Franco Morbidelli: «Mit Rossi im Team? Gänsehaut»
Die MotoGP-WM 2020 wird am 19. Juli mit mehr als vier Monaten Verspätung in Jerez beginnen, dafür wurden bereits im Vorfeld reihenweise Vertragsabschlüsse für 2021 und darüber hinaus bekannt. Franco Morbidelli durfte offiziell zwar noch nichts verkünden, trotzdem hat er gute Aussichten darauf, seinen Platz bei Petronas Yamaha SRT zu behalten. «Im Moment stehe ich noch ohne Vertrag da, aber ich bin entspannt. Ich habe volles Vertrauen in die Leute, die für mich und mit mir arbeiten, und in die, für die ich arbeite – also Lin, Razlan und Wilco. Ich habe das Glück, mit wirklich guten Leuten zu arbeiten, die an mich glauben, und im Gegenzug habe ich großes Vertrauen in sie», erklärte der Moto2-Weltmeister von 2017.
Dass der WM-Zehnte des Vorjahres Yamaha verlassen könnte, steht gar nicht zur Debatte: «Nein, weil mir kein Angebot eines anderen Herstellers unterbreitet wurde», stellte Morbidelli im Gespräch mit den Kollegen von «GPOne.com» fest.
Falls Valentino Rossi nach 2020 noch eine 26. Saison in der Motorrad-WM anhängt, deuten im Yamaha-Kundenteam alle Zeichen auf die Fahrerpaarung Rossi und Morbidelli hin. «Wenn ich es nur höre, bekomme ich schon Gänsehaut», gestand der 25-Jährige. «Ich habe Valentino kennengelernt, als ich 13 Jahre alt war. Da hätte ich es nie für möglich gehalten. Der Gedanke ging mir damals nicht einmal durch den Kopf, auch in den Jahren darauf nicht. Jetzt ist es eine Möglichkeit. Er wird entscheiden – und falls es passieren sollte, wäre ich überglücklich, für mich würde sich ein Kreis schließen.»
Einst war «Franky» der erste Schüler der VR46 Riders Academy. Dafür war er mit seiner Familie eigens von Rom in die Nähe von Tavullia übersiedelt. «Es klingt wie ein Roman und es liegt an uns, die Seiten schön zu schreiben», ergänzte Morbidelli schmunzelnd.
Der neunfache Weltmeister wäre für den Rossi-Schützling natürlich nicht ein Teamkollege wie jeder andere. «Aus mehreren Gründen nicht und vor allem deshalb, weil Vale ein Freund ist», unterstrich der Petronas-Yamaha-Pilot. «Wir kennen uns schon so lange, wir trainieren zusammen und leben im selben Ort. Viele der Dinge, die ich weiß – einen Großteil davon – habe ich von ihm gelernt. Diese Dinge unterscheiden unser Verhältnis von dem, was ich zu Fabio [Quartararo] habe.»
Auf der Rennstrecke spiele dies aber keine Rolle. «Diese Faktoren, die ich aufgezählt habe, betreffen unser persönliches Verhältnis, aber sie mindern das Konkurrenzdenken auf der Strecke nicht. Das sehe ich nicht nur in der MotoGP, sondern auch auf der Ranch», versicherte der Italo-Brasilianer. «Wenn wir uns auf der Ranch oder in einem MotoGP-Rennen kreuzen, geben wir das Maximum, jeder will um jeden Preis vor dem anderen landen. Das ist das Schöne, wenn Freundschaft und Sport sich verbinden.»
«Ich will nicht sagen, dass ich Vale mehr schlagen will, als es bei Quartararo der Fall ist. Aber es zu schaffen, hat einen anderen Beigeschmack – und damit meine ich nicht besser oder schlechter. Mit Valentino verbindet mich einfach eine tiefe Freundschaft und das ist der Unterschied», fasste Morbidelli zusammen.