KTM: Weniger Motoren, Laufzeit muss erhöht werden
Durch die ersten beiden MotoGP-Siege 2020 durch Brad Binder (Brünn) und Miguel Oliveira (Spielberg-2) verlor KTM Factory Racing für die kommende Saison alle Privilegien der Neueinsteiger-Teams. Es dürfen also jetzt nicht mehr zwei Motoren mehr verbraucht werden als bei den Sieger-Teams, es fallen die unbeschränkten privaten Tests mit den Stammfahrern weg, und die Motorenentwickelung bleibt bis Ende der Saison auf dem Stand vom März 2020.
Diese neue Situation hatte vor der fünften MotoGP-Saison der Österreicher Auswirkungen auf die Vorbereitung der 1000-ccm-V4-RC16-Motoren, die von Ing. Kurt Trieb entwickelt wurden und werden. Es musste eine längere Laufzeit der Triebwerke sichergestellt werden. 2020 waren bei den Top-Teams fünf Motoren pro Fahrer und Saison erlaubt und bei den damaligen Concession-Teams (KTM und Aprilia) jeweils sieben. Weil aber in der kommenden Saison wieder 20 statt 14 Grand Prix geplant sind, beträgt das Kontingent jetzt wieder sieben und neun Motoren (nur für Aprilia), die keine Podestplätze und deshalb keine Concessions-Punkte errungen haben.
«Da wir jetzt nicht mehr zwei Motoren mehr verwenden können als die meisten Konkurrenten, haben wir unser Hauptaugenmerk auf die Haltbarkeit gesetzt. Sie hat jetzt einmal oberste Priorität», erklärte KTM Race Manager Mike Leitner im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir konnten deshalb nicht alles umsetzen, was man vielleicht bei der Leistungssuche machen hätte können. Es wäre auch hilfreich gewesen, die Motoren in der neuen Konfiguration einmal in der Hitze von Sepang zu probieren. Aber der Malaysia-Test ist uns leider weggebrochen. Deshalb müssen wir jetzt beim Motoren-Mapping noch konservativer vorgehen. Doch die Motorleistung, mit der wir 2020 gefahren sind, die haben wir auf jeden Fall auch für den Saisonstart 2021.»
Die KTM-Triebwerke müssen jetzt sicher 2000 km halten, betont Mike Leitner. «Aber wir haben manche Motoren auch 2020 schon bis zu dieser Laufleistung hin gefahren, weil wir schon auf 2021 voraus gedacht haben. Wir haben in den freien Trainings am Freitag etliche Motoren erst nach 2000 km gewechselt. Dadurch haben wir gesehen, welche Sachen wir ändern müssen. Diese Anpassungen wurden im Winter vorgenommen. Aber wir müssen wahrscheinlich auch während der Saison noch einmal reagieren», sagt Leitner. «Wir wissen ja noch nicht, ob wir alle 20 MotoGP-Rennen haben werden oder nur 18 oder 16. Wenn weniger als die geplanten Rennen stattfinden, können wir die erlaubten Motoren anders einsetzen als beim vollen Programm mit 20 Events.»
Von den Japanern ist zu hören, dass sie ihren Motoren mitunter zwischen 2500 und sogar 3000 km zumuten können, besonders Honda. Leitner: «Ja, alle Hersteller setzen die Motoren, die am Ende der Laufleistung sind, am Freitag noch ein. Auch bei uns wurden in der Vergangenheit am Freitagabend noch Motoren gewechselt, damit wir auf die gebrauchten Motoren noch Kilometer drauffahren konnten. Das ist gang und gäbe.»
Leitner war bei Dani Pedrosa und Repsol-Honda von 2006 bis Ende 2014 als Crew-Chief tätig, er kennt die Laufzeiten von Honda. Zu Yamaha sagt er schmunzelnd: «Voriges Jahr haben sie nicht immer die geplanten Laufzeiten erreicht…»
Denn Yamaha musste allein beim ersten und zweiten Jerez-GP bei Viñales, Rossi und Morbidelli je einen Motorschaden hinnehmen – wegen der illegalen, schadhaften und außerdem nicht homologierten Ventile.
Mike Leitner räumt ein, dass KTM momentan bei Drehzahl und Motorleistung sicherheitshalber mit dem Stand von 2020 fährt, obwohl Elektronik-Updates erlaubt wären. Kam KTM deshalb bei den Katar-Tests nicht in die Top-15? Und kann die Power nach den ersten Rennen hochgeschraubt werden, wenn die Standfestigkeit gewährleistet ist?
Leitner: «Das können wir immer tun. Das ist eh klar. Den Drehzahlbegrenzer kann ich jederzeit anders einstellen.»