Valentino Rossi kann Marc Márquez nicht verzeihen
Valentino Rossi äußert sich zu Marc Márquez
Im Gespräch mit der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera sprach Rossi nicht nur über die Prioritäten im Leben eines bald 42-jährigen Rennfahrers, er beantwortete auch Fragen zu den aktuellen Gesprächsthemen rund um das MotoGP-Fahrerlager – allen voran Marc Márquez und die lange Verletzungspause nach dem Oberarmbruch und drei Operationen in weniger als fünf Monaten.
Den Fehler sieht der neunfache Weltmeister im überhasteten Comeback-Versuch des Repsol-Honda-Stars, der nur vier Tage nach dem ersten Eingriff in Jerez wieder auf seine RC213V stieg. «Ich glaube, es lag daran, dass er nach der OP zu früh wieder fahren wollte. Und ich habe nicht verstanden, wie das überhaupt erst möglich gemacht wurde. Denn: Dr. Costa war ein Pionier. Er hat die Behandlungs- und die Reha-Möglichkeiten revolutioniert, indem er die Zeit, in der man stillhält, verringert hat. Damit hat er eine wertvollen Weg eröffnet. Dann, nach dem Blitzcomeback von Lorenzo in Assen 2013, hat die Dorna Rahmenlinien abgesteckt, um übertriebenes Risiko zu vermeiden. Im Fall von Márquez sind die aber alle ausgefallen, ganz plötzlich, und wer weiß, warum.»
Zur Abwesenheit des Seriensiegers beteuerte «Vale»: «Es tut mir sehr leid, dass er nicht fahren kann. Wenn er wieder ganz gesund wird – was im Moment keiner weiß, nicht einmal er – dann wird er wieder so stark werden, wie er es war.» Der Nachsatz des 115-fachen GP-Siegers: «Aber Márquez war nicht der stärkste Gegner, dem ich begegnet bin.»
Hat Rossi dem sechsfachen MotoGP-Champion aus Cervera inzwischen eigentlich verziehen, was 2015 rund um den berüchtigten «Sepang-Clash» vorgefallen ist? «Unmöglich», entgegnete der 41-Jährige entschieden. «Was er getan hat, ist nicht entschuldbar. Wenn ich an diese Tage zurückdenke, dann fühle ich noch immer dieselben Emotionen wie damals. Und es sind inzwischen sechs Jahre vergangen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich das noch ändern kann.»
Zum neuen Werks-Duo von Yamaha, Maverick Viñales und Fabio Quartararo, sagte der Petronas-Neuzugang: «Sie haben die Fahrer für 2021 ausgewählt, noch bevor die Saison 2020 begonnen hatte. Das ist meiner Meinung nach ein Fehler, das ist eine schlechte Angewohnheit der MotoGP. Man müsste wenigstens ein paar Rennen abwarten. Wie auch immer, Quartararo ist noch immer vielversprechend und Viñales ist, wenn auch mit viel Auf und Ab, sehr stark. Sie werden gut dabei sein, davon bin ich überzeugt.»
Dass Andrea Dovizioso, 2017, 2018 und 2019 noch Vizeweltmeister, keinen Platz im MotoGP-Feld mehr gefunden hat, versteht sein Landsmann nicht. «Das ist absurd», fand Rossi. «Er ist schnell und erfahren. Aber man müsste ihn fragen, vielleicht wollte er nicht mehr. Falls es seine Entscheidung war, dann ist alles gut.»
Den Abgang seines langjährigen Weggefährten Davide Brivio in Richtung Formel 1 bedauert Vale ebenfalls: «Es tut mir leid, dass er nicht mehr in der MotoGP ist. Er ist ein Manager, der das Level insgesamt angezogen hat, und eine Person, der ich im Paddock immer gerne begegnet bin. Aber ich freue mich für ihn. Ich glaube, dass es für einen, der diesen Job macht, ein Ziel ist.»