Cal Crutchlow fürchtete um seine MotoGP-Karriere
Cal Crutchlow
Drei Monate sind vergangen, seit Cal Crutchlow im FP2 auf Phillip Island heftig abflog und sich mehrere Brüche im rechten Fuß zuzog. Nach den notwendigen Operationen durfte der Brite den Knöchel sechs Wochen lang komplett nicht belasten. Später bremste eine Entzündung den Heilungsprozess.
«Es waren drei harte Monate. Ich hatte schon schlimme Verletzungen, aber nichts in dieser Größenordnung. Es gab Momente, in denen ich ganz ehrlich geglaubt habe, dass ich nie wieder ein Motorrad fahren würde. Aber ich hatte immer den Willen, mit dem Training und der Physiotherapie weiterzumachen. In meinem Kopf wollte ich konkurrenzfähig bleiben und wieder MotoGP-Rennen fahren. Ich habe nie das Handtuch geworfen und nie aufgegeben», blickte der 33-Jährige im Interview mit «Motor Cycle News» zurück.
«Versteht mich nicht falsch, aber es gab eine Zeit, in der ich glaubte, das Fußgelenk würde nie besser werden. Das war in der Mitte der Reha-Phase, nicht am Ende. Ich fuhr immer noch Fahrrad, aber ich konnte nicht gehen und hatte große Schmerzen. Ich habe viel von der Beweglichkeit verloren. Sie sagten es wären 10 bis 15 Prozent, gerade sind es eher 50 Prozent, aber es wird mit der Zeit zurückkommen. Es ist so viel künstlicher Knochen im Fuß und es ist noch sehr geschwollen. Es kann ein Jahr dauern, bis das komplett zurückgeht. Aber ich werde in der Lage sein, wieder ein Motorrad zu fahren. Wie schnell und wie konkurrenzfähig ich sein werde, weiß ich noch nicht», gab der LCR-Honda-Pilot zwei Wochen vor dem Sepang-Test zu.
Abgesehen von der Verletzung sei seine Vorbereitung aber gut verlaufen: «Ich fühle mich stark. Ich fühle mich fit und gut auf dem Fahrrad, was für mich immer wichtig ist. Es zeigt mir, wo ich stehe. Ich weiß, wie ich in eine Saison gehen muss und was ich tun muss, um bereit zu sein. Und ich glaube, dass ich mich gut vorbereitet habe. Es war ohne Zweifel ein harter Winter, aber in Kalifornien zu sein, hat einen großen Unterschied gemacht. Ich bin weit weg von der europäischen MotoGP-Szene, wo jeder mehr im Rampenlicht steht und zu Medien-Events und so weiter muss.»
«Hier ist es viel ruhiger. Das Team weiß, wie ich arbeite und steht jedes Jahr zu 100 Prozent hinter mir. In Kalifornien zu sein ist für mich immer das Beste. Dieses Jahr war es noch besser, weil ich weit weg war von allen, die mich alle zehn Minuten nach meinem Fußgelenk fragen würden – während ich alles versuche, um es hinzubekommen», erklärte Crutchlow, der sich Nahe San Diego ganz in Ruhe auf die Genesung und das Training konzentrieren kann – umgeben von seiner Familie: Ehefrau Lucy und der zweijährigen Tochter Willow.
«Lucy war eine so große Unterstützung. Es gab Momente, in denen es für mich schwierig war, daran zu glauben, dass ich zurückkommen werde. Aber sie geht mit mir ganz normal um und pusht mich, um sicher zu gehen, dass ich alles mache, was ich tun muss. Daneben kümmert sie sich um Willow. Eines der härtesten Dinge war, dass ich Willow nicht hochnehmen und mit ihr spielen und laufen konnte. Für mich als Vater war das schwer», bedauerte der Brite.
Gesellschaft leistete ihm auch sein Landsmann und Tour-de-France-Star Mark Cavendish: «Dass Mark hierherkam, war auch gut. Er hatte mich seit meinem Crash nicht gesehen, bis er Ende Dezember ankam. Auch wenn wir an den meisten Tagen miteinander gesprochen haben, glaube ich nicht, dass er verstanden hatte, wie schwer meine Verletzung war – bis er gesehen hat, dass ich nicht einmal laufen konnte. Wenn wir mit dem Fahrrad unterwegs waren, konnte ich mich nicht einmal aus den Klickpedalen lösen! Aber wir pushen uns unglaublich. Wir sind viel zusammen gefahren und wir hatten eine schöne kleine Gruppe, mit der wir trainiert haben.»
Vom 6. bis 8. Februar finden auf dem Sepang International Circuit die nächsten MotoGP-Tests für die Saison 2019 statt. Der Honda-Pilot fliegt ohne große Erwartungen nach Malaysia.
«Ich mache mir keine Illusionen und keinen Druck. Ich habe kein Ziel für den Start der Saison. Darüber habe ich mit Honda und dem Team gesprochen. Mein Ziel für den Test ist, auf mein Bike zu steigen und einfach wieder Spaß am Fahren zu haben. Das letzte Mal, dass ich auf einem Motorrad gesessen bin, war auf Phillip Island in Turn 1. Ich fahre im Winter sowieso nie Motorrad. Manchmal steige ich auf meine Motocross-Maschine, aber dieses Jahr wollte ich mit dem Fußgelenk nichts riskieren – und dann feststellen, dass der Knöchel in keiner guten Verfassung ist. Da reise ich lieber nach Malaysia, schau, wie es läuft, und fange mit der Arbeit an», meinte der dreifache GP-Sieger, der sich für den weiteren Verlauf der Saison aber einiges vorgenommen hat.
«Ich gehe nicht mit dem Gedanken hin, dass ich bei den ersten Testfahrten in den Top-5 sein muss. Ich muss dort hin, um das Bike zu fahren und zu verstehen, um Informationen zu liefern. Wenn das bedeutet, dass ich 15. bin, dann bin ich eben 15. – es ist aber nicht meine Absicht, das ganze Jahr über auf Platz 15 zu stehen. Ich will zurückkommen und Rennen gewinnen. Wenn mir das gelingt, wäre es eine wundersame Wende. Ich kennen keinen, der das bewältigt hat, was ich zu bewältigen habe. Ich weiß, wenn Fahrer sich verletzten, kommen sie alle zurück. Ich habe wirklich nichts unversucht gelassen, um für den ersten Grand Prix des Jahres 2019 fit zu sein. Ich gebe alles.»