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Hervé Poncharal: «Dorna lässt uns nicht im Stich»

Von Günther Wiesinger
Miguel Oliveira aus dem Red Bull-Tech3-KTM-Team: Die MotoGP-WM geht zu Fuß

Miguel Oliveira aus dem Red Bull-Tech3-KTM-Team: Die MotoGP-WM geht zu Fuß

Sämtliche 42 GP-Teams plagen Existenzängste: Keine Rennen, kein Einkommen. «Wir werden überleben», versichert IRTA-Präsident Hervé Poncharal. Denn die Dorna will die Teams vor dem Untergang retten.

Das französische Red Bull-KTM-Tech3-Team beteiligt sich an drei Rennserien (MotoGP, Moto3 und MotoE) und beschäftigt insgesamt 40 Mitarbeiter. Teambesitzer Hervé Poncharal (62) kann vorläufig wie alle anderen Teamverantwortlichen nicht abschätzen, wann wieder Grand Prix-Events ausgetragen werden können. Er hofft, dass den Teams und Fans möglichst viele der ursprünglich 20 Grand Prix erhalten bleiben.

«Momentan halten sich alle 40 Mitarbeiter daheim auf», stellt Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. Er hat in mehr als 20 Jahren im GP-Sport schon viele Krisen erlebt, aber noch keine von diesem Ausmaß.

Tschernobyl, Vulkanausbruch in Island, Atomunfall in Fukushima in Japan, Kriege um die Falklandinseln 1981, in Ex-Jugoslawien oder im Irak, Weltwirtschaftskrise vom September 2008 – nichts davon ist mit der Corona-Katastrophe vergleichbar.

Der Workshop von Tech3 in Südfrankreich ist verwaist, denn die Frachtkisten und insgesamt 400 Tonnen Fracht (sie reicht für vier Boeing 747-Fracht-Jumbos) befinden sich weiter in einem Lagerhaus in Doha/Katar.

Die Lohnkosten sind bei Tech3 nach den Leasinggebühren der zweitgrößte Kostenfaktor nach den MotoGP-Leasinggebühren, die bei ca. 2,2 Millionen Euro pro Fahrer liegen.

Insgesamt operiert der Tech3-Rennstall mit einem Jahresbudget von ca. 12 Millionen Euro.

Momentan brechen alle Einnahmen weg – von der Dorna, von der Teamvereinigung IRTA und den Sponsoren. Keine Rennen, kein Geld.

Deshalb verhandelt Poncharal als Präsident der Teamvereinigung IRTA mit WM-Promoter Dorna Sports S.L., um einen Rettungsschirm («rescue fund») für die privaten Teams aufspannen zu können. Denn wenn ein erheblicher Teil der 42 GP-Teams bis zum Neustart bankrott ist, kann 2020 kein WM-Lauf mehr abgewickelt werden.

Die Dorna ist mit ihren 450 Beschäftigten in Madrid und Bacelona ist selbst von der Krise schwer getroffen, denn auch ihr Geschäftsmodell geht momentan den Bach runter. Eigentümer Bridgepoint Capital soll deshalb mit einer Kapitalspritze einen finanziellen Breakdown bei den Teams und einen totalen Grand Prix-Shutdown 2020 verhindern.

«Die Löhne machen einen riesigen Teil meines Budgets aus», räumt Poncharal ein. «Deshalb suchen wir eine Lösung, wie wir die Mitarbeiter anständig weiter bezahlen können, obwohl sie alle zuhause sind. Es geht darum, die Betriebsfortführung bei allen Teams möglich zu machen. Damit wir loslegen können, sobald wir grünes Licht für einen Neustart bekommen; das ist momentan keine leichte Aufgabe. Im Januar, Februar und März hat ein GP-Team wie unseres nur Ausgaben. Bei den Test haben wir keine Einnahmen, die Zahlungen trudeln erst nach den ersten Grand Prix ein. Das ist unser normales Geschäftsmodell. Aber wir wissen: Normal kommt ab Mitte März Geld rein.»

«Wir können von Glück reden, dass die Dorna als WM-Veranstalter Verständnis für die Situation der Teams Verständnis hat. Carmelo Ezpeleta steht uns zur Seite, obwohl sein Unternehmen ebenfalls schwer betroffen ist», weiß Poncharal. «Wie gesagt: Ich habe Carmelo fast jeden Tag am Telefon. Wir haben seine Zusicherung, dass uns die Dorna nicht im Stich lassen wird. Im Moment suchen wir nach einer Minimum-Garantie für Zuschüsse, die den Teams beim Überleben hilft. Das werden wir hinkriegen! Und dann werden wir durchhalten bis zum Neustart. Das wird uns gelingen.»

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