Lucio Cecchinello (LCR): Wir waren traurig wegen Cal
Lucio Cecchinello (50) startete mit dem dreifachen MotoGP-Sieger Cal Crutchlow und Takaaki Nakagami aussichtsreich in die Saison 2020. Doch für das kommende Jahr muss er auf Routinier Crutchlow verzichten, denn die Fahrerverträge werden von der Honda Racing Corporation abgeschlossen. Und HRC braucht den Platz für Moto2-Weltmeister Alex Márquez, der seinen Platz bei Repsol-Honda für Pol Espargaró räumen muss.
Im Frühjahr war LCR-Honda-Teambesitzer Cecchinello das Bedauern anzusehen, als ihm die Fahrerpolitik von HRC bewusst wurde. Denn Crutchlow war in den letzten Jahren immer wieder ein Garant für Podestplätze. Und in sechs Jahren mit vielen Ups und Downs, Erfolgen und Rückschlägen, ist er dem Italiener ans Herz gewachsen.
Im Frühjahr wollte sich Lucio Cecchinello zu diesem Thema nicht äußern, denn er musste seine Zunge hüten, er wollte sich durch unbedachte Statements bei Partner Honda nicht in die Nesseln setzen.
Außerdem hat Crutchlow eine höchst desolate Saison hingelegt, er war die meiste Zeit verletzt (Kahnbeinbruch in Jerez, dann misslungene «arm pump»-Operation), dazu kam die nicht besonders konkurrenzfähige Ausgabe der 2020-Werks-Honda.
Crutchlow kann mit den neuen weichen Hinterreifen keinen Extra-Grip erzeugen, deshalb lassen die Startplätz zu wünschen übrig. Im August beendete er zwei Rennen außerhalb der Top-15!
Jedenfalls hat sich Lucio Cecchinello inzwischen mit seiner neuen Fahrerpaarung für 2021 abgefunden – Taka Nakagami (28) und Alex Márquez (24).
Damit rückt LCR wieder seiner ursprünglichen Bestimmung nahe, es bildet wieder eine Art Junior-Team für HRC. Schon von 2012 bis 2014 war dort Stefan Bradl nach dem Moto2-WM-Titel mit HRC-Vertrag aufgebaut worden, danach drei Jahre lang Jack Miller. Danach Nakagami.
«Wir haben die Saison 2019 dank Cal mit einem Podium in Australien beendet, dann haben wir bei den Wintertests Platz 4 in Valencia und Platz 2 in Sepang erreicht», stellt Lucio Cecchinello im Interview mit SPEEDWEEK.com fest. «Dann haben wir die Saison 2020 mit Cal im Juni mit der sechstbesten Quali-Zeit in Jerez in der 2. Reihe begonnen. Deshalb waren wir traurig, als Honda den Vertrag von Cal nicht mehr erneuern wollte. Denn wie jedes Team möchten wir Podestplätze erringen und zumindest in den Top-5 oder Top-6 mitmischen. Mit solchen Ergebnissen können wir die Sehnsüchte unsere Sponsoren rechtfertigen, die für ihr Investment TV-Visibility haben wollen.»
Cecchinello: «Niemand konnte einen so problematischen Saisonstart mit Cal erwarten, der sich im Jerez-Warm-up links einen Kahnbeinbruch zugezogen hat. Und wegen der starken Beanspruchung bekam er dann am rechten Arm ernsthafte ‚arm pump’-Probleme. Er musste rechts die fehlende Muskelkraft des linken lädierten Arms ausgleichen. Es hat auch keiner geahnt, dass die ‚arm pump’-OP bei Cal schwerwiegende Probleme mit der Erzeugung von Wundflüssigkeit nach sich ziehen würde. Dadurch kam es zu schlimmen Sorgen mit der Narbenheilung. Cal musste deshalb auf die Rennen in Misano verzichten. Wenn man also heute meint, Cal würde keine Leistung bringen, deshalb sollte man ihn für 2021 tauschen, dann entgegne ich: Cal ist immer noch ein sehr schneller Fahrer. Ich bin sicher, er braucht einfach etwas Zeit zur vollständigen Genesung. Ich bin überzeugt, er kann dann wieder genauso schnell fahren wie andere MotoGP-Fahrer.»
Doch LCR musst sich schon im Oktober und November 2019 Sorgen um Cal machen, denn er stand bei HRC auf der Liste jener Fahrer, die als Lorenzo-Ersatz in Frage kamen. Aber nach dem Moto2-Titelgewinn rückte Alex Márquez (24) dank der Fürsprache von Marc in den Vordergrund.
Welches Ziel kann LCR 2021 mit dem verjüngten Team verfolgen?
Cecchinello: «Wir sind definitiv sehr motiviert, mit Nakagami weiterzumachen. Ich hoffe, HRC wird die Vertragsverlängerung bald verlautbaren. ich bin in diese Gespräche nicht involviert, Ich weiß nicht, wie der aktuelle Status ist. Aber ich weiß von beiden Seiten, dass eine weitere Zusammenarbeit geplant ist. Ich bin gespannt auf weitere News von HRC, die uns erlauben, weiter mit Nakagami zu planen. Unser Ziel ist es, mit ihm einem einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Wir wollen dann nicht um die Top-Ten fighten wie jetzt, sondern um die Top-5. Mit Alex Márquez sehen wir eine richtige Herausforderung, denn er ist ein Fahrer, der zu Beginn seiner MotoGP-Karriere Schwierigkeiten bekundet hat, da diese Kategorie stellt generell hohe Ansprüche. Dazu kommt, dass die Rookies offenbar bei Yamaha und Suzuki einen gewissen Vorteil haben. Aber Alex versteht inzwischen die Geheimnisse des Honda-Motorrads. Und es gibt keinen Grund, warum er nicht so beständige Resultate erzielten sollte wie in den Klassen Moto3 und Moto2, wo er jeweils Weltmeister wurde. Wir müssen ihm etwas Zeit geben. Ein Jahr mit Repsol-Honda sollte dazu führen, dass er für den Start 2021 eine bessere Ausgangslage hat als er hätte, wenn er schon 2020 für LCR gefahren wäre.»
Ergebnisse MotoGP Catalunya/E:
1. Fabio Quartararo (F), Yamaha, 24 Runden in 40:33,176 min
2. Joan Mir (E), Suzuki, +0,928 sec
3. Alex Rins (E), Suzuki, +1,898
4. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +2,846
5. Jack Miller (AUS), Ducati, +3,391
6. Pecco Bagnaia (I), Ducati, +3,518
7. Takaaki Nakagami (J), Honda, 3,671
8. Danilo Petrucci (I), Ducati, +6,117
9. Maverick Vinales (E), Yamaha, +13,607
10. Cal Crutchlow (GB), Honda, +14,483
11. Brad Binder (ZA), KTM, +14,927
12. Aleix Espargaro (E), Aprilia, +15,647
13. Alex Marquez (E), Honda, +17,327
14. Iker Lecuona (E), KTM, +27,066
15. Tito Rabat (E), Ducati, +27,282
16. Bradley Smith (GB), Aprilia, +28,736
17. Stefan Bradl (D), Honda, +32,643
– Miguel Oliveira (P), KTM
– Valentino Rossi (I), Yamaha
– Pol Espargaro (E), KTM
– Johann Zarco (F), Ducati
– Andrea Dovizioso (I), Ducati
Fahrer-WM nach 8 von 14 Rennen:
1. Quartararo, 108 Punkte. 2. Mir 100. 3. Viñales 90. 4. Dovizioso 84. 5. Morbidelli 77. 6. Miller 75. 7. Nakagami 72. 8. Rins 60. 9. Oliveira 59. 10. Binder 58. 11. Rossi 58. 12. Pol Espargaró 57. 13. Bagnaia 39. 14. Petrucci 39. 15. Zarco 36. 16. Alex Márquez 27. 17. Aleix Espargaró 22. 18. Lecuona 17. 19. Crutchlow 13. 20. Smith 11. 21. Rabat 8. 22. Pirro 4.
Konstrukteurs-WM:
1. Yamaha, 163 Punkte. 2. Ducati 126. 3. Suzuki 113. 4. KTM 109. 5. Honda 72. 6. Aprilia 30.