James Toseland: Seine Musik kommt vor der MotoGP
James Toseland war jahrelang MotoGP-Experte für BT Sport
James Toseland trat 2008 und 2009 für Tech3 Yamaha in der Königsklasse der Motorrad-WM an. Im September 2011 musste der zweifache Superbike-Weltmeister seinen Rücktritt als Rennfahrer erklären, nachdem er sich nie mehr von einer Handverletzung erholte, die er sich im Frühjahr derselben Saison in Aragon zugezogen hatte. Noch heute kann er die rechte Hand kaum nach links und rechts bewegen, trotzdem spielt er nach wie vor ausgezeichnet auf dem Klavier.
In den Jahren darauf arbeitete der smarte Engländer als MotoGP-Experte für TV-Sender BT Sport, war Fahrermanager und brachte seine Band TOSELAND voran. 2014 erschien das Debütalbum «Renegade», 2016 «Cradle the Rage», dazu brachte das Quintett die EP «Hearts and Bones» sowie die Singles «Renegade» und «Crash Landing» raus.
Seit dem 1. September 2012 ist JT mit Popstar Katie Melua verheiratet, deren Bruder Zurab Melua spielt ebenfalls bei TOSELAND. Katie landete 2005 mit «Nine Million Bicycles» ihren bislang größten Hit und schaffte es bis auf Rang 5 der UK-Charts. In Deutschland war sie mit diesem Song insgesamt 40 Wochen in den Charts. Im Oktober 2020 ist sie in Deutschland und Österreich auf Tour.
Ehemann James kehrte dieses Jahr als Manager des Supersport-WM-Teams WRP Wepol Yamaha (Danny Webb) ins SBK-Paddock zurück. «Auch ich wurde von diesem Schritt überrascht», schmunzelte Toseland im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich kenne Danny Webb schon lange, wir sind gute Freunde. Er fragte mich, ob ich ihm mit dem Vertrag für das Team helfen könnte, weil er keinen Manager für die Verhandlungen hatte. Als wir zusammen bei der Vertragsunterzeichnung waren, kam der Teameigentümer auf mich zu und fragte, ob ich Interesse hätte, Teammanager zu werden. Innerhalb von zwei Tagen änderte sich für mich alles.»
«Jetzt muss ich alles unter einen Hut bringen, ich bereite derzeit mit meiner Band die Songs für das dritte Album vor», verriet der 39-Jährige. «Ich habe schon letztes Jahr nichts mehr für BT Sport gemacht und hatte ein volles Jahr für die Band. Wenn diese Saison vorbei ist, gehen wir ins Studio. Schön am Kalender der Superbike-WM mit ursprünglich 13 Events ist, dass du auch andere Dinge machen kannst. In MotoGP mit 20 Events oder sogar mehr, musst du dein ganzes Leben darauf ausrichten. Wenn du das alles zusammenrechnest, dann bist du die Hälfte des Jahres weg von Zuhause.»
Bist du mit der Entwicklung deiner Hardrock-Band zufrieden? «Ich hatte keine Erwartungen», unterstrich der zweifache Weltmeister. «Ich liebte immer schon die Musik und konnte Klavier spielen, bevor ich Motorradfahren konnte. Hoffentlich kann ich es spielen, bis ich sterbe. Da gibt es keine Altersbeschränkung wie im Rennsport. Ich muss auch nicht vor Publikum spielen, um es genießen zu können. Ich fühle mich gleich, ob ich für mich selbst oder vor 1000 Menschen spiele. Ich hatte die Fans in meinem anderen Leben. Mehr Publikum als Musiker bedeutet für mich lediglich, dass ich auf einem anderen Niveau auf Tour gehen kann. Wenn du immer vor 50 Leuten auftrittst, dann reist du im Transporter und spielst für ein Sandwich und die Spesen. Mit 500 Fans spielt sich alles professioneller ab. Was den Spaß mit der Band betrifft, macht die Anzahl der Fans aber keinen Unterschied.»
TOSELAND schaffte es mit dem zweiten Album in den UK Charts in die Top-40, dafür müssen in den ersten zwei Wochen 5000 Alben verkauft werden. «Was wir in den Jahren darauf abgesetzt haben, weiß ich nicht», so James.
Der Stil des dritten Albums bleibt gleich? «Das ist für mich immer schwer zu sagen, weil ich eigentlich Pianist bin», grübelte JT. «Als Sänger einer Rockband ist es schwierig, auch noch Piano zu spielen. Damit man das Piano hört, muss man die Gitarren runterdrehen. Das ist wie bei QUEEN: Die Songs mit Freddie Mercury am Piano unterscheiden sich völlig von denen, die von den Gitarren getrieben werden. Als neue Band musst du deinen Stil erst finden. Nach zwei Alben weiß jeder, wofür TOSELAND steht. Auf dem dritten Album können wir etwas experimentieren, aber nicht zu viel.»
Mit Vergleichen wie BON JOVI kannst du weiterhin leben? «Ja, genau. Viele Leute meinen, dass meine Stimme ähnlich klingt wie die von Myles Kennedy von ALTER BRIDGE. Das ist ein Kompliment für mich, er ist einer der besten Rocksänger. Mit ihm als Sänger und mit der Musik von BON JOVI verglichen zu werden, ist ein Kompliment. Einige Bands mögen Vergleiche nicht, aber ich kann gut damit leben.»