Danilo Petrucci (Ducati): «Habe alles übertrieben»
GP von Österreich 2020, Petrucci beim Anbremsen von Turn 3
Danilo Petrucci, MotoGP-WM-Sechster 2019, erfuhr von der Ducati-Teamführung bereits im April, dass sein Werksvertrag für 2021 nicht verlängert wird und dass er sich nach sechs Jahren einen neuen Hersteller suchen muss. Ducati hätte ihm bestenfalls einen Superbike-Vertrag angeboten. Sein Manager Alberto Vergani unterhielt sich kurz mit Aprilia Racing, es gab aber kein zukunftsweisendes Konzept und zudem Altlasten, weil das italienische Werk in der Saison 2015 seinen Schützling Marco Melandri gegen dessen Willen vom Superbike-Werksteam ins MotoGP-Team transferiert und ihn dann im Juli 2015 zugunsten von Stefan Bradl entlassen hatte. Aber bereits am 17. Juni 2020 kam nach einem Besuch in Munderfing zwischen Petrucci, Vergani und KTM eine Einigung zustande. Der inzwischen zweifache MotoGP-Sieger wird 2021 im Tech3-KTM-Team neben Iker Lecuona fahren.
Wie schwierig war es für Petrucci, nach der geplanten Trennung per Saisonsende noch eine ganze Saison im Ducati-Werksteam zu fahren, zumal das Klima zwischen seinem Teamkollegen Andrea Dovizioso und den Ducati-Chefs Claudio Domenciali und Gigi Dall’Igna längst erheblich abgekühlt war? Am 15. August kündigten Dovizioso und dessen Manager Simone Battistella beim Österreich-GP an, dass auch sie keinen neuen Vertrag unterschreiben würden.
Von da an lag das Augenmerk von Ducati verstärkt auf den diesjährigen Werkspiloten Miller (er wurde WM-Siebter) und Pecco Bagnaia, der einen zweiten Platz in Misano sicherstellte.
«Ich kann mich gar nicht oft genug bei Ducati bedanken», hält Danilo Petrucci im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Denn sie haben mir die Chance gegeben, jahrelang mit den besten Bikes zu fahren und zwei Jahre lang im Werksteam anzutreten. Für mich ist ein Traum wahr geworden, als ich für das Ducati Factory Team unterschrieben habe. Es war eine große Genugtuung und eine gute Leistung von mir, als ich zwei Rennen gewinnen konnte. Obwohl die Trennung schon im Frühjahr beschlossen wurde, blicke ich sehr positiv auf die vergangene Saison zurück. Ich spürte keinen großen Druck mehr auf mir.»
«Anderseits willst du jedes Mal schneller sein, wenn du auf das Motorrad steigst», räumte der aktuelle WM-Zwölfte ein, der außer beim Frankreich-GP-Sieg 2020 nie bei einem Rennen unter die Top-6 kam. «Es lastet immer ein Druck auf dir, wenn du in einem Werksteam fährst. Ich hatte mir vorgenommen, besser abzuschneiden als 2019. Aber das ist mir nicht gelungen. Es hat sicher mitgespielt, dass die Saison in Jerez beim Mittwoch-Test am 15. Juli mit einem fürchterlichen Sturz begonnen hat. Ich habe mir dabei fast das Genick gebrochen. Ich hatte deshalb an den zwei GP-Wochenenden in Jerez beim Fahren ein sehr ungutes Gefühl. Es war sehr mühsam. Ich dachte, bis Brünn könne ich mich erholen. Aber dieses Rennen wurde wieder ein Desaster, denn wir hatten nicht genug Grip. In Österreich bin ich Siebter und Elfter geworden, aber in den Qualifyings war ich dort nicht schnell genug. Ich kam mir vor wie ein Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt. Ich wollte mich steigern, aber dadurch habe ich mich zu stark unter Druck gesetzt und alles übertrieben. Ich war dann zu verkrampft. Erst ab dem Misano-Test im September spürte ich Fortschritte, weil wir dort das Set-up besser an die neuen Hinterreifen angepasst haben.»
Die MotoGP-Karriere von Danilo Petrucci
2012. WM-19. auf Ioda-Aprilia und Suter-BMW, 27 Punkte
2013: WM-17. auf Suter-BMW, 26 Punkte
2014. WM-20. auf ART-Aprilia, 17 Punkte
2015: WM-10. auf Ducati, 113 Punkte
2016: WM-14. auf Ducati, 75 Punkte
2017: WM-8. auf Ducati, 112 Punkte
2018. WM-8. auf Ducati, 124 Punkte
2019: WM-6. auf Ducati, 176 Punkte
2020: WM-12. auf Ducati, 78 Punkte
MotoGP-Podestplätze (total 10)
2015: Platz 2 in Silverstone
2017: Platz 3 in Mugello, Platz 2 in Assen, Platz 2 in Misano,
Platz 3 in Motegi
2018: Platz 2 in Le Mans
2019: Platz 3 in Le Mans, Sieg in Mugello, Platz 3 in Catalunya
2020: Sieg in Le Mans