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Jorge Viegas: Ist das der neue FIM-Präsident?

Von Günther Wiesinger
Jorge Viegas will FIM-Präsident werden

Jorge Viegas will FIM-Präsident werden

Der Venezolaner Vito Ippolito tritt im Dezember als FIM-Präsident ab. Er kann keine weitere Amtszeit mehr ausüben. Der Portugiese Jorge Viegas rechnet sich gute Chancen auf die Nachfolge aus.

Eigentlich spielt es ja längst keine maßgebliche Rolle mehr, wer als Präsident an der Spitze des Motorradweltverbands FIM steht. Denn in den wichtigsten Rennserien wie MotoGP-, Superbike-WM und Motocross-WM hat die FIM längst alle kommerziellen und sonstigen Rechte an Agenturen wie Dorna, Flammini (die Dorna hat inzwischen auch die SBK-Rechte übernommen) und Giuseppe Luongo verkauft.

Sie erhält dafür insgesamt rund 10 Millionen US-Dollar im Jahr, aber dafür hat sie ihren Einfluss verloren und ihre Seele verkauft. «Die FIM-Funktionäre können nur noch die Siegerehrungen vornehmen», ätzen GP-Veranstalter und Teamchefs.

Und die FIM darf laut ihren Verträgen die «entry lists» und Renntermine veröffentlichen, die ihnen von ihren Geschäftspartnern ausgehandelt und vorgelegt werden.

Dr. Wolfgang Srb wird vorgeworfen, er habe sich im vergangenen Juni noch einmal zum Präsidenten der FIM of Europe wählen lassen. Er habe sich quasi vom Verband seinen Wahlkampf bezahlen lassen oder profitiere jetzt von der Unterstützung vieler europäischer Föderationen.

Böse Zungen behaupten: Am 1. Dezember wird schon wieder ein neuer FIM-Präsident gewählt, obwohl wir den alten kaum gebraucht haben…

Was ist am Amt des FIM-Präsident so reizvoll? Naja, es gibt saftige Aufwandsentschädigungen, viele Reisen, man wird von Veranstaltern und Herstellern hofiert, man genießt Repräsentationspflichten und steht einem Verband vor, der reich ist, keine Geldsorgen hat und sich nur fragen muss, wie lange man den elektrischen Motorradsport noch im Zaum halten kann.

Für die Nachfolge von Vito Ippolito bewerben sich der Österreicher Dr. Wolfgang Srb und der Portugiese Jorge Pessanha Viegas. SPEEDWEEK.com traf sich mit Viegas, der vor vier Jahren gegen Ippolito angetreten und gescheitert ist, zum Interview.

Wie Ippolito, dessen Vater Andrea venezolanischer Yamaha-Importeur war (mit der Firma Venemotos), der Cecotto und Lavado entdeckt und den San Carlos-GP organisierte, ist auch Viegas ein Mann mit Motorsport-Hintergrund.

Man wird das Gefühl nicht los, er suche nach dunklen Stellen in der Biografie seines Widersachers Srb oder zumindest nach Ansatzpunkten, die er im Wahlkampf zu seinem Nutzen ausschlachten könnte.

Der 61-jährige Viegas fuhr Motorradrennen mit einer Yamaha TZ 250. «Ich habe Bilder davon, denn ich habe das Motorrad nach 20 Jahren zurückgekauft», sagt er. «Ich habe probiert, mich für ein paar Grands Prix zu qualifizieren, in Jarama, in Nogaro, ich war 1977 in San Carlos in Venezuela. Es war unglaublich heiß, mehr als 40 Grad. Ich habe damals den Vater von Vito Ippolito kennengelernt. Ich habe dort im Haus von portugiesischen Bauern übernachtet. Ich bin zwischen 1975 und 1980 Rennen gefahren.»

Viegas war viele Jahre lang in Portugal als Journalist tätig, gleichzeitig machte er ein Wirtschaftsstudium. Nach 1990 kümmerte er sich um den Aufbau der portugiesischen Motorradverbands. Viegas gründete einen Konkurrenzverband. «Die Regierung hat mich darum gebeten. Es gab vorher die FPM, ich gründete am 11. Mai 1990 die FNM, ich habe ihren Namen inzwischen auf FMP geändert. Die FPM ist damals innerhalb von sechs Monaten verschwunden.»

1985 fand der FIM-Kongreß in Estoril statt, der Luxemburger Nicolas Schmit wurde zum neuen Präsidenten gewählt. «Ich habe ihn interviewt», erinnert sich Viegas, der sich vor fünf Jahren nach 23 Jahren vom Posten des FMP-Präsidenten zurückgezogen hat.

Jorge Viegas begann seine Karriere in der FIM als Mitglied der Promotion-Kommission. Beim Kongress in Kuala Lumpur 1995 bewarb er sich für den Posten als einer der unzähligen FIM-Vizepräsidenten. Er wurde von der Generalversammlung gewählt und mehrmals neu bestellt. «Als Vito Ippolito neu gewählt wurde, hat er mich zu seinem Stellvertreter ernannt», schilderte der Portugiese.

«Ich war anschließend Mitglied der Kommission, welche die Statuten geändert hat. Bis dahin wurden 107 Leute gewählt. Jetzt werden nur noch sieben Funktionäre gewählt, der Präsident und sechs weitere Mitglieder. Das sind die gewählten Funktionäre. Von diesen sechs Leuten kann der Präsident einen Stellvertreter und einen Vizepräsidenten wählen. Das ist alles. Diese drei Spitzenfunktionäre bilden gemeinsam mit einem Kommissions-Präsidenten das Exekutiv-Komitee.»

«Als mich Vito zum Stellvertreter bestimmt hat, hat er mir mitgeteilt, dass ich der nächste FIM-Präsident werden soll», erzählt Viegas. «Ich bin mit ihm um die ganze Welt gereist, ich habe durch ihn viele Menschen kennengelernt. Ich habe auch mein Berufsleben so geplant, dass ich nach Genf ins FIM-Hauptquartier übersiedeln konnte...»

«Doch im Mai 2014 hat mir Vito berichtet, dass er sich um eine dritte Amtszeit bewerben wird. Wir haben dann lange diskutiert. Und nach reiflichen Überlegungen habe ich mich entschieden, gegen ihn anzutreten. Und ich habe eine Niederlage erlitten», schildert der Südeuropäer, er sich gern bei Miguel Oliveira in die Startaufstellung und ins Fernsehen drängt.

Viegas witterte ein Machtspiel des reichen und mächtigen katarischen Verbands, der zugunsten von Ippolito intervenierte.

Ich war dann drei Jahren aus dem Geschäft. Aber 2016 habe ich mich wieder um ein Amt im FIM-Vorstand beworben – und bin gewählt worden. Ich bin also eines der sechs Mitglieder im Exekutiv-Komitee. Und im Juni 2018 habe ich angekündigt, dass ich mich um das Amt des FIM-Präsidenten bewerben werde. Ich habe damals einen Brief an alle Landesverbände geschrieben.»

Zwischendurch fungierte Viegas, der heute sein Geld bei der Firma «RP Global Austria GmbH» mit erneuerbaren Energien verdient, in Portugal auch als Manager des Circuito do Estoril. «Ich habe mich darum gekümmert, dass alle Arbeiten durchgeführt wurden, die für eine Homologation der Rennstrecke für die Formel 1 und MotoGP nötigen waren. Das hat zwischen 1997 und 2000 stattgefunden. Das letzten MotoGP-Rennen in Estoril hat 2012 stattgefunden. Ich habe mit Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta den ersten MotoGP-Vertrag ausgehandelt. Den ersten Motorrad-GP hatten wir dann im September 2000. Danach bin ich dort ausgestiegen. Denn mein Job war erledigt.»

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