Motorsportsaison 2020: Ein Jahr wie kein anderes
Dunkle Wolken, keine Zuschauer: Fabio Quartararo (Yamaha) beim Valencia-GP 2020
In den vergangenen zwölf Monaten hat die Corona-Pandemie das Leben der Menschen auf der ganzen Welt verändert. Unsere Gesellschaft hat sich verändert, und wer jetzt hofft, diese Covid-19-Seuche werden in ein paar Monaten vorbei sein, wird sich täuschen. Denn wenn sich nur 50 Prozent der Bevölkerung weltweit impfen lassen, wird es bis zur Herdenimmunität noch lange dauern.
Deshalb besteht Grund zur Hoffnung, das wir die schlimmste Zeit hinter uns haben. Denn durch den Impfstoff werden bald die vulnerabelsten Teile der Bevölkerung geschützt, dazu die wichtigsten Dienstleister, dann im Laufe des erstes Halbjahrs 2021 Millionen von Freiwilligen.
Im März und April 2020 gab es Phasen, in denen der Motorsport zur Nebensache verkam, es hagelte nichts als Absagen, und in den dunkelsten Stunden des April wusste niemand zu sagen, ob 2020 noch einmal irgendein Motorsport-Event stattfinden könnte. Wegen all der Versammlungsverbote, des Lockdowns, der Reiseverbote, Reisewarnungen, Reisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen rückten alle Großveranstaltungen in weite Ferne. Auch Großereignisse wie die Fußball-EM und die Olympischen Spiele wurden verschoben.
Aber die Menschheit erwies sich als einfallsreich. Bald tauchten umfangreiche und umsichtig gestaltete Gesundheitskonzepte auf. Durch das pfiffige «closed doors protocol», durch den Verzicht auf Zuschauer, Teamgäste, Journalisten, Adabeis und das Zustandekommen einer streng abgeschirmten «bubble» konnten nicht nur die Formel 1 und die MotoGP im Juli auf die Bühne zurückkehren, sondern bald folgten die Tour de France, der Giro d‘Italia, die Tennis-Tourniere, andere sportliche Wettbewerbe und alle möglichen Motorsportserien von der Rallye-WM bis zur Motocross-WM und zu nationalen Meisterschaften.
Was erwartet uns 2021?
Die Covid-19-Seuche hat die Welt nachhaltig verändert. Wir werden eine Weile mit ihr leben müssen, darin sind sich alle ernst zu nehmenden Wissenschaftler, Virologen und Epidemiologen einig.
Aber durch Abstandhalten, Maskentragen, Reduzierung der Sozialkontakte und Einhaltung der Hygienevorschriften wird sich die Situation von Monat zu Monat verbessern. Vor allem wenn wir uns ab März oder April wieder mehr im Freien aufhalten.
Die Verschwörungstheoretiker werden sich nicht umstimmen lassen. Ich halte das für nicht besonders nachteilig. Durch ihr leichtsinniges Verhalten leisten sie zumindest einen Beitrag zur Erreichung der Herdenimmunität.
Klar, niemand lebt gern unter Hausarrest, niemand geht gerne in Quarantäne, manche Verwandtenbesuche fehlen uns erst, wenn sie verboten sind, niemand rennt freiwillig mit einer Gesichtsmaske herum und niemand desinfiziert gern zehnmal am Tag seine Hände. Niemand sieht gern in den Restaurants maskiertes Servicepersonal und überall Plexiglaswände.
Aber wir werden eine Weile damit leben müssen. Voraussichtlich wird uns ein Teil der Vorsichtsmaßnahmen auch nach der Eindämmung des SARS-CoV-2-Virus erhalten bleiben.
Die Ärzte stellen seit Wochen eine Abwesenheit der üblichen Grippewelle fest. Die Influenza breitet sich in diesem Winter nicht aus, weil wir Abstand halten, Masken tragen und häufiger als sonst unsere Hände waschen.
Künftig werden also viele Menschen auch bei Grippesymptomen Abstand halten oder Masken tragen – wie in Asien seit vielen Jahren. Die ältere Generation wird über Jahre hinweg Massenansammlungen vermeiden, schätze ich. Und wir werden vielfach auf das Händeschütteln verzichten.
Wir werden mit Sicherheit vorläufig weniger reisen, Drei-Tage-Trips nach Singapur wird man sich zweimal überlegen, viele Geschäftsreisen werden durch ZOOM-Meetings ersetzt werden, das spart Geld und schont die Umwelt.
Ab wann im Motorsport wieder Rennen mit 70.000 oder 100.000 Zuschauern stattfinden können, ist schwer zu sagen. 2021 vermutlich nicht, zumindest nicht im ersten Halbjahr.
Aber es bleibt zu hoffen, dass möglichst bald wenigstens wieder 50 Prozent der Tickets verkauft werden können und die Geisterrennen ein Ende finden.
2020 haben wir unser Vokabular um viele Begriffe erweitert. Sieben-Tage-Inzidenz, exponenzielle Zunahme, Social Distancing, beschleunigte Zulassung, Messenger RNA, Lockdown, FFP2, Mortalitätsrate, Übersterblichkeit, Reproduktionszahl, «bubble», PCR-Test, Antigentest, Antikörper: Wer hat diese Worte vor dem März 2020 jemals in den Mund genommen?
Wer hat damit gerechnet, das Wort «positiv» werde plötzlich einen ganz üblen Beigeschmack bekommen, auch in Zusammenhang mit Valentino Rossi und Lewis Hamilton?
Positiv denken ist trotzdem nicht verboten.
Ich bin jedenfalls überzeugt, das wir das Schlimmste hinter uns haben. Auch wenn die neue Normalität nicht gleich in den ersten Monaten 2021 einkehren wird.
Qualität setzt sich durch
SPEEDWEEK.com hat den Motorsport-EnthusiastenInnen in diesem Jahr viele Hintergrund-Nachrichten, Aufklärung und News aus erster Hand geliefert, dazu Kommentare, eindrucksvolle aktuelle Fotos und Videos.
Wir bedanken uns bei unseren UserInnen für die Treue. Wir freuen uns im Jahr 2020 bis zum 23.12. über einen durchschnittlichen Zuwachs von 59,27 Prozent (Quelle: Google Analytics) an Unique Clients. Wir werden auch im Dezember 1,9 oder 2 Millionen UC erreichen, eine stattliche Zahl. Sie hält fest, wie viele unterschiedliche Mobiltelefone, Tablets und Computer im Monat auf die Website zugreifen.
Acht bis neun Millionen gelesene Artikel pro Monat – auch das bedeutet Motivation, das ist eine Bestätigung unserer Bemühungen um journalistische Sorgfalt, um hartnäckige Recherche, auch wenn diese Methode im Zeitalter der schnellen Klicks vielerorts aus der Mode zu kommen scheint. Unsere Anstrengungen, auch wenn sie nicht immer über alle Zweifel erhaben sind, werden von den Lesern honoriert – und vermehrt auch von unseren werbefreudigen Partnern aus der Wirtschaft.
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Wir werden uns bemühen, die Erwartungen der LeserInnen auch künftig nicht zu enttäuschen.
Frohe Weihnachten – und vor allem ein gesundes Neues Jahr.