Danilo Petrucci (KTM): «Hätte die RC16 gern getestet»
Bisher musste der begeisterte Motocross-Fahrer Danilo Petrucci, der im Dezember erstmals auf Sardinien sogar an einer mehrtägigen Motorrad-Rallye teilgenommen und die erste Etappe auf Anhieb gewonnen hat, die Herkunft seiner bevorzugten Offroadmarke immer verschleiern. Im Vorjahr tarnte der zweifache MotoGP-Sieger seine käuflich erworbene KTM 450 SX-F in Ducati-Rot, er klebte sogar einen Ducati-Schriftzug auf den Tank.
Seit 1. Januar 2021 steht Petrucci bei KTM unter Vertrag, jetzt kann er seine 63 PS starke Motocross-KTM öffentlich zur Schau stellen – auch im Original-Design. Petrucci trainierte 2020 sogar einmal in Malagrotta bei Rom gemeinsam mit dem neunfachen Motocross-Weltmeister Tony Cairoli, einer Red Bull-KTM-Ikone, die mit 35 Jahren noch einmal auf WM-Titeljagd geht.
Danilo Petrucci bedauert natürlich, dass er als KTM-Neuling bisher noch nie mit der MotoGP-RC16 auf einer Rennstrecke fahren durfte. Die üblichen Wintertests im November in Valencia und Jerez fielen wegen der verlängerten Saison aus.
«Das war sehr schade. Dani Pedrosa war ja im Dezember noch einmal in Jerez testen. Dieser Tests wäre für mich sehr nützlich gewesen. Aber KTM hat durch die Podestplätze 2020 die Concession-Privilegien verloren, deshalb durfte ich nicht mehr fahren», bedauert der Italiener. «Diese Resultate zeigen aber auch, dass das Motorrad wirklich sehr konkurrenzfähig ist. Das hat KTM deutlich unter Beweis gestellt. Ich kann mich also erst beim Sepang-Test Mitte Februar mit der KTM anfreunden. Wir haben insgesamt nur sechs Testtage bis zum ersten Rennen in Katar. In dieser Zeit müssen wir viel Arbeit erledigen. Aber Race-Manager Mike Leitner hat mir gesagt, das Motorrad hat jetzt eine gute Basis, besonders dank der Arbeit von Dani Pedrosa. Das Bike kann jetzt durch verschiedene Fahrweisen schnell gefahren werden. Man muss zum Beispiel nicht einfach nur stark bremsen oder sanft Gas geben. Deshalb sind 2020 auch die Rookies Binder und Lecuona gut zurechtgekommen.»
Petrucci ist froh, dass ihm Ducati-Rennchef Gigi Dall‘Igna im Frühjahr 2020 schon früh die Freigabe für 2021 erteilt hat. So konnte er sich frühzeitig um ein neues Team umsehen – und landete bei Tech3-KTM.
Aber der WM-Sechste von 2019 muss auch Pol Espargaró und Jorge Martin dankbar sein, denn Pol kündigte Ende Mai den Wechsel zu Repsol-Honda an, und Moto2-Ass Jorge Martin tauschte gleichzeitig seinen KTM-MotoGP-Deal gegen einen Ducati-Vertrag bei Pramac ein. Der schien ihm aussichtsreicher.
«Ja, ich bin Pol dankbar», schmunzelte Danilo im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich habe ihm deshalb vor dem Jerez-GP zum Dank freundlich sofort die Hand geschüttelt, als ich ihn getroffen habe. Wenn Pol nicht weggegangen wäre, wäre es sicher schwieriger für mich gewesen, einen Platz in einem Topteam zu finden. Aber in meinem ganzen Leben haben sich für mich immer zum richtigen Zeitpunkt Türen geöffnet. Diesmal bin ich im letzten Moment noch auf den Zug aufgesprungen…»