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Silverstone-GP: Neuer Belag, sonst kein Grand Prix

Von Günther Wiesinger
Der britische Markt ist wichtig für die Dorna, aber seit Jahren gibt es Ärger mit dem British Grand Prix. Silverstone muss noch einmal neu asphaltiert werden. Bisher ist unklar, wer das bezahlen soll.

Silverstone-Circuit-CEO Stuart Pringle dementiert alle Gerüchte, die Zukunft des British Motorcycle Grand Prix stehe auf dem Spiel und sei ungewiss, nachdem am 26. August alle drei GP-Rennen wegen stehender Pfützen und wegen Aquaplanings abgesagt worden waren.

Aber es rumpelt gehörig. Im MotoGP-Fahrerlager ist zu hören, dass der British Grand Prix 2019 nur stattfindet, wenn der Fahrbahnbelag, der im Januar erneuert wurde, noch einmal neu aufgebracht wird. ?

Die GP-Fahrer sind der Überzeugung, der aktuelle Belag sei bei Regen zu gefährlich. Die Drainage funktioniere nicht, es bleiben Pfützen stehen, man habe das übliche 2-Prozent-Gefälle von der Fahrbahnmitte zum Fahrbahnrand nicht installiert, deshalb rinne das Wasser nicht ab.

Die GP-Pisten müssen inzwischen jährlich ein Sicherheits-Inspektion über sich ergehen lassen. Safety-Officer Franco Uncini wird sich den Belag also im Winter irgendwann noch einmal genau anschauen und dann entscheiden, ob Silverstone die nötige Grade-A-Homologation bekommt.

«Silverstone braucht wie alle anderen 18 GP-Veranstalter eine homologierte Piste», erklärte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta. «Sie haben uns erklärt, dass sie das Problem lösen werden. Ich kann nicht vorhersagen, was passieren wird. Aber theoretisch ist es klar: Was in diesem Jahr passiert ist, darf nicht mehr geschehen. Ich bin überzeugt, dass sie das Problem lösen werden.»

«Wir ziehen keinen Standortwechsel nach Donington in Erwägung», versicherte der Spanier. «Denn wir haben einen Vertrag mit dem Silverstone Circuit. Sie müssen diesen Vertrag erfüllen und eine homologierte Piste vorweisen. Großbritannien ist ein wichtiger Markt für uns und die Weltmeisterschaft. Wir werden uns immer bemühen, dort einen Grand Prix auszutragen.»

Loris Capirossi, der für die Dorna in der Race Control sitzt, sieht keine andere Lösung als einen neuen Fahrbahnbelag. «Was wir dieses Jahr gesehen haben, war eine schwierige Situation – im Nassen und im Trockenen. Wir haben alle gesehen, was im Regen passiert ist. Und alle haben gesehen, dass es im Trockenen wieder zu viele Bodenwellen gab. Ich denke, es muss wieder neu asphaltiert werden. In diesem Jahr hätten wir das Rennen im Trockenen durchführen können. Aber nach dem, was wir dann am Sonntag erlebt haben, deutet alles auf die Notwendigkeit eines neuen Belags hin.»

Dorna, FIM und Teamvereinigung IRTA haben mit den Briten nicht mehr ewig Geduld. Zuerst erwies sich der nach 2010 errichtete Silverstone Wing als unbrauchbar, man musste auf die alte Start/Ziel-Anlage zurückkehren. Dann gab es einen Fünf-Jahres-Vertrag mit dem Circuit of Wales für den Britischen Grand Prix, der 2015 begann.

Aber in Wales fand nie ein Baubeginn statt, das 430-Millionen-Euro-Projekt blieb eine Fata Morgana, das Geld wurde nie aufgetrieben, also mussten die Circuit-of-Wales-Betreiber Silverstone für 2015, 2016 und 2017 mieten, doch im Frühjahr 2017 schlitterte die Gesellschaft von Michael Carrick in die Zahlungsunfähigkeit.

Der geplante Umzug nach Donington Park klappte nicht, weil in den East Midlands seit dem GP-Umzug nach Silverstone (nach 2009) an der Infrastruktur nichts verbessert wurde.

Silverstone-Boss Stuart Pringle wird nichts anderes übrig bleiben, als seine Piste neu asphaltieren zu lassen, obwohl er nicht weiß, ob sein Geschäftspartner Aggregate Industries die Kosten in Kulanz übernimmt. Bisher ist das äußerst fraglich. Dieses Unternehmen gehört zum 20-Milliarden-Pfund starken LaFarge-Holcim-Konzern und hat alle Ressourcen für einen erfolgreichen Rechtsstreit, der sich über Jahre hinziehen könnte.

«Ich rechne nicht mit einem Rechtstreit», betonte Stuart Pringle gegenüber Motor Cycle News. «Aber es gibt viele Möglichkeiten. Ich stehe täglich mit den Leuten in Kontakt, die den Belag aufgebracht haben. Sie wollen das in Ordnung bringen.»

Pringle weiter: «Wir haben uns entschlossen, den Belag im letzten Winter zu erneuern, um den MotoGP-Event für die nächsten Jahre zu sichern. Wir wollen unsere Verträge mit der Dorna erfüllen. Wir sind sehr stolz, einen MotoGP-Event veranstalten zu dürfen. Wir haben noch keinen Zeitplan, aber wir haben auch noch keinen Zeitdruck für 2019. Denn die Rennstrecke funktioniert für alles, was wir tun. Wir haben die British Superbikes im Regen hier gehabt, es lief alles problemlos. Aber wir haben die Piste im Winter neu asphaltieren lassen, um die MotoGP langfristig an uns zu binden. Und wenn das nicht gelungen ist, dann ist diese Aufgabe nicht anständig erledigt worden. Das entspricht nicht dem, was wir oder unser Auftragnehmer wollten. Deshalb werden wir das Problem beseitigen.»

Es könnte aber noch ein Ärgernis auf Pringle zukommen, wenn der Auftragnehmer Aggregate Industries darauf beharrt, keinen Fehler gemacht zu haben.

Denn die Silverstone Circuit Limited kann sich keinen zweiten neuen Belag um 6 oder 7 Millionen Euro leisten.

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