Cal Crutchlow spricht Klartext über Stefan Bradl
Cal Crutchlow
Bei LCR Honda fahren in diesem Jahr der 33-jährige Cal Crutchlow (mit wechselnden Hauptsponsoren) mit einer 2019-Honda und der 27-jährige Takaaki Nakagami auf einer 2019-Honda mit Idemitsu-Sponsorship. Der Japaner lag in der ersten Saisonhälfte lange Zeit vor Crutchlow in der WM-Tabelle und rechnet für die nächste Saison fix mit einer 2020-Werks-Honda. Denn es wird seine dritte MotoGP-Saison sein. Und wenn Lorenzo aufhören sollte, was sich momentan nicht abzeichnet, könnte «Taka» sogar ins Repsol-Honda-Team wechseln.
Was hält Crutchlow davon? «Ich glaube nicht, dass Taka so ein 2020-Werksmotorrad verdient. Ich werde im Moment nichts Gutes über ihn sagen, denn unser Verhältnis ist nicht fantastisch. Die Entscheidung liegt bei Honda. Aber ich meine, er hat so ein Bike nicht verdient. Er hat in zweieinhalb Jahren einen fünften Platz als bestes Ergebnis erreicht. Klar, er ist Japaner, es ist gut, dass er für Honda fährt. Er klagt inzwischen das ganze Jahr über, weil er nicht dasselbe Motorrad hat wie die anderen drei Honda-MotoGP-Piloten. Aber ehrlich gesagt: Ich glaube, er wäre im Moment auf unserem Motorrad langsamer als auf der Vorjahresmaschine. Das ist sicher. Dass Taka beim Barcelona-Test schnell war, bedeutet gar nichts. Er hat damals einen Reifen verwendet, der ihn eine Sekunde pro Runde schneller gemacht hat.»
Crutchlow: «Nakagami muss einsehen, wie Honda arbeitet. Das muss er noch verstehen lernen. Er lehnt gewisse Dinge ab. So kann es passieren, dass er für 2020 ohne MotoGP-Deal dasteht. Es gibt einige gute Moto2-Fahrer, die seinen Platz übernehmen können. Einer von ihnen hat einen Bruder, der bereits Weltmeisterschaften gewonnen hat…»
«Ich habe ein großartiges Verhältnis mit Honda, ich gebe mein Bestes für Honda. Ich liefere ihnen das beste Feedback, das ich ihnen liefern kann. Ich bitte Honda auch manchmal um gewisse Dinge, und ich akzeptiere, wenn ich sie nicht bekommen kann. Nakagami macht einen ordentlichen Job mit dem Motorrad das ihm zur Verfügung steht. Wenn er 2020 das diesjährige Motorrad bekommt, das bis zum Finale in Valencia weiterentwickelt wird, dann wird er in der nächsten Saison besser dastehen als in der Gegenwart. Das Honda-Paket kann am Saisonende wieder sehr stark sein. Es kann besser sein als jetzt», meint Cal.
Anderseits wäre es für Honda eventuell sinnvoll, 2020 alle vier MotoGP-Piloten auf identischen Bikes zu haben, um mehr Daten sammeln zu können.
Was hält Crutchlow von Lorenzo-Ersatzmann Bradl? «Stefan leistet als Testfahrer gute Arbeit, er fährt gut und er ist schnell. Er testet gut, er liefert brauchbare Informationen. Stefan ist ein spezieller Fahrer. Wie es bei Jorge Lorenzo aussieht, ist schwer zu sagen. Wir kennen seinen Speed bei Ducati und wir haben gesehen, was er mit der Honda bisher geleistet hat.»
Könnte Bradl 2020 ein Honda-Stammfahrer werden? «Nein, er ist nicht so gut. Er ist ein guter Testfahrer. Wenn er gut genug für eine Stammfahrervertrag wäre, hätte er einen Vollzeit-Job», sagt Crutchlow.
Was wird also mit Nakagami 2020 geschehen? Crutchlow: «Bei Honda wird erwartet, dass du bei jedem Rennen in den Top-6 bist und um Podestplätze fährst. Ich muss zu seiner Verteidigung sagen, dass er 2018 wie alle anderen Rookies bei Honda kein besonders gutes Material hatte. Aber wenn du jetzt die Rookies wie Joan Mir und besonders Fabio Quartararo anschaust, dann besiegen sie Nakagami jetzt in ihrem ersten Jahr. Er hat aber schon ein Jahr MotoGP-Erfahrung.»