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Lucio Cecchinello (LCR): «Cal ist reifer geworden»

Von Günther Wiesinger
Seit fünf Jahren ist Cal Crutchlow die Nummer 1 bei LCR-Honda, er hat in dieser Zeit drei GP-Siege errungen. Die Bilanz von Teamchef Lucio Cecchinello fällt positiv aus.

LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello blickt jetzt auf eine fünfjährige Zusammenarbeit mit Cal Crutchlow zurück. Der 33-jährige Brite hat in dieser Zeit die WM-Ränge 8, 7, 9, 7 und 9 erreicht. Außerdem wurden gemeinsam drei GP-Siege gefeiert, dazu vier zweite und sieben dritte Plätze. Der Teamchef hoffte zwar mehrmals auf einen Top-5-Platz in der Gesamtwertung, aber dazu fehlte bei Crutchlow die Beständigkeit. Auch in diesem Jahr verzeichnete er sechs Nuller in 19 Rennen.

Trotzdem beendete Cal Crutchlow die WM zum zweiten Mal als zweitbester Honda-Pilot neben Marc Márquez. Deshalb rechnete er sich auch Chancen auf die Lorenzo-Nachfolge bei Repsol-Honda aus. Aber er zog gegen Alex Márquez den Kürzeren.

Im vergangenen Sommer machte der auf der Insel Man lebende Haudegen seinen Ende 2020 möglichen Rücktritt zum Thema. Schon im August 2028 hatte er erwähnt, dass der aktuelle Zwei-Jahres-Vertrag bei HRC sein letzter sein könnte.

Bei manchen Grand Prix 2019 kam Crutchlow gehörig uns Grübeln. So lag er zum Beispiel in Misano am Freitag nicht in den Top-Ten. «Ich habe momentan nicht den Speed für das Q2 und hier null Feeling mit dem Motorrad. Ich muss mir also Gedanken machen, wie wir mein Gefühl mit dem Bike verbessern können», seufzte er damals. «Was die Ursache ist – ich habe keine Ahnung. Normal sind wir mit der Honda auf rutschigen Pisten stark – in Barcelona, Sachsenring, Phillip Island.» Aber in Misano klappte für ihn gar nichts.

«Es ist offensichtlich, dass man das Motorrad schneller um die Piste befördern kann, denn Marc macht es vor», betonte der 33-jährige Brite mehrmals. «Es ist einfach zu sagen, ich solle Marc kopieren. Aber wir können nicht einfach die Richtung von Marc einschlagen und seinen Fahrstil nachahmen. Ich muss mein eigenes Ding machen. Aber das funktionierte nicht immer.»

Crutchlow stürzte dann in Misano im Rennen beim Versuch, seine um vier Zehntel zu langsame Rennpace mit Kampfgeist auszubügeln.

Der Honda-Werkspilot bemängelte auch, dass er in der vergangenen Saison über eine einzelne Runde nicht mehr den Speed der Vergangenheit hatte. Es gelang ihm selten, im Qualifying einen zufriedenstellenden Startplatz zu ergattern.

Nur einmal stand die Nummer 35 als Dritter (in Texas) in der ersten Reihe, zweimal fuhr er als Fünfter los, sechsmal als Sechster, viermal als Neunter, je einmal als Siebter, Achter, 11., 13., 14. und 15.

«Ich kann ja nicht einfach in die erste Kurve einbiegen und mir zum Ziel setzen, einfach eine Zehntelsekunde später zu bremsen. So geht es nicht, auch wenn ich mir das wünsche. Mein Feeling mit dem Motorrad ließ in diesem Jahr zu wünschen übrig. Dabei hatte ich ein schnelles Motorrad. Ich verlor die Rundenzeit meistens in den Kurven. Marc war dort schneller. Also kann ich nicht behaupten, ich hätte die fehlenden Zehntel wegen des Motorrads verloren. Ich konnte auf manchen Pisten nicht die gleichen Rundenzeiten wie Marc Márquez fahren. Auf einigen Strecken war es möglich, auf vielen anderen aber auch nicht. In Mugello und in Misano nicht, in Katar hingegen schon», erklärte der MotoGP-Routinier.

Er klagte: «Das diesjährige Bike ist auf den Geraden besser, aber das Turning ist schlechter geworden. Das Problem ist, dass man auf vielen Strecken zwei bis drei Geraden und 17 Kurven hat. Und in den Kurven fühlte ich mich oft nicht wohl.»

Der ehemalige Supersport-Weltmeister aus Coventry zeigt von Jahr zu Jahr mehr Respekt vor dem Können von Weltmeister Márquez. «Marc ist offensichtlich besser als jeder andere in der WM. Eigenartig ist, dass wir in einigen Rennen gut unterwegs waren und in anderen richtig schlecht. Die Leistung war nicht konstant. Wenn ich jedes Mal den fünften Platz geholt hätte, wäre ich WM-Dritter geworden. Aber das klappt nicht, ich wurde manchmal nur Zwölfter, Dritter oder Siebter. Marc wurde hingegen dauernd Erster oder Zweiter. Marc ist sehr gut darin, auch dann stark zu fahren, wenn er sich nicht super fühlt. Er überwindet alle Probleme und schafft es trotzdem, schnell zu sein. Ich kenne keinen anderen Fahrer auf dieser Welt, der dazu in der Lage wäre.»

«Cal ist ein sehr ehrlicher Kerl», stellte Lucio Cecchinello im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Er sagt immer, was er denkt, ob es positiv für ihn ist oder nicht. Das ist eine Qualität von Cal. Wenn er in dieser Saison manchmal gesagt hat, er habe über eine einzelne Runde nicht mehr den Speed von früher, dann spielen da vielleicht die Stürze und Verletzungen der letzten Jahre eine Rolle. Er fuhr damals sehr aggressiv. Jetzt wird er in dieser Hinsicht ein bisschen konservativer. Er denkt vermehrt daran, die Zielflagge in der bestmöglichen Position zu erreichen. Denn er hat von 2016 bis 2018 einige Situationen wie zum Beispiel in Katar oder in Le Mans erlebt, wo er über eine Runde wirklich viel riskiert hat und dann gestürzt ist. Ich würde nicht sagen, Cal sei jetzt über eine Runde langsamer geworden, weil er ein gewisses Alter erreicht hat. Ich würde eher sagen, er ist reifer geworden. Das ist Teil eines Lernprozesses.»

MotoGP-WM-Endstand nach 19 Rennen:

1. Marc Márquez, 420 Punkte. 2. Dovizioso 269. 3. Viñales 211. 4. Rins 205. 5. Quartararo 192. 6. Petrucci 176. 7. Rossi 174. 8. Miller 165. 9. Crutchlow 133. 10. Morbidelli 115. 11. Pol Espargaró 100. 12. Mir 92. 13. Nakagami 74. 14. Aleix Espargaró 63. 15. Bagnaia 54. 16. Iannone 43. 17. Oliveira 33. 18. Zarco 30. 19. Lorenzo 28. 20. Rabat 23. 21. Bradl 16. 22. Pirro 9. 23. Syahrin 9. 24. Abraham 9. 25. Guintoli 7. 26. Kallio 7.

Konstrukteurs-WM:

1. Honda 426. 2. Yamaha 321. 3. Ducati 318. 4. Suzuki 234. 5. KTM 111. 6. Aprilia 88.

Team-WM:

1. Repsol Honda Team 458. 2. Ducati Team 445. 3. Monster Energy Yamaha 385. 4. Petronas Yamaha SRT 307. 5. Team Suzuki Ecstar 301. 6. Pramac Racing 219. 7. LCR Honda 210. 8. Red Bull KTM Factory Racing 134. 9. Aprilia Racing Team Gresini 106. 10. Red Bull KTM Tech3 42. 11. Reale Avintia Racing 32.

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