er über eine gesamte Renndistanz eine hohe Pace halten kann. Das ist das Wichtigste. Im Qualifying fielen ihm schnelle Runden meist leicht. Doch vor allem in der ersten Saisonhälfte wurde deutlich, dass die Konstanz in den Rennen fehlt.
Helfen die Settings von Dovizioso bei der Arbeit für Jorge oder sind ihre Fahrstile zu verschieden?
Zu Beginn sahen wir uns auch Dovis Abstimmung an, denn uns steht alles zur Verfügung. Die Daten sind für alle zugänglich. Viele Leute von uns helfen der anderen Boxenseite gern. Doch Jorges Fahrstil unterscheidet sich zu sehr von Dovis. Darum sind auch die Settings ganz anders.