Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Pol Espargaró: «Zarco stellte es sich leichter vor»

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró in Valencia: Platz 9 beim Test

Pol Espargaró in Valencia: Platz 9 beim Test

«Unser Motorrad ist erst drei Jahre alt, deshalb müssen wir mehr entwickeln als die Gegner», sagt KTM-Werkspilot Pol Espargaró. Er weiß, weshalb Johann Zarco bei KTM gescheitert ist.

Auf dem 28-jährigen Pol Espargaró ruhen seit drei Jahren die Hoffnungen des Red Bull KTM-MotoGP Factory Teams. Der Spanier kommt mit der KTM RC16 tadellos zurecht. Er hat sich auch nicht aus der Fassung bringen lassen, als ihm KTM 2019 statt Bradley Smith mit dem zweifachen Moto2-Weltmeister Johann Zarco einen vermeintlichen neuen Teamleader für eine Jahresgage von 1,8 Mio Euro in die Box setzte.

Pol machte sich natürlich seine Gedanken über die Gründe des Scheiterns des oft überragenden Franzosen, der auf der Tech3-Yamaha 2017 und 2018 WM-Sechster war, sechs MotoGP-Podestplätze eroberte und 2017 den Rookie of the Year-Award gewann.

«Johann wollte mit der KTM sehr schnell und auf sehr einfache Weise schnell sein, wie es ihm vorher mit der Yamaha gelungen ist», sagt Espargaró, der am Wochenende in Kitzbühel als Gast von Red Bull den Abfahrts-Doppelsieg der Österreicher Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr miterlebte. «Aber mit der KTM geht das nicht. Für dieses Bike brauchst du Zeit. Du musst dich daran gewöhnen und dich  anpassen, du musst das Motorrad und seine Limits kennenlernen.»

Zarco stürzte sich tatsächlich kopfüber ins KTM-Abenteuer – und purzelte am ersten Testtag im November 2018 gleich zweimal vom Motorrad. «Ab diesem Zeitpunkt war zwischen KTM und Zarco GAME OVER», sagt Tech3-Teambesitzer und Zarco-Kenner Hervé Poncharal.

Nur beim Sepang-Test im Februar 2019 wirkte Zarco nach Platz 11 zufrieden. «Wir haben Fortschritte gemacht, ich habe ein besseres Gefühl für den Vorderreifen. Hier ist kein KTM-Fahrer übers Vorderrad weggerutscht», stellte er zufrieden fest.

«Danach kam Johann nie mehr ein positives Wort über KTM über die Lippen», ist einem Teammitglied aufgefallen.

«Diesen besagten Test in Malaysia muss man sich genau anschauen», hält Pol Espargaró fest. «Es war ein Fünf-Tage-Test, denn wir sind schon unmittelbar vor dem IRTA-Test dort zwei Tage gefahren. Am ersten und zweiten Tag war Johann sehr schlecht. Auch am dritten Tag ging es nicht besser. Am vierten Tag hat er sich leicht gesteigert. Am fünften Tag war er sehr schnell. Wenn wir dann auf das ganze Jahr schauen, hat er am ersten Tag meistens sehr langsam begonnen. Anderseits war er auf manchen Strecken und bei manchen Rennen ziemlich schnell, auch in Misano. Ich glaube, er hat sich sehr stark darauf verlassen, dass ihm alles leicht von der Hand geht. Aber in der MotoGP fällt dir der Erfolg nicht in den Schoß. Du musst dich gegen manche Widerstände wehren und kämpfen.»

Johann Zarco zeigte trotz seiner Position als KTM-Werksfahrer auch nie ausreichend Lust, neue Teile zu testen. Dieses Aufgabe musste das Team oft bis zur Erschöpfung Pol Espargaró aufhalsen.

«Ja, die Entwicklung ist Teil des MotoGP-Projekts von KTM», ist sich Pol bewusst, der bei den November-Tests zweimal Neunter war. «Alle Ingenieure tüfteln pausenlos neue Komponenten aus, die Elektroniker, die Chassis-Designer, die Motoren-Techniker. Wir Fahrer, auch die neuen Fahrer, die zu uns kommen, müssen wissen, dass wir Opfer bringen und auch bei den Grand Prix testen müssen. Es ist bei uns nicht so einfach wie für die jungen Fahrer, die zum Beispiel zu Petronas kommen und dort bewährtes Material haben. Unser Motorrad ist erst drei Jahre alt. Das bedeutet, dass wir mehr arbeiten müssen als die Gegner, wenn wir eines Tages an der Spitze ankommen wollen. Irgendwann werden neue Fahrer zu KTM kommen und es wird ihnen alles sehr leicht fallen. Aber momentan ist das noch nicht der Fall.»

Jerez-Test, 25. und 26. November:

1. Viñales, Yamaha, 1:37,131 min
2. Marc Márquez, Honda, 1:37,820 min, + 0,689 sec
3. Rins, Suzuki, 1:37,837, + 0,706
4. Quartararo, Yamaha, 1:37,885, + 0,754
5. Mir, Suzuki, 1:37,959, + 0,828
6. Dovizioso, Ducati, 1:37,986, + 0,855
7. Morbidelli, Yamaha, 1:38,100, + 0,969
8. Miller, Ducati, 1:38,113, + 0,982
9. Pol Espargaró, KTM, 1:38,211, + 1,080
10. Crutchlow, Honda, 1:38,253, + 1,122
11. Rossi, Yamaha, 1:38,352, + 1,221
12. Petrucci, Ducati, 1:38,358, + 1,227
13. Iannone, Aprilia, 1:38,442, + 1,311
14. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:38,500, + 1,369
15. Rabat, Ducati, 1:38,813, + 1,682
16. Guintoli, Suzuki, 1:38,962, + 1,831
17. Alex Márquez, Honda, 1:39,224, + 2,093
18. Smith, Aprilia, 1:39,588, + 2,457
19. Pedrosa, KTM, 1:39,594, + 2,463
20. Pirro, Ducati, 1:39,652, + 2,521
21. Lecuona, KTM, 1:39,880, + 2,749
22. Binder, KTM, 1:39,943, + 2,812
23. Granado, Ducati, 1:43,056, + 5,925

Valencia-Test, Gesamtwertung 19./20. November:

1. Viñales, Yamaha, 1:29,849 min
2. Quartararo, Yamaha, 1:30,013 min, + 0,164 sec
3. Morbidelli, Yamaha, 1:30,114, + 0,265
4. Crutchlow, Honda, 1:30,316, + 0,467
5. Mir, Suzuki, 1:30,427, + 0,578
6. Rins, Suzuki, 1:30,503, + 0,654
7. Marc Márquez, Honda, 1:30,556, + 0,707
8. Dovizioso, Ducati, 1:30,665, + 0,816
9. Pol Espargaró, KTM, 1:30,685, + 0,836
10. Rossi, Yamaha, 1:30,781, + 0,932
11. Miller, Ducati, 1:30,854, + 1,005
12. Rabat, Ducati, 1:31,258, + 1,409
13. Pirro, Ducati, 1:31,424, + 1,575
14. Petrucci, Ducati, 1:31,433, + 1,584
15. Pedrosa, KTM, 1:31,470, + 1,621
16. Lecuona, KTM, 1:31,515, + 1,666
17. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31,526, + 1,677
18. Abraham, Ducati, 1:31,597, + 1,748
19. Bradl, Honda, 1:31,657, + 1,808
20. Iannone, Aprilia, 1:31,674, + 1,825
21. Smith, Aprilia, 1:32,090, + 2,241
22. Alex Márquez, 1:32,235, + 2,386
23. Binder, KTM, 1:32,367, + 2,518

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