Hockenheimring: Weniger Motorsport, mehr Wirtschaft
Die Motorrad-WM-Klassen waren letztmals 1994 in Hockenheim unterwegs
Künftig wollen die Streckenverantwortlichen des Hockenheimrings neue Wege gehen und die Nutzung des Traditionskurses ändern. So soll die Anlage in Zukunft zu einem modernen Wirtschaftsstandort ausgebaut werden.. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut sprach unlängst im Rahmen ihres Besuchs an der Strecke Hockenheimring von einem «technologieoffenen Mobilitätszentrum der Zukunft», wie die Rhein-Neckar-Zeitung berichtet. Dazu sollen weiterhin Grossveranstaltungen und Konzerte auf dem Gelände stattfinden.
Der Motorsport, der zur DNS der deutschen Strecke gehört, soll aber nicht ganz aus dem Programm verschwinden. Auf zwei Rädern geben die Piloten im Rahmen der IDM, der 1000 km von Hockenheim, der Hockenheim Classics und des Mai-Pokal-Revivals Gas. Und die Vierrad-Fans kommen dank DTM, ADAC GT Masters, International GT Open, Porsche Sports Cup, Nitrolympx und Jim Clark Revival auf ihre Kosten.
Die Formel 1 wird in diesem Jahr aber nicht mehr zu Gast sein. Das liegt in erster Linie am Finanziellen. Denn obwohl die Tribünen an den F1-Rennwochenenden in den letzten beiden Jahren gut gefüllt waren, reichte es nicht. Hockenheimring-GmbH-Geschäftsleiter Georg Seiler und seine beiden jungen Nachfolger Jochen Nerpel und Jorn Teske hatten schon im vergangenen Mai betont, dass man die Formel 1 gerne wieder begrüssen werde, aber nicht um jeden Preis.
Gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung bestätigte der mittlerweile in den Ruhestand getretene Seiler im August 2019, dass sich die Restschulden nach dem jüngsten, 65 Millionen Euro teuren Umbau immer noch auf 28 Millionen Euro belaufen. Und er stellte wie seine Nachfolger klar: Die finanziellen Rahmenbedingungen entscheiden letztlich darüber, ob die Formel 1 wieder zurückkehrt.
Bei der Hoffnung, die Formel 1 wieder begrüssen zu dürfen, spielt letztlich der junge Mick Schumacher auch eine Rolle. Sollte der heutige F2-Pilot wie angedacht im nächsten Jahr den Sprung in die Königsklasse wagen, liegt es auch im Interesse von F1-CEO Chase Carey, wieder ein Rennen in Deutschland auszutragen.
Der Hockenheimring blickt auf eine lange Motorsport-Historie zurück. Die ursprüngliche Strecke wurde 1932 in nur drei Monaten als unbefestigter Dreieckskurs angelegt, auf Initiative des Motorradfahrer-Clubs Hockenheim. Die Formel-1-WM war erstmals 1970 auf dem Hockenheimring unterwges.
Auch die Motorrad-WM trug zwischen 1957 und 1994 insgesamt 22 Rennen auf dem baden-württembergischen Rundkurs aus. Seit 1998 gastiert der MotoGP-Zirkus auf dem Sachsenring.