Formel 1: Abschied in der Unterhose

KTM in Doha: Schwache Bilanz mit kleinen Lichtblicken

Von Günther Wiesinger
Trotz einer Steigerung am zweiten Wochenende konnten die KTM-Teams in Doha nicht überzeugen. Daran ändert auch der Blitzstart von Oliveira und der achte Platz von Brad Binder nichts.

Das Team Red Bull KTM Factory Racing schaffte zwar beim Doha-GP am Sonntag mit Brad Binder und Miguel Oliveira auf den Plätzen 8 und 15 einen sichtbaren Fortschritt gegenüber dem Rennen vom 28. März, das Oliveira und Binder nur auf den Positionen 14 und 15 beendeten. Doch die Erwartungen von KTM hatten anders ausgesehen. Kein Wunder: Oliveira hat das WM-Finale am 22. November in Portimão noch im Marc Márquez-Stil dominiert: Pole-Position, ungefährdeter Start-Ziel-Sieg, klarer Triumph.

Mike Leitner, Race Manager bei KTM, wusste aus den ersten vier Jahren, dass der Losail Circuit nicht optimal zur KTM RC16 passt. Aber dass die Österreicher besonders über eine einzelne Runde sogar gegenüber Aprilia chancenlos sein würden, sorgte beim «Team Orange» für Sorgenfalten.

«Unser Abschneiden kann man nicht schönreden», erklärte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer, «auch wenn wir im Rennspeed deutlich konkurrenzfähiger waren als im Qualifying.»

Eines steht fest: KTM hat durch die Erfolge von 2020 alle «Concession»-Privilegien verloren. Dazu gehört, dass jetzt pro Fahrer und Saison nicht mehr zwei Motoren mehr als bei den Siegerteams zur Verfügung stehen, also sieben wie bei Yamaha,  Honda, Suzuki und Ducati. Nur Aprilia (ohne Podestpläze) darf neun verheizen. Deshalb wurden die «engine specifications» bei den KTM-Motoren vorläufig konservativer eingestellt als im Vorjahr. Denn die Lebensdauer musste erhöht werden.

«Nach dem Rennen können wir sehr froh sein, dass wir beide Fahrer in die Punkte gebracht haben», lautete das Resümee von Mike Leitner. «Brad Binder hat am Sonntag ein erstaunliches Rennen gezeigt, von Platz 18 auf Platz 8, er hat nur fünf Sekunden auf den Sieger verloren. Wir haben in allen Sessions unermüdlich gearbeitet, um bessere Lösungen für diese Strecke zu finden. Wir haben das Bike-Setting am zweiten Wochenende verbessern können. Im Gegensatz zum ersten Rennen hier haben wir mit Miguel auch einen Fahrer ins Q2 gebracht.»

Oliveira fuhr vom zwölften Startplatz los, dann donnerte der Portugiese mit einem Raketenstart bis auf Platz 4 vor. Doch dann wurde sein Dashboard schwarz.

«Es war sehr schade, dass dann das Display bei Miguel schwarz wurde», ergänzte Leitner. «Denn er hätte sonst nach diesem eindrucksvollen Start sicher ein respektables Ergebnis erzielen können. Ich habe in meinen vielen MotoGP-Jahren noch nicht viele solche Starts wie diesen gesehen. Diese Lichtblicke geben uns Kraft für die Zukunft. Wir nehmen die positiven Aspekte der beiden Katar-GP mit nach Europa. Wir verlassen jetzt den Losail Circuit, der uns jedes Jahr vor Probleme stellt. Aber wir sind zuversichtlich. Wir haben die Motorräder am zweiten Wochenende verbessert, wir haben zwei sehr schnelle Fahrer. Jetzt sind wir gespannt auf die Rennen in Europa.»

Das KTM Tech3 Factory Team mit Danilo Petrucci und Iker Lecuona blieb in Katar in beiden Rennen punktelos – wie LCR-Honda.

Ein Blick auf die WM-Stände wirkt ernüchternd: In der Fahrer-WM liegen Binder und Oliveira auf den Rängen 12 und 16. In der Marken-WM teilen sich KTM und Honda mit je elf Punkten den letzten Platz. Die Team-WM hat Red Bull KTM im Vorjahr auf Platz 3 beendet, jetzt scheinen die Österreicher dort nur an siebter Position auf.

«Wenn wir um die Weltmeisterschaft kämpfen wollen, brauchen wir ein Motorrad, das auf jeder Strecke konkurrenzfähig ist», lautet das schonungslose Fazit von KTM-Rennchef Pit Beirer.

Ergebnisse MotoGP-Rennen Katar, 4. April 2021:

1. Fabio Quartararo, Yamaha, 42:23,997 min
2. Johann Zarco, Ducati, +1,457 sec
3. Jorge Martin, Ducati, +1,500
4. Alex Rins, Suzuki, +2,088
5. Maverick Vinales, Yamaha, +2,110
6. Pecco Bagnaia, Ducati, +2,642
7. Joan Mir, Suzuki, +4,868
8. Brad Binder, KTM, +4,979
9. Jack Miller, Ducati, +5,365
10. Aleix Espargaró, Aprilia, +5,382
11. Enea Bastianini, Ducati, +5,550
12. Franco Morbidelli, Yamaha, +5,787
13. Pol Espargaró, Honda, +6,063
14. Stefan Bradl, Honda, +6,453
15. Miguel Oliveira, KTM, +8,928
16. Valentino Rossi, Yamaha, +14,246
17. Takaaki Nakagami, Honda, +16,241
18. Luca Marini, Ducati, +16,472
19. Danilo Petrucci, KTM, +16,779
20. Lorenzo Savadori, Aprilia, +38,775
– Alex Márquez, Honda, 10 Runden zurück
– Iker Lecuona, KTM, 10 Runden zurück

Stand Fahrer-WM nach 2 von 19 Rennen:

1. Zarco, 40 Punkte. 2. Quartararo 36. 3. Vinales 36. 4. Bagnaia 26. 5. Rins 23. 6. Mir 22. 7. Martin 17. 8. Aleix Espargaró 15. 9. Miller 14. 10. Pol Espargaró 11. 11. Bastianini 11. 12. Binder 10. 13. Bradl 7. 14. Rossi 4. 15. Morbidelli 4. 16. Oliveira 4. 17. Marini 0. 18. Lecuona 0. 19. Nakagami 0. 20. Savadori 0. 21. Petrucci 0.

Stand Marken-WM:

1. Yamaha, 50 Punkte. 2. Ducati 40. 3. Suzuki 26. 4. Aprilia 15. 5. KTM 11. 6. Honda 11.

Stand Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha, 72 Punkte. 2. Pramac Ducati 57. 3. Suzuki Ecstar 45. 4. Ducati Lenovo 40. 5. Repsol Honda 18. 6. Aprilia Gresini 15. 7. Red Bull KTM 14. 8. Esponsorama Ducati 11. 9. Petronas Yamaha SRT 8.

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