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Danilo Petrucci: «Dovi verrät mir alle Geheimnisse»

Von Günther Wiesinger
Ducati-Werksfahrer Danilo Petrucci bemerkte beim ersten Training mit Andrea Dovizioso, dass er bisher viel falsch gemacht hat. Er erzählt, warum ihm «Dovi» alle Geheimnisse verrät und ihm seine Betreuer anbietet.

Danilo Petrucci (28) hat die MotoGP-WM in den letzten zwei Jahren zweimal als Gesamtachter beendet. Er war 2015 in Silverstone im Regen Zweiter (hinter Rossi), zwei dritte Plätze sicherte er sich 2017 in Assen und Misano (diesmal sogar im Trockenen), 2018 fügte er einen zweiten Platz in Le Mans dazu.

Mit diesen sechs Podestplätzen hat er sich nach vier Jahren im Pramac-Team für den Platz im Ducati-Corse-Werksteam empfohlen – er übernahm den Platz von Lorenzo. «Den habe ich nicht bekommen, weil ich besser war, sondern weil ich billiger war», hielt der Italiener fest.

Jetzt ist Danilo nicht nur Teamkollege von Andrea Dovizioso, der Jorge Lorenzo bei Ducati entzaubert hat. Mit zehn Siegen in zwei Jahren. «Petrux» bildet überraschenderweise sogar eine Trainingsgemeinsamschaft mit Dovi – und übersiedelt in die Nähe von Forli in der Emilia Romagna.

Das Duo will sich gegenseitig helfen. Dovizioso hofft auf Unterstützung von Landsmann Danilo bei der Titeljagd, Petrucci will so stark werden, dass er nach 2019 weiter Ducati-Werkspilot bleiben kann.

Danilo, warum übersiedelst du jetzt von Terni bei Rom in die Nähe von Forli in die Nachbarschaft von Andrea Dovizioso? Nur weil du dort mit deinem Teamkollegen Dovizioso trainieren kannst?

Ich will ein besseres Gefühl entwickeln.

Ich war in den letzten zwei Monaten öfter in der Ducati-Rennabteilung als in den letzten vier Jahren, als ich bei Pramac gefahren bin. Am Donnerstag dieser Woche war ich auch im Werk in Borgo Panigale und habe wie ein normaler Arbeiter gearbeitet.
Dann bin ich zur Rennabteilung spaziert, habe die Türe geöffnet, und in genau diesem Augenblick haben sie zufällig mein neues Werksmotorrad zum ersten Mal gestartet. Es war unglaublich.

Genau in dem Moment, als ich die Türe aufgemacht habe.

Für mich geht es jetzt auch darum, mein Verhältnis zu Andrea zu verbessern und mit seiner Gruppe in Kontakt zu bleiben.
Wir haben jetzt denselben Doktor, denselben Sportpsychologen und so weiter.

Er hat mich mit seiner kompletten Betreuer-Mannschaft bekannt gemacht, sie kümmert sich jetzt auch um mich.

Andrea hat zu mir gesagt: «Ich habe mich in den letzten zwei Jahren verbessert, weil ich mit diesen Leuten zusammengearbeitet habe. Ich stelle dir diese Leute jetzt zur Verfügung, denn wenn du in diesem Jahr sehr schnell bist, kann dieses Jahr dein ganzes Leben verändern. Du hast nichts zu verlieren.»

Und er hat Recht: Ich habe nichts zu verlieren.

Aber ich habe ihm die Frage gestellt: «Warum machst du das?

Warum verrätst du mir all deine Geheimnisse?»

Andrea hat entgegnet: «Ich habe meine Gründe. Und vielleicht brauche ich deine Hilfe.»

Er meinte, vielleicht werde ich zu Beginn dieses Jahres mehr Hilfe von ihm brauchen, als ich ihm geben kann.

Aber er meint, er werde mich ab dem ersten Test in Sepang als Vergleich brauchen. Er sagte, ich sei in gewissen Situationen schnell, also könne ich ihm helfen. Und wenn ich nicht schnell genug bin, wird er dafür mich unterstützen.

Wir können jetzt auch gemeinsam trainieren, neben den GP-Wochenenden beim Motocross, dann wieder in den Grand Prix. Wir bilden ein Team.

Diese Zusammenarbeit mit Andrea ist ganz etwas Neues. Auch sein Leben hat sich in den letzten zwei Jahren geändert. Er geht bewusster und zielstrebiger an seine Ziele heran. Er hat mehr Zuversicht in sein eigenes Potenzial.

Das strahlt auf mich aus und macht mich sehr viel ruhiger.
Ich blicke jetzt positiv in die Zukunft.

Wenn ich in der Nähe von Dovi wohnte, kann ich ihn oft besuchen. Das ist wichtig für mich. Ich kann mir ein paar Geheimnisse von ihm abschauen. Das ist nützlich für mich.

Du hast vor einem Jahr vor der Saison 7 kg abgenommen. Aber das war auch nicht die ideale Lösung? Machast du wieder eine strenge Diät?

Ich bin in der Vergangenheit von der Firma «Formula Medicine» betreut, ist eine Gruppe von Sportmedizinern, die sich in der Formel 1 einen Namen gemacht hat und im Motorsports ehr bekannt ist. Ich bin mit diesen Leuten immer noch befreundet.

Aber Dovi gab mir die Chance, jetzt mit seiner Mannschaft zu kooperieren.

Ich mache jetzt eine andere Art der Vorbereitung. Die ganze Denkweise hat sich geändert.

Als ich erstmals mit Dovi und seiner Truppe bei ihm trainiert habe, mit dem Motocross-Motorrad und im Kraftraum, hat er gesagt: «Was planst du? Willst du zu den Olympischen Spielen? Oder willst du ein MotoGP-Rennen fahren?»

Denn für mich war es die Normalität, jeden Tag drei Stunden zu trainieren.

Dovi korrigierte mich. Er betonte: «Du musst dich nicht auf die Quantität konzentrieren, sondern auf die Qualität. Du musst kürzerer Trainings machen, aber sie müssen intensiver werden. Du brauchst ein zielgerichtetes Training. ich stelle dir meinen Rat, meinen Arzt und meinen Sportpsychologen zur Verfügung. Sie werden dir helfen, deinen Kopf und deinen Körper besser zu verstehen. Damit du kapierst, was du brauchst, um erfolgreicher zu werden.»

Denn normalerwiese habe ich so viel trainiert, dass ich schon müde zu den Rennen gekommen bin.

Ich habe trainiert, trainiert und trainiert. Trotzdem fehlte mit in den letzten fünf Rennrunden manchmal die Kraft.

Ich habe mir manchmal die Frage gestellt: Was fehlt mir, um schnell zu sein?

Bisher habe ich nie einen Teamgefährten gehabt, der nach der Papierform deutlich besser ist als ich.

Jack Miller hat mich 2018 bei Pramac angespornt, wir sind bei vielen Rennen auf dem gleichen Niveau gewesen. Vorher war es mit Scott Redding ähnlich, wir waren auf einem identischen Niveau. Aber in der WM-Endabrechnung war ich immer deutlich vor meinen Teamkollegen.

2019 könnte das Gegenteil eintreten. Mit Andrea Dovizioso schaue ich auf einen neuen Teamkollegen, von dem ich nur lernen kann.
Wenn ich mich in seiner Nähe niederlasse, können wir beide profitieren. Einer braucht den anderen.

Denn Andrea will die WM unbedingt gewinnen.

Ich will für ihn und für Ducati nützlich sein.

Du lässt dir ungern deine Zielsetzungen für die Saison 2019 entlocken.

Ja, bisher habe ich immer gesagt: Mein Ziel ist es, nach der Saison zufrieden zu sein.

Geht es nicht genauer?

Ich will für eine großartige Saison sorgen und bei allen Rennen um die Top-5 fighten.

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