KTM bekräftigt MotoGP-Teilnahme 2025

Jonas Folgers Karriere: Rückschläge und Meilensteine

Von Günther Wiesinger
Jonas Folger hat bereits seit frühester Kindheit viel geopfert, um den Sprung in den professionellen Motorradsport zu schaffen. 2017 trumpfte er sogar in der Königsklasse auf. Doch nun ist der Traum vorläufig vorbei.

Jonas Folger (24) hat als Mitglied der «Red Bull MotoGP Academy» der Dorna schon mit 13 Jahren Podestplätze in der Spanischen 125-ccm-Meisterschaft erzielt und ein paar Wochen vor seinem 14. Geburtstag als jüngster Deutscher aller Zeiten einen IDM-125-Lauf gewonnen. Auf einer Honda auf dem Salzburgring, vorbereitet vom renommierten Tuner Sepp Schlögl.

Mit 16 Jahren brauste der zweikampfstarke Bayer beim Jerez-GP vom 35. Startplatz im Rennen auf Rang 3, ehe er die Chancen auf den Podestplatz in der letzten Runde durch einen Sturz verspielte. Wenig später machte er seinem Ruf als Regenspezialist alle Ehre – und eroberte im Regen von Le Mans 2009 mit Rang 2 seinen ersten Podestplatz in der 125er-WM.

Jonas Folger fuhr damals im Aprilia-125-Team von Fiorenzo Caponera, er überragte mit seinem Talent die drei Jahre älteren Landsleute Stefan Bradl und Sandro Cortese, die damals ebenfalls die 125er-WM bestritten. Aber Jonas verliess sich manchmal zu sehr auf seine Begabung, das gestand er später auch ein. Er vernachlässigte die körperliche Ertüchtigung und schlug im jugendlichen Leichtsinn manchmal über die Stränge. Dazu wurde er 2010 im Caponera-Team materialmässig schlecht betreut; für die fünf Fahrer reichte offenbar das Budget nicht aus.

Heute weiß man: Jonas litt bereits im Alter von zehn Jahren erstmals an einer bakteriellen Infektion.

Doch 2011 erhielt Jonas Folger im Red-Bull-Aprilia-Team von Aki Ajo seine grosse Chance, er trat dort die Nachfolge von Cortese an.

Folger gewann den Regen-GP in Silverstone, enttäuschte den Teamchef und die Sponsoren aber zu oft auf trockener Fahrbahn.

Dazu kamen gesundheitliche Schwierigkeiten – zum Beispiel eine Chlamydien-Infektion, die im Mai 2011 in Le Mans ans Tageslicht kam und Jonas wochenlang schwer zu schaffen machte.

Nach einem mysteriösen Zusammenbruch in Brünn beim Rundgang um die Strecke am Donnerstag nahm der strenge Teamchef Ajo seinem deutschen Schützling für ein paar Rennen strafweise die Werks-Aprilia RSA 125 weg, er überliess sie stattdessen dem jungen Engländer Danny Kent. Und die Clinica Mobile-Ärzte gaben Folger für das gesamte Brünn-Weekend Fahrverbot. Da die Ursache des Zusammbruchs ein Rätsel blieb, wurde ihm im August 2011 eine eingehende Untersuchung in Deutschland empfohlen.

Aki Ajo beorderte Folger damals auch zu sich nach Finnland, um ihn gemeinsam mit Sohn Niklas Ajo trainieren zu lassen, nachdem er konditionelle Mängel festgestellt hatte.

Am Jahresende 2011 stand Jonas Folger trotz drei Moto3-Podestplätzen arbeitslos auf der Strasse. Der neue KTM-Teamchef Ajo nahm die Saison 2012 lieber mit Danny Kent, Sandro Cortese und Red Bull-Rookie Arthur Sissis in Angriff.

Es erbarmte sich nur MZ-Chef Martin Wimmer. Doch die vermeintlich sorglose Moto3-WM-Saison mit stattlicher Gage und einer Honda NSF 250R fand nicht statt. Aus Geldmangel trat MZ im März vom Vertrag zurück; statt Folger fuhr dann Toni Finsterbusch beiu MZ, weil er Geld mitbrachte.

Folger musste notgedrungen beim armseligen italienischen Team Iodaracing unterschreiben, dessen Eigenbau-Emir-250-ccm-Viertakt-Motoren sich als hoffnungslos erwiesen.

Doch Folger liess den Kopf nicht hängen, zeigte trotz häufiger technischer Pannen viel Kampfgeist und in den Trainings immer wieder sein fahrerischen Können, solange Getriebe, Kupplung und Motor ein paar Runden lang halbwegs funktionierten.

Als beim Mapfre-Team von Jorge «Aspar» Martinez die langsamen Spanier Moncayo und Faubel in Ungnade fielen, schlug die grosse Stunde von Folger. Jonas kam mit der grösseren Kalex-KTM sofort einwandfrei zurecht, debütierte in Indy nach einer makellosen Vorstellung gleich mit einem Podestplatz – und gewann danach in Brünn in souveräner Manier. Für 2013 zählte der im Dezember 2012 Vater einer Tochter gewordene Ausnahmekönner ganz klar zu den WM-Favoriten in der Moto3.

Doch Folger, er lebte inzwischen mit Kumpel Marcel Schrötter wegen der besseren Trainingsmöglichkeiten in der Nähe von Girona in Spanien, erfüllte die Erwartungen im zweiten Jahr bei Aspar nicht. Nachher wollte er bei Aspar in die Moto2-WM aufsteigen, Martinez hatte keinen Platz für ihn in dieser Klasse, zumal er eine Kalex wollte, Martinez plante mit Suter.

Also entschied sich Folger für das spanische AGR-Team, wo er 2014 die gewünschte Kalex erhielt und in Jerez und Mugello gleich zwei Podestplätze erzielte, dazu die Pole-Position in Le Mans. Er wurde WM-Fünfzehnter.

Der Bayer startete mit Moto2-GP-Sieg in Doha und Jerez in die Saison, es waren die ersten Siege in der Moto2-Klasse, er beförderte sich damit in den Favoritenkreis für die Moto2-Weltmeisterschaft 2015.

Bisher hat erst ein Deutscher in dieser Kategorie den Titel geholt – Stefan Bradl 2011.

Aber Folger ließ später 2016 die erhoffte Beständigkeit vermissen, er schaffte nur den sechsten Gesamtrang 2015 und wechselte für 2016 neben Cortese ins deutsche Dynavolt Intact GP-Team. Er schlitterte nach der Vertragsunterzeichnung beim Tech3-Yamaha-Team im Mai in eine Krise, gewann zwar im Regen in Brünn und wurde beim Regenrennen in Sachsen Zweiter, aber der siebte WM-Rang blieb eine Enttäuschung.

Jonas Folger rehabilitierte sich jedoch in der MotoGP-Klasse. Er fühlte sich bei den Wintertests auf der M1-Yamaha von Anfang an pudelwohl, zeigte sich seinem Teamkollegen Zarco oft ebenbürtig und besiegte auch das Werksteam mit Rossi und Viñales mehrmals.

Höhepunkt 2017 war der GP von Deutschland, wo Folger nur knapp gegen Weltmeister Marc Márquez unterlag und die 80.000 Fans zu Begeisterungsstürmen hinriss.

Aber beim Österreich-GP Mitte August fühlte sich Folger bereits krank, am Wochenende vorher wollte er seine Spielberg-Teilnahme sogar absagen. Der MotoGP-Rookie erreichte dann nie mehr das Niveau der ersten Saisonhälfte, er wirkte beim Aragón-GP extrem niedergheschlagen und ratlos, fast depressiv. Er gestand beim Aragón-GP erstmals öffentlich seinen Erschöpfungszustand ein, nachdem er am Donnerstag in der Hospitality kollabiert war. Der WM-Zehnte stieg vor dem Japan-GP aus der WM aus, im November wurde das Gilbert-Syndrom diagnostiziert.

Auch nach rund viereinhalb Monaten Pause sah sich Jonas Folger jetzt ausserstande, die WM 2018 in Angriff zu nehmen. Er gab auch psychische Probleme zu, Teamchef Poncharal spricht vion einem Burnout.

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