Dovizioso und Petrucci: «Wir müssen uns nicht hassen»
Mugello 2019: Danilo Petrucci setzte sich knapp gegen Andrea Dovizioso und Marc Márquez durch
Der 2. Juni ist in Italien als Tag der Republik ein Nationalfeiertag. Passend dazu fand vor genau einem Jahr der Italien-GP auf dem «Autodromo Internazionale del Mugello statt», bei dem Ducati-Werksfahrer Danilo Petrucci mit einem emotionalen Sieg gegen Marc Márquez und Andrea Dovizioso nicht nur die «tifosi» der Roten aus Borgo Panigale in Begeisterungsstürme versetzte.
«Dovi» selbst war dieser Triumph schon 2017 gelungen. «Mugello ist für jeden Italiener das Rennen des Jahres. Wenn du in die WM kommst, ist es dein Traum dort zu gewinnen. Es wirklich zu schaffen, auf der Ducati, ist dann noch größer und aufregender. Wenn das Rennen ansteht und du die ganzen Fans auf dem Hügel siehst, die ganze Atmosphäre des Mugello, das gibt es sonst nirgends», schwärmt der 34-Jährige im Video-Chat mit der «Gazzetta dello Sport».
Für «Petrux» erfüllte sich dieser Traum vor genau einem Jahr: «Es war besonders schön, weil ich im vergangenen Jahr auf und neben der Strecke viel Zeit mit Andrea verbracht habe, und wir dann zusammen auf dem Podium standen», erzählte der 29-Jährige. «2017 hatte er ein Wahnsinnrennen gewonnen, das erste von vielen in einer Saison, in der er bis zum Schluss um den Titel gekämpft hat. Damals stand ich auf dem dritten Treppchen, im Vorjahr haben wir die Plätze getauscht – aber das Problem war, dass ich danach nicht um die WM gekämpft habe», stellte er schmunzelnd fest.
«Es war trotzdem sehr emotional, wobei es 2017 vielleicht sogar noch emotionaler war», gestand der Ducati-Pilot, der bis 2018 noch in den Diensten des Kundenteams Pramac stand. «Es war mein erstes richtiges Podium, in einem historischen und umkämpften Rennen. Es mit einem Satelliten-Bike auf das Podest zu schaffen, ist immer schwierig. Es war so emotional, dass ich damals geweint habe – was ich im Vorjahr nicht gemacht habe… Okay, in der Box dann schon, da ließ ich mich dann gehen. Aber ich habe ein Bild von 2017 auf meinem Telefon, wo mir Andrea unter die Sonnenbrille schaut, weil ich am Heulen war», lachte Petrucci. «Weil ich das alles schon durch hatte», warf Dovi schmunzelnd ein.
Trotz aller Verbundenheit betonte der dreifache MotoGP-Vizeweltmeister dann aber: «Es gibt eine große Rivalität zwischen uns. Wer das anders kommentiert, macht einen Fehler. Der Unterschied ist, dass wir mit Gelassenheit und Intelligenz mit dem Glück, das wir als professionelle Motorradfahrer haben, umgehen, und zusammen trainieren. Das ist ein Vorteil. Wir versuchen also, gewisse Momente im Jahr gemeinsam zu erleben, um uns anzutreiben und gemeinsam zu trainieren. Wenn wir dann aber Rennen fahren, ist klar, dass ich vor ihm landen will – und umgekehrt. Es wurde aber immer wieder als etwas Negatives dargestellt, weil es für die Journalisten natürlich gut ist zu sehen, wenn man sich hasst. Aber wir sind ja nicht dazu verpflichtet, den anderen zu hassen, nur um schnell zu fahren», ergänzte Dovizioso lachend. «Und zwischen uns war das Verhältnis immer gut.»
Wer hat bei den gemeinsamen Motocross-Einheiten eigentlich die Nase vorne? «Leider ist das er», seufzte Dovi mit Blick auf seinen Teamkollegen. «Aber ich arbeite daran.»
«Das Lustige ist, dass ich auf dem MX-Bike stärker bin, aber er auf dem MotoGP-Bike. Deshalb bringt mir das nichts», kommentierte Petrux gut gelaunt. Bei der berüchtigten Rallye Dakar könnten diese Offroad-Fähigkeiten aber wichtig sein – und der 29-jährige Italiener hatte zuletzt mehrmals durchklingen lassen, dass dieses Wüstenabenteuer in reizen würde. «Mehr als ein Traum wird es jetzt fast schon eine Notwendigkeit, wenn man sich anschaut, wie sich die Dinge entwickeln», verwies er auf seine ungewisse MotoGP-Zukunft. Denn Ducati befördert für 2021 bekanntlich den 25-jährigen Jack Miller ins Werksteam.
«Abgesehen davon, habe ich im Vorjahr meinen Sieg Andrea gewidmet. Das bestätige ich hier, weil es wirklich von Herzen kam und mir Andrea wirklich so viel gegeben hat», richtete Danilo emotionale Worte an seinen Noch-Kollegen. «Es ist untypisch, dass ein Fahrer, der um die WM kämpft, dir seine Welt zeigt und seine Geheimnisse verrät. Dafür werde ich immer dankbar sein. Wir haben das gemacht, weil Andrea nicht nur ein Fahrer ist, der in den vergangenen drei Jahren um die WM gekämpft hat, sondern vor allem auch ein guter Mensch – und ich bin glücklich, dass ich ihn als Mensch und Sportler kennengelernt habe. Aber klar ist es normal, dass es schwierig ist, am Renntag Freunde zu sein. Jeder will nicht nur vor dem anderen, sondern vor allen anderen sein. Ich schätze mich glücklich, für die Monate, die noch bleiben, der Teamkollege von Andrea zu sein. Wir werden es genießen.»