MotoGP-WM: Was passiert bei positivem Corona-Test?
Brad Binder aus dem KTM Factory-MotoGP-Team
Das Red Bull Factory Racing Team (Fahrer: Pol Espargaró und Brad Binder) plant inzwischen wie alle Konkurrenzteams alle Einzelheiten für den MotoGP-Neustart am 19. und 26. Juli in Jerez. Viele Maßnahmen wurden bereits kommuniziert. Aber es sind zum Beispiel noch nicht alle Details und Informationen für das «closed doors protocol» der Dorna bei den Teams eingetroffen. Zum Beispiel weiß bisher niemand, was passiert, wenn bei einem Grand Prix oder bei einem offiziellen IRTA-Test ein Teammitglied positiv auf den Coronavirus getestet wird.
In der Formel-1-WM wollten die Mannschaften dann womöglich sogar die ganze Kleingruppe aus fünf oder sechs Personen austauschen. Also zum Beispiel die Mechaniker von einem Fahrzeug, die IT-Gruppe, die Reifenmannschaft oder die Elektroniker-Truppe. Deshalb testen die Formel-1-Rennställe nicht nur jene 65 bis 80 Teammitglieder konstant, die zu den Rennen mitgenommen werden, sondern auch die Daheimgebliebenen.
In der MotoGP-Weltmeisterschaft ist die Personaldecke bei den Teams geringer. Besonders in der Moto3-Klasse, wo auch bei den Geisterrennen wie in der Moto2-WM zwölf Teammitglieder erlaubt sind, müssen sich manche Teams personell gar nicht einschränken.
«Wenn bei uns jemand positiv getestet wird, haben wir nicht endlos Ersatzpersonal zur Verfügung», sagt Mike Leitner, Race Manager bei KTM Factory Racing. «Aber wir könnten in der MotoGP-Klasse natürlich einzelne Techniker vom Testteam in die Rennmannschaft beordern.»
Zur Erinnerung: Ein MotoGP-Werksteam darf zu den Geisterrennen 40 Teammitglieder ins Fahrerlager mitbringen, ein Kundenteam 25.
Vorläufig gehen die Teams davon aus, dass bei einem positiven Covid-19-Test eines Teammitglieds nur die erkrankte Person einzeln isoliert werden muss und dann die Personen aus der engsten Umgebung (also dem Team) zusätzlich einem Schnelltest unterzogen werden.
In der Moto2-Weltmeisterschaft ist die Personaldecke deutlich dünner, denn hier sind Testteams für die Teams und Hersteller verboten. Auch Ersatzmotorräder sind – wie in der Moto3 – untersagt; es gibt also pro Fahrer nur eine Crew.
«Wir haben von der Teamvereinigung IRTA bisher keine Informationen, was bei einem positiven Test eines Teammitglieds passiert», räumt Liqui-Moly-Intact-Teamprinzipal Jürgen Lingg ein. «Wir könnten nicht einfach die ganze Technik-Mannschaft eines Fahrers austauschen. So viel Personal haben wir nicht. Aber immerhin könnten wir notfalls auf unser Junior-Team in der CEV-Moto2-Europameisterschaft zurückgreifen oder zumindest auf einzelne Mechaniker von dort.»