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Honda wollte Ducati-Flügel kopieren – aber abgeblitzt

Von Günther Wiesinger
Das ist der umstrittene Ducati-Spoiler

Das ist der umstrittene Ducati-Spoiler

Honda darf in Argentinien keine Flügel-Kopie des umstrittenen Ducati-Spoilers an die Schwinge schrauben. Und Gigi Dall'Igna betont, der Flügel senke die Reifentemperatur um 7 Grad.

Dorna, FIM und das Hersteller-Bündnis MSMA kommen durch die Ablehnung des Protests gegen den Ducati-Spoiler in Teufels Küche.  Wie von SPEEDWEEK.com bereits am Dienstag vorausgesagt: Die Situation in der MotoGP-WM eskaliert nach der Ablehnung des Protests von Honda, Suzuki, KTM und Aprilia gegen die umstrittenen Hinterradflügel der Ducati GP19 nach dem GP von Katar. In Las Termas de Río Hondo machte gestern die Neuigkeit die Runde, Repsol-Honda habe einen Spoiler an der Hinterradschwinge zur Abnahme gebracht.

Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig und Takeo Yokoyama, Technical Director von HRC, sollen auf die Frage, welchen Zweck der Spoiler habe, geantwortet haben. «Er erzeugt Downforce.» Daraufhin sei der Einsatz des Honda-Spoilers untersagt worden, wird jetzt kolportiert. Technical Director Danny Aldridge betonte, er könne erst ein Urteil zur Rechtmäßigkeit des Flügels von Honda abgeben, sobald er auf der Rennstrecke benutzt werde. Takeo Yokoyama sei zornig davon gestapft, wurde von Augenzeugen geschildert. Der Krieg zwischen Honda und Ducati nimmt langsam unerfreuliche Formen an.

«Honda respektiert das Urteil», versicherte Puig. «Aber wir stimmen ihm nicht zu.» Denn eine Honda-Studie brachte ans Tageslicht, dass beim Ducati-Flügel das Hinterrad bei Top-Speed mit einem Druck von 4 bis 6 kg auf den Boden gepresst wird.

Laut Suzuki-Teamchef Davide Brivio ging es beim Berufungsgericht nicht mehr um die Frage, ob das «device» Abtrieb («downforce») erzeuge, das habe niemand mehr bestritten. «Am Ende wurde eine rein rechtliche Frage daraus», erzählte Brivio.

Es ging dann um Wortklauberei, um die Interpretation des Zusatzes zu den «Aerodynamic Guidelines» vom 2. März 2019. Ob das umstrittene «device» legal oder im Sinne des Gesetzes war, wurde gar nicht mehr vordergründig behandelt.

Dabei steht in der Version 5 der «Grand Prix Aero Body Design Guidelines» über die Flügel unter der Schwinge: «… their purpose is not to generate aerodynamic forces with respect to the ground…»

Der Flügel darf also nicht in der Absicht montiert werden, dass er Abtrieb erzeugt und das Hinterrad auf den Boden drückt…

Die Honda-Manager haben aber leichtsinnigerweise genau diese Absicht am Donnerstag zugegeben. Sie haben den Grund des Verdikts der FIM-Richter offenbar nicht verstanden. Ducati hingegen betont weiter brav, man wolle damit nur den Hinterreifen kühlen.

Die erwartete Farce ist also im Handumdrehen Tatsache geworden.

Brivio: «Es ist klar, dass dieser Flügel Downforce erzeugt. Das haben die Kalkulationen der vier Werke deutlich demonstriert und bewiesen. Während der Anhörung hat Ducati dieser Ansicht nicht widersprochen. Aber anscheinend geht es laut Reglement nur um die Absicht, mit der du dieses ‚device‘ an das Motorrad baust. Ducati behauptet, ihre Absicht sei gewesen, den Hinterreifen zu kühlen, es ging ihnen nicht darum, aus dem Downforce-Effekt Nutzen zu ziehen… Die besagte Vorschrift lässt zu viel Spielraum für Interpretationen. Im Grunde hat man uns gesagt: Wenn die Downforce nicht mit Absicht zustande kommt, ist so ein ‚device‘ legal. Aber die Diskussion glitt in ein anderes Feld ab. Es ging nur noch darum, ob Ducati die Absicht hatte, mit diesem 'device' Abtrieb zu erzeugen.»

«Honda hat alles analysiert», sagte Marc Márquez. «Ich bin sicher, dass alle Hersteller Forschungen betreiben. Aber ich weiß nicht, ob das 'device‘ viele Zehntel bringt.»

Alex Rins: «Ich bin in Katar auf Platz 4 gelandet. Ich habe das ganze Rennen gegen Dovi mit seinem Spoiler gekämpft. Ich habe keinen großen Unterschied gespürt.»

Aprilia macht sich lustig. «Sind also bei den Vögeln die Flügeln auch nur da, um die Füße zu kühlen? Dass sie damit fliegen, ist das ein unerwünschter Nebeneffekt?»

Gigi Dall’Igna, General Manager von Ducati Corse: «Wir haben herausgefunden, dass unser Teil unter der Schwinge die Temperatur des Hinterreifens um durchschnittlich 7 Grad senkt. Deshalb haben wir es verwendet. Die Gegner haben uns vorher gesagt, dass sie nach dem Rennen protestieren werden. Wahrscheinlich haben sie erwartet, dass wir das ‚device‘ abbauen werden. Aber ich habe mich geweigert. Dadurch standen wir während und nach dem Rennen stark unter Druck. Denn die Disqualifikation unserer beiden Motorräder stand im Raum.»

Dall‘Igna rechnet damit, dass die Konkurrenz den Hinterradspoiler kopieren wird. «Denn er kühlt nachweislich den Hinterreifen. Wir haben uns ja auch durch den Flügel inspirieren lassen, den Yamaha beim Valencia als 'water deflector' (Wasserabweiser) im Regen verwendet hat. Wir sind aber mit unserem System nie im Windkanal gewesen, weil unser Ziel nicht war, damit einen aerodynamischen Effekt zu erzielen. Wir wollten nur den thermischen Effekt am Hinterreifen erzielen. Wir haben das ‚device‘ beim Katar-Test auf der Rennstrecke ausprobiert. Dazu haben wir eine Simulation gemacht, um herauszufinden, wie viel frische Luft wir damit auf den Hinterreifen bringen können.»

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