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Motorrad-WM: Spanische und italienische Übermacht

Von Nora Lantschner
Wenn die MotoGP-WM im Juli fortgesetzt wird, treffen trotz reduziertem Personal im Fahrerlager viele unterschiedliche Nationen aufeinander. 70 Prozent aller Teams haben ihre Basis in Spanien oder Italien.

Die Coronavirus-Pandemie brachte reihenweise Versammlungs- und Veranstaltungsverbote sowie Reisebeschränkungen mit sich, die auch den Motorsport voll im Griff haben. Bereits beim Saisonauftakt der Motorrad-WM in Katar am 8. März wurde dies deutlich, als das Rennen der MotoGP-Klasse gestrichen werden musste, weil alle Passagiere aus Italien bei ihrer Ankunft in Doha umgehend in eine 14-tägige Quarantäne gesteckt worden wären.

Mit Italien und Spanien zählen zwei Motorsport-Hochburgen zu den besonders stark betroffenen Ländern. Dort sind 16 bzw. 14 Teams der Motorrad-WM stationiert. Das sind rund 70 Prozent aller GP-Teams, die 2020 in den drei WM-Klassen antreten. Ein Blick auf die Herkunftsländer der 83 Stammfahrer ergibt ein ähnliches Bild: Fast 58 Prozent der Fahrer haben einen italienischen oder spanischen Pass.

Im Stiefelstaat, dem ersten Coronavirus-Hotspot Europas, wurden seit dem 20. Februar 223.885 Fälle registriert, 31.610 Menschen starben im Zusammenhang mit Covid-19. In Spanien sind es inzwischen sogar 274.367 Fälle, 27.459 Todesopfer sind dort zu beklagen. In den vergangenen Wochen war aber eine deutliche Abflachung der Kurve zu beobachten: Italien vermeldete am Freitag 789 Neuinfizierte (im März waren es täglich bis zu 6500), in Spanien waren es noch 1721 (Höhepunkt war der 26. März mit 8271).

Die Iberische Halbinsel wird in Europa nach dem für Juli geplanten Neustart der Hauptschauplatz der Motorrad-WM sein und womöglich sieben GP-Events erleben, mehr als die Hälfte der erhofften Gesamtzahl. In Italien bestätigte der Misano World Circuit die Absicht, im September ein oder zwei Grand Prix auszurichten.

Um die Quarantäne-Bestimmungen zu umgehen, werden alle Teammitglieder vor der Anreise einem Coronvirus-Test unterzogen. Mittlerweile gibt es aber in immer mehr Ländern auch Anzeichen für eine Wiederherstellung der Reisefreiheit. Mit Slowenien erklärte am Freitag das erste EU-Land die Pandemie für beendet und öffnete seine Grenzen für EU-Bürger. Lediglich für Einreisende aus Drittstaaten gilt eine 14-tägige Heimquarantäne. Auch der kroatische Präsident Zoran Milanovi kündigte an, Touristen rasch wieder ins Land zu lassen.

Ab 15. Juni soll bekanntlich die Reisefreiheit zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz wieder ganz herstellt werden, erste Lockerungen gab es bereits. Für eine Grenzöffnung zu Italien gebe es dagegen noch keine Basis, wie das Außenministerium in Wien am Freitag gegenüber der APA erklärte.

Die italienische Regierung entschied am Samstag, ab 3. Juni alle Reisebeschränkungen aufzuheben – das betrifft nicht nur die Bewegungsfreiheit innerhalb Italiens, auch EU-Bürger oder Personen aus dem Schengen-Raum dürfen dann wieder einreisen.

Zur Erinnerung: Profis dürfen in Italien seit dem 4. Mai zwar wieder auf dem Motorrad trainieren, aktuell dürfen Italiener ihre Region aber nur aus dringenden beruflichen und gesundheitlichen Gründen verlassen (Training fällt nicht in diese Kategorien). Das führt unter anderem zur bizarren Situation, dass Valentino Rossi von Tavullia (Region Marken) nicht ins keine 20 km entfernte Misano (Region Emilia-Romagna) fahren darf.

Noch komplizierter gestaltet sich die Lage für Reisende, die außerhalb des Schengen-Raums weilen. Zuletzt äußerte sich Suzuki-Ecstar-Teammanager Davide Brivio besorgt darüber, dass vor einem geplanten Neustart der Saison am 19. Juli in Spanien die nicht-europäischen Fahrerlager-Insassen möglicherweise früher anreisen und eine Quarantäne aussitzen müssten.

Im Falle des Suzuki-Werksteams sprach Brivio von sechs bis sieben Crew-Mitgliedern aus Japan. Aber auch aus dem Fahrerfeld sind knapp 23 Prozent Nicht-Europäer, dazu verbringt zum Beispiel Cal Crutchlow die Zwangspause in seinem Haus in Kalifornien.

Teams nach Basis (insgesamt 42)

ITALIEN/SAN MARINO (16)
MotoGP: Ducati Corse, LCR Honda, Aprilia Racing, Pramac Ducati, Suzuki Ecstar, Monster Energy Yamaha
Moto2: Federal Oil Gresini, Italtrans, SKY Racing VR46, Speed Up, MV Agusta Forward
Moto3: Kömmerling Gresini, SKY Racing VR46, SIC58 Squadra Corse, Snipers Honda, Sterilgarda Husqvarna Max Racing Team

SPANIEN (14)
MotoGP: Repsol Honda, Reale Avintia Ducati
Moto2: Onexox TKKR SAG, Pons Flexbox HP40, Aspar Team, Red Bull KTM Ajo, Honda Team Asia
Moto3: Estrella Galicia 0,0 Honda, BOE Skull Rider, Leopard Racing, Reale Avintia Racing, Aspar Team, Red Bull KTM Ajo, Honda Team Asia

FRANKREICH (4)
MotoGP: Red Bull KTM Tech3
Moto3: Red Bull KTM Tech3, CIP Green Power, American Racing Team

BELGIEN (4)
MotoGP: Petronas Yamaha Sepang Racing Team
Moto2: EG 0,0 Marc VDS, Petronas Sprinta
Moto3: Petronas Sprinta

DEUTSCHLAND (2)
Moto2: Liqui Moly Intact GP
Moto3: carXpert PrüstelGP

ÖSTERREICH (1)
MotoGP: Red Bull KTM Factory

NIEDERLANDEN (1)
Moto2: NTS RW Racing GP

Fahrer nach Herkunftsland (insgesamt 83)

ITALIEN (24)
MotoGP: Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci, Franco Morbidelli, Valentino Rossi, Francesco Bagnaia, Andrea Iannone (aktuell gesperrt)
Moto2: Lorenzo Baldassarri, Luca Marini, Nicolò Bulega, Lorenzo Dalla Porta, Fabio Di Giannantonio, Simone Corsi, Enea Bastianini, Stefano Manzi, Marco Bezzecchi
Moto3: Dennis Foggia, Celestino Vietti, Tony Arbolino, Andrea Migno, Niccolò Antonelli, Romano Fenati, Stefano Nepa, Davide Pizzoli, Riccardo Rossi

SPANIEN (24)
MotoGP: Maverick Viñales, Iker Lecuona, Joan Mir, Aleix Espargaró, Alex Rins, Pol Espargaró, Tito Rabat, Alex Márquez, Marc Márquez
Moto2: Jorge Navarro, Augusto Fernandez, Marcos Ramirez, Aron Canet, Edgar Pons, Jorge Martin, Xavi Vierge, Hector Garzo
Moto3: Jaume Masia, Sergio Garcia, Alonso Lopez, Raul Fernandez, Jeremy Alcoba, Albert Arenas, Carlos Tatay

JAPAN (8)
MotoGP: Takaaki Nakagami
Moto2: Tetsuta Nagashima
Moto3: Ryusei Yamanka, Tatsuki Suzuki, Kaito Toba, Ayumu Sasaki, Ai Ogura, Yuki Kunii

GROSSBRITANNIEN (4)
MotoGP: Cal Crutchlow
Moto2: Sam Lowes, Jake Dixon
Moto3: John McPhee

SCHWEIZ (3)
Moto2: Jesko Raffin, Thomas Lüthi
Moto3: Jason Dupasquier

MALAYSIA (3)
Moto2: Hafizh Syahrin, Kasma Daniel Bin Kasmayudin
Moto3: Khairul Idham Pawi

FRANKREICH (2)
MotoGP: Johann Zarco, Fabio Quartararo

AUSTRALIEN (2)
MotoGP: Jack Miller
Moto2: Remy Gardner

SÜDAFRIKA (2)
MotoGP: Brad Binder
Moto3: Darryn Binder

PORTUGAL (1)
MotoGP: Miguel Oliveira

DEUTSCHLAND (1)
Moto2: Marcel Schrötter

NIEDERLANDEN (1)
Moto2: Bo Bendsneyder

USA (1)
Moto2: Joe Roberts

INDONESIEN (1)
Moto2: Andi Farid Izdhiar

THAILAND (1)
Moto2: Somkiat Chantra

TSCHECHIEN (1)
Moto3: Filip Salac

ARGENTINIEN (1)
Moto3: Gabriel Rodrigo

TÜRKEI (1)
Moto3: Deniz Öncü

BELGIEN (1)
Moto3: Barry Baltus

ÖSTERREICH (1)
Moto3: Maximilian Kofler

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