Ducati-CEO Claudio Domenicali verteidigt Fahrerwahl
Danilo Petrucci, Claudio Domenicali und Andrea Dovizioso
2018 bescherten Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo Ducati noch sieben GP-Siege in einer Saison, 2019 gelangen «Dovi» und seinem neuen Teamkollegen Danilo Petrucci nur noch drei Erfolge. Das rein italienische Duo arbeitet eng zusammen, die Trainingsgemeinschaft wird 2020 fortgesetzt. Aber ist diese Konstellation das richtige Rezept zum Erfolg?
«Ein bisschen positiver Konkurrenzkampf im Team ist durchaus positiv, weil jeder gepusht wird», gab Ducati-CEO Claudio Domenicali bei der Teamvorstellung in Bologa zu. «Wenn man manchmal glaubt, dass es nicht machbar ist, und dann sieht man den Teamkollegen, der es tut, dann ist das die Motivation, um noch eine Schippe draufzulegen.»
«Ich glaube, es ist sehr wichtig, zwei schnelle Fahrer im Team zu haben», bekräftige der 54-jährige Italiener, fügte aber auch an: «Du brauchst keine Leute, die sich hassen, denn das ist sehr dumm. Ich glaube, wir haben eine sehr gute Aufstellung. Wir wurden kritisiert, als wir diese Entscheidung getroffen haben, aber dann hat Danilo bewiesen, dass er sehr schnell sein konnte.»
Beim Heim-GP in Mugello zog Dovizioso gegen den Neuzugang im Ducati-Werksteam gar den Kürzeren. «Bei einigen Rennen, darunter der Italien-GP, war die Situation recht komplex, aber das ist Racing. Solange es fair ist, ist es okay», meinte der Ducati-CEO, der sich einen Seitenhieb auf Honda und Seriensieger Marc Márquez nicht verkneifen konnte.
«Gewinnen ist wichtig, natürlich, aber ich glaube, dass Hersteller, die immer nur mit demselben Fahrer gewinnen, während ihr zweiter Mann auf demselben Motorrad Mühe hat in die Top-10 zu kommen, für die Marke keinen so großen Nutzen erzielen wie Ducati», hielt Domenicali fest. Denn das Rennfahren sei für Ducati ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens und die höchste Ausprägung der Forschungs- und Entwicklungsarbeit – Technologien, die zumindest teilweise auf die Serienproduktion übertragen werden.
«Wir waren 2019 die Einzigen, die mit beiden Fahrern gewonnen haben, während der Hersteller, der die Weltmeisterschaft gewonnen hat, Mühe hatte – nicht nur mit dem Werksteam, auch mit dem Satellitenteam. Bei einem aufmerksamen Motorradfan könnten da Zweifel aufkommen, wessen Verdienst es mehr ist, der Wettbewerbsfähigkeit des Motorrads oder des Fahrers», so der Ducati-CEO, der im Sinne der Marke sogar noch weiter ging: «Ich werde lieber Zweiter und zeige, dass alle Fahrer auf unserem Motorrad gewinnen können, als wiederholt mit einem einzigen Fahrer zu gewinnen, während die anderen nicht einmal annähernd dahin kommen. So wird auf gewisse Weise gezeigt, dass die Performance vor allem von dem Fahrer abhängt. Es ist eine herausragende sportliche Performance des Athleten, aber weniger der Technologie der Marke.»
Und wie wichtig ist es für die Marke aus Borgo Panigale, italienische Fahrer zu beschäftigten? «Das ist nicht so wichtig, wir wollen schnelle Fahrer», entgegnete Domenicali. «Aber wir haben Glück, weil wir schnelle italienische Fahrer haben. Wir haben unsere Geschichte mit australischen, italienischen und britischen Fahrern geschrieben – Carl Fogarty war zum Beispiel ein fantastischer Teil der Geschichte», verwies er unter anderem auf den vierfachen Superbike-Weltmeister.
«Wir haben eine fantastische Geschichte mit Andrea [Dovizioso], der viele Siege mit uns gefeiert hat und dreimal in Folge Vizeweltmeister wurde, was in der Márquez-Ära eine ziemliche Errungenschaft ist», fuhr Domenicali fort.
Im Hinblick auf die Saison 2020 spricht der Ducati-CEO Dovizioso und Petrucci sein Vertrauen aus: «Man sieht es, sie sind zuversichtlich, trainieren richtig und jeder von uns ist bereit, das Beste zu geben – das Unternehmen, das Team und die Fahrer. Ich glaube, das ist der Spirit, den die ‚Ducatisti‘ von uns wollen. Ich glaube, dass sie für das Team gemeinsam eine fantastische Performance abliefern werden.»