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Dovizioso & Ducati: Eine Trennung wäre unverständlich

Von Günther Wiesinger
Spielberg 2019: Solche Duelle wollen die Ducatisti auch in Zukunft erleben

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Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti sagte vor drei Wochen, er rechne in den nächsten 7 bis 10 Tagen mit einer Unterschrift von Dovizioso. Aber die Fronten sind verhärtet.

In den Fahreraufgeboten für die MotoGP-Weltmeisterschaft 2021 sind bereits zehn von zwölf Plätzen fix vergeben. Nur bei Ducati ist noch ein Platz neben Jack Miller offen, bei Aprilia Racing ist noch die Position neben Teamleader Aleix Espargaró verfügbar.

Andrea Dovizioso bestreitet in diesem Jahr seine achte MotoGP-Saison auf der Desmosedici, die zu Beginn seiner Ducati-Jahre noch eklatante Schwachstellen aufwies. Deshalb dauerte es von Stoners letztem Sieg auf Ducati (beim Australien-GP 2010) bis zu Iannones erstem Sieg (Spielberg 2016) fast sechs Jahre.

Erst ein den letzten drei Jahren wuchs «Dovi» zum ernsthaften Herausforderer von Marc Márquez empor, er schaffte 13 GP-Siege und erinnerte dreimal den zweiten Gesamtrang.

«Dovi» begnügte sich bei Ducati jahrelang mit einer bescheidenen Gage, doch seit dort Lorenzo 2017 und 2018 in zwei Jahren 25 Millionen Euro abkassierte, sind auch beim 34-jährigen Italiener die Begehrlichkeiten gestiegen. Experten sind der Ansicht, die Gage von «Dovi» lag 2020 ursprünglich bei stattlichen 5 Millionen. Doch dann kam Corona, der Kalender wurde von 20 auf 13 Rennen gekürzt. Viele Teams verhandeln deshalb mit den Piloten um einen Preisnachlass.

Fakt ist: Ducati braucht Dovi, und Dovi braucht Ducati. Denn alle anderen Teamplätze sind besetzt. KTM war am Vizeweltmeister nie richtig interessiert, denn KTM rechnet mit einem Absatzrückgang im Kerngeschäft, Dovizioso war zu teuer. Und vielleicht hat ja Danilo Petrucci (29) sein Entwicklungs-Potenzial noch nicht ganz ausgeschöpft.

Im Verhältnis Dovizioso/Ducati sind zwar Abnützungserscheinungen zu erkennen. Trotzdem sagt Sportdirektor Paolo Ciabatti:
Lorenzo im Vorjahr keinen Top-Ten-Platz, nur einmal mischte er vorne mit, aber er räumte dann in Catalunya gleich in der Anfangsphase Dovizioso, Viñales, Rossi und sich selbst aus dem Rennen,

Da Lorenzo in diesem Jahr als Yamaha-Testfahrten den geplanten Wildcard-Einsatz in Catalunya (und eventuell einen zweiten in Misano) nicht abwickeln darf (Corona-Reglement!), hat der 33-jähriger Mallorquiner inzwischen bald zwei Jahre keine Top-Performance mehr abgeliefert, sein Selbstvertrauen ist nicht auf Top-Niveau.

Deshalb ist es eine ziemlich leere Drohung, wenn der wegen seines Zick-Zack-Kurses umstrittene Ducati-CEO Claudio Domenicali mit Hinblick auf den fünffachen Weltmeister sagt, er habe einen Joker in der Hinterhand.

Wenn Ducati 2021 mit Lorenzo statt Dovizioso als Nummer 1 in die neue Saison startet, werden die Ducatisti auf die Barrikaden steigen und die Sponsoren, die ein 30-Mio-Euro-Budget garantieren, schwer zu besänftigen sein.

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti zu den harzigen Verhandlungen mit Dovi: «Es gibt einige Überbleibsel, die aus den schwierigen Momenten des Vorjahres stammen, die aus dem Weg geschafft wurden und jetzt noch abgebaut werden müssen.»

Ducati stellte die Situation im Frühjahr manchmal so dar, als befasse sich «Dovi» mit Rücktrittsgedanken.

Wenn es sie in der düstersten Phase von Corona wirklich gab, so sind sie längst verflogen. Der Vizeweltmeister brennt auf Revanche, seine Motivation war vor einer Woche auch beim regionalen Motocross-Rennen (Schlüsselbeinbruch) zu bemerken. 

Ciabatti: «Das Ziel von Ducati ist es, in allen Rennen konkurrenzfähig zu sein, um Márquez und den anderen Fahrern bei Yamaha und Suzuki Sorgen zu bereiten. Wir sind der einzige Hersteller, der Dovi für dieses Ziel das passende Gesamtpaket bieten kann.»

Anderseits ist «Dovi» der einzige verfügbare Pilot, der Márquez in den letzten Jahren regelmäßig im Zweikampf besiegt und 2017 den Titelkampf sogar bis zum WM-Finale offen gehalten hat.

Ciabatti würde die zehn Ducati-Jahre mit der populären Nummer 04 gern voll machen. So lange ist in der MotoGP-Neuzeit außer Rossi und Pedrosa kein Pilot für dieselbe Marke gefahren. Sogar ein Ein-Jahres-Vertrag sei machbar, wenn es Andrea wünsche, bestätigte der Ducati-Stratege.

Dovi stieg 2008 mit einer privaten SCOT-Honda in die «premier class», dann fuhr er von 2009 bis inklusive 2011 für Repsol-Honda, ehe er dort für Casey Stoner Platz machen musste und ein Jahr zu Tech3-Yamaha (für 2012) übersiedelte. In den bisherigen zwölf GP-Jahren war der beständige Italiener in der Gesamtwertung nie schlechter als an achter Stelle platziert.

«Wenn Dovi bei uns bleibt, wäre es für Ducati das längste Arbeitsverhältnis mit einem Fahrer im selben Team», rechnet Ciabatti vor. «Das wäre ein wichtiger Schritt für uns. Aber wie gesagt: Wir haben die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen.»

Selbst wenn die finanziellen Vorstellungen von Ducati und Dovi zuletzt weit auseinanderklafften: Alles andere als eine Einigung im Juli wäre schlecht für beide Seiten.

Denn erstens will Ducati nicht mit einem neuen Fahrerduo (zum Beispiel Miller & Lorenzo statt Dovi & Petrucci) in die Saison 2021 starten.

Zweitens würde eine Trennung womöglich auch die Titelchancen 2020 und das Betriebsklima bei den Roten beeinträchtigen.
Drittens ist Jack Miller mit 25 Jahren noch nicht konstant genug, um Márquez ernsthaft gefährden zu können.

Die MotoGP-Karriere von Andrea Dovizioso

2008: WM-5. auf SCOT-Honda, 174 Punkte
2009: WM-6. auf Repsol-Honda, 160 Punkte
2010: WM-5. auf Repsol-Honda, 206 Punkte
2011: WM-3. auf Repsol-Honda, 228 Punkte
2012: WM-4. auf Repsol-Honda, 218 Punkte, 1 GP-Sieg
2013: WM-8. auf Tech3-Yamaha, 140 Punkte
2014: WM-5. auf Ducati, 187 Punkte
2015: WM-7. auf Ducati, 162 Punkte
2016: WM-5. auf Ducati, 171 Punkte, 1 GP-Sieg
2017: WM-2. auf Ducati, 261 Punkte, 6 GP-Siege
2018: WM-2. auf Ducati, 245 Punkte, 4 GP-Siege
2019: WM-2. auf Ducati, 269 Punkte, 2 GP-Siege

So sehen die MotoGP-Teams 2020 aus

Repsol-Honda
Marc Márquez, Alex Márquez

Ducati Team
Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci

Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Valentino Rossi

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Pol Espargaró, Brad Binder

Aprilia Racing Team Gresini
Aleix Espargaró, Bradley Smith

Pramac Racing
Jack Miller, Francesco Bagnaia

Reale Avintia Racing
Tito Rabat, Johann Zarco

Petronas Yamaha SRT
Fabio Quartararo, Franco Morbidelli

LCR Honda
Cal Crutchlow, Takaaki Nakagami

Red Bull KTM Tech3
Miguel Oliveira, Iker Lecuona

So sehen die MotoGP-Teams 2021 aus

Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró

Ducati Team
Andrea Dovizioso? Jorge Lorenzo? Jack Miller

Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Fabio Quartararo

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Olieira

Aprilia Racing Team Gresini
Aleix Espargaró, Cal Crutchlow? Andrea Iannone?

Pramac Racing
Jorge Martin, Jorge Lorenzo? Pecco Bagnaia? Johann Zarco?

Reale Avintia Racing
Tito Rabat, Johann Zarco?

Petronas Yamaha SRT
Valentino Rossi, Franco Morbidelli

LCR Honda
Alex Márquez, Takaaki Nakagami

Red Bull KTM Tech3
Danilo Petrucci, Iker Lecuona

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