Valentino Rossi: Der Steuerskandal deprimierte ihn
Es gab nur einen Grand Prix in diesen illustren 23 Weltmeisterschafts-Jahren, bei dem Valentino Rossi vier Tage lang kein Schmunzeln über die Lippen kam. Das war in Brünn 2007.
Kurz davor war ein Steuerskandal aufgeflogen. Rossi hatte seinen offiziellen Wohnsitz im Alter von 20 Jahren nach Myfair/London verlegt und sich mit seinem damaligen Manager Gibo Badioli in einer möblierten 45-Qudratmeter-Wohnung eingenistet.
Rossi wurde nachgesagt, er sei damals mehrmals im Jahr mit Linienflügen nach London geflogen, besonders nach Übersee-Tests oder -Rennen und habe dann tagelange Aufenthalte in der englischen Hauptstadt vorgetäuscht. In Wirklichkeit sei er aber von einem anderen Terminal mit seiner Entourage mit einem Privatflieger nach Italien weitergeflogen. Denn er durfte sich offiziell nur 90 Tage im Jahr in Italien aufhalten, er musste nachweisen, dass er den Mittelpunkt seiner Lebensinteressen in London habe, was ihm angesichts der 45 Quadratmeter recht schwerfiel.
Aber der italienischen «Guardia Finanza» fiel auf, dass der Superstar weiter die meiste Zeit an der Adria verbrachte. Also wurde seine Villa inspiziert, bei seinen Autos mit italienischem Kennzeichen wurde der km-Stand kontrolliert, sogar seine Mitgliedskarte für einen Fitness-Club gab verräterische Details preis. Rossi war dort regelmäßig zum Training erschienen. Außerdem ankerte seine Yacht mit einer fünfköpfigen Besetzung dauerhaft im Hafen von Gabicce Mare unweit von Tavullia.
Es wurden also alle möglichen Indizien dafür gefunden, dass der Weltmeister den Mittelpunkt seiner Lebensinteressen weiter in Italien hatte. Also war er auch dort steuerpflichtig.
Die italienischen Medien stürzten sich in der Sommerpause 2007 auf diesen Skandal, auch befreundete GP-Reporter, die ihn vorher bei den Rennen fast täglich liebevoll umarmten, berichteten genüsslich über alle pikanten Einzelheiten.
Rossi reagierte enttäuscht, indem er sich in Brünn beim Media-Debrief nach den Trainings erstmals nicht mehr mitten unter die Journalisten stellte, sondern er ließ einen Tisch aufstellen, hielt die Reporter fünf Meter auf Distanz und sprach über ein Mikrofon mit ihnen.
Ursprünglich sollte der Yamaha-Star damals 65 Millionen Euro Steuer nachzahlen. Er vereinbarte dann einen Deal und einigte sich im Februar 2008 auf die Zahlung von 35 Millionen. Seither lebt der Superstar wieder offiziell in Italien.