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Jorge Lorenzo & Ducati: Sparen führt nicht zu Erfolg

Von Günther Wiesinger
Jorge Lorenzo gewann bislang drei Rennen für Ducati

Jorge Lorenzo gewann bislang drei Rennen für Ducati

Mit der Trennung von Jorge Lorenzo spart Ducati in der MotoGP-WM eine hübsche Stange Geld. Aber kann ihn Danilo Petrucci 2019 ersetzen? Und wird Andrea Dovizioso zu einem Titelanwärter?

Jorge Lorenzo donnerte in seinem zweiten Jahr für das Ducati-Werksteam bereits dreimal auf Platz 1, dennoch ist seit Anfang Juni klar, dass der 31-Jährige nächstes Jahr an der Seite von Weltmeister Marc Márquez bei Repsol Honda fahren wird.

Für Ducati hatte die Verpflichtung von Andrea Dovizioso Vorrang, denn Lorenzo sammelte bei den ersten vier Rennen 2018 nur sechs Punkte ein. Dovi hat im Vorjahr sechs GP-Siege gefeiert, dieses Jahr den Auftakt in Doha gewonnen und war dann WM-Leader.

Das muss man sich in Erinnerung rufen, wenn man den Ducati-Chefs Domenicali, Dall’Igna, Ciabatti und Tardozzi den Vorwurf machen will, sie hätten auf Jorge Lorenzo besser aufpassen und ihn nicht zu Repsol-Honda gehen lassen sollen.

Jack Miller (4. in Las Termas und Le Mans) und Danilo Petrucci (2. in Le Mans) aus dem Pramac-Ducati-Kundenteam brachten im Frühjahr stärkere Leistungen als der 25-Millionen-Mann von der Insel Mallorca.

Petrucci liegt jetzt noch an siebter Stelle der WM mit 119 Punkten – nur elf hinter dem viertplatzierten Lorenzo.

Mit dem heutigen Wissensstand hätte Ducati an Lorenzo festhalten müssen.

Lorenzo hat seinen Frieden mit der Desmosedici geschlossen und ist nicht gescheitert wie Bayliss, Gibernau, Melandri, Rossi und andere.

Jetzt erst erinnern wir uns wieder an die vielen makellosen Auftritte von Lorenzo auf der Yamaha, an seine fahrerischen Geniestreiche.

Aber wir erinnern und auch daran, dass er bei Ducati oft ratlos und verzweifelt wirkte, und dass ihn sogar Tito Rabat auf der 2017-Ducati 2018 schon mehrmals in den Schatten gestellt hat.

Also war es betriebswirtschaftlich sinnvoll von Ducati, über einen Wechsel Petrucci gegen Lorenzo nachzudenken. Petrucci fuhr im Vorjahr noch für 200.000 Euro, 2018 vielleicht für 400.000.

Auch wenn ihn niemand der Liga von Márquez, Rossi und Lorenzo zurechnet, so schien er eine sinnvolle Lösung als Teamkollege von Dovizioso zu sein, der Márquez seit 2017 ordentlich Gegenwehr leistet.

Ducati hatte sich mit der Verpflichtung des dreifachen MotoGP-Weltmeisters Jorge Lorenzo eine Abkürzung zum WM-Titel erhofft. Man meinte, mit ihm könne man 2017 auf Anhieb die WM gewinnen, erstmals seit Casey Stoner 2007, obwohl die Desmosedici noch kein Motorrad für alle Fälle ist.

Jetzt lachen sich Honda, Repsol und Red Bull ins Fäustchen: Der Coup des Jahrzehnts ist gelungen.

Bei Ducati wird man voraussichtlich noch oft bereuen, mit Lorenzo keine zukunftsträchtige Lösung gefunden zu haben.

Klar, Petrucci kostet 1 Million, Lorenzo hätte man 3, 4 oder 5 Millionen pro Jahr anbieten müssen.

Aber man hätte einen Superstar für zwei weitere Jahre im Team gehabt, als «back-up» für Dovizioso. Und wer in der MotoGP-WM Erfolg haben will, muss tief in die Tasche greifen. Sparsamkeit ist eine Tugend, aber in der MotoGP kein taugliches Erfolgsrezept.

Aber Ducati hat im Dezember Sponsor TIM verloren, Lenovo und NETAPP kamen an Bord, man musste zuerst einmal klären, welches Fahrerbudget für 2019 verfügbar ist.

Ein Nachteil gegenüber Eigentümer-geführten Unternehmen wie KTM: Dort wurde Johann Zarco im Winter schon für 2019 engagiert, weil ihn Stefan Pierer haben wollte. Das Budget wurde nachgereicht.

Was lernen wir daraus? Wer sparen will, wird in der MotoGP-Weltmeisterschaft nicht für Furore sorgen.

Jorge Lorenzo wird nach seinen Erfolgen mit Yamaha und Ducati auch auf Honda gewinnen. Wenn ihm das gelingt, wird er zu einer kleinen Gruppe von vielseitigen Ausnahmekönnern gehören.

Nur folgende Fahrer haben in der Königsklasse auf drei unterschiedlichen Fabrikaten gewonnen:

Mike Hailwood auf Norton, MV Agusta, Honda.

Eddie Lawson auf Yamaha, Honda, Cagiva.

Randy Mamola auf Suzuki, Honda, Yamaha.

Loris Capirossi auf Yamaha, Honda und Ducati.

Selbst Valentino Rossi hat es in der MotoGP-Klasse bisher nur auf Honda und Yamaha zu Siegen gebracht.

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