Kork Ballington: Zweifacher Doppel-Weltmeister ist 70
Jubilar Kork Ballington
Der mit bürgerlichem Namen Hugh Neville genannte «Kork» Ballington kam am 10. April 1951 in Salisbury zur Welt. Mit 14 bestritt er seine ersten Rennen und mit 16 verließ er das damalige Rhodesien (heute Simbabwe) und ging nach Pietermaritzburg in die Provinz Natal in Südafrika. Seine Karriere war kurz, aber intensiv und begann kometenhaft. Nachdem er 1971 mit einer 500-ccm-Zweitakt-Dreizylinder Kawasaki H1-R die Natal 500 cc Production Championship und 1972 die offene Südafrikanische Meisterschaft gewonnen hatte, kam er 1973 nach England, um dort sowie auf dem europäischen Kontinen Rennen zu fahren.
Auf einer Kawasaki mit Seeley-Rahmen wurde er 1974 Vierter der Britischen Superbike-Meisterschaft.
1976 debütierte der inzwischen mit einem südafrikanischen Pass reisende Korkie in der 350-ccm-Klasse im italienischen Mugello in der Motorrad-WM, wo er mit einer privaten Yamaha auf Anhieb auf Platz 7 landete. Sein Bruder Dozy arbeitete übrigens während der ganzen GP-Karriere von Ballingon als dessen Chefmechaniker.
Weitere GP-Auftritte erlebte Kork 1976 am Saisonende auf dem Nürburgring und in Barcelona. Während er auf der altehrwürdigen und ihm unbekannten Nordschleife sensationell Zweiter des 250er-Rennens werden konnte, setzte er unter Spaniens Sonne noch einen drauf und errang im Rennen der 350-ccm-Klasse seinen ersten Grand-Prix-Sieg.
Nach einem weiteren Jahr als Privatfahrer (1977) und mit drei weiteren GP-Siegen (Assen 350 ccm, Silverstone 250 ccm und 350 ccm) hatte er sich wie der Australier Gregg Hansford bei Kawasaki für deren noch junges WM-Projekt an der Seite bzw. anstelle der Briten Mick Grant und Barry Ditchburn empfohlen. Hansford war zuvor in Australien schon Teil von Kawasakis 750er- und später auch des KR250/350-Projekts gewesen.
1978 dominierten Ballington im Team Kawasaki-Life UK und Hansford im technisch gleichgestellten Team Kawasaki Australia mit den Werks-Kawa KR 250 und KR 350 mit Tandem-Twin-Motor die beiden mittleren und stark verwandten Hubraumklassen fast nach Belieben. In der Viertelliterklasse gewann das Duo acht der zwölf Grands Prix, jeder der beiden deren vier. Auch bei den Podestplätzen stand es 4 zu 4. Am Ende gab die etwas größere Konstanz von Ballington bei den etwas schlechteren Rennen den Ausschlag zu seinen Gunsten. Nach Punkten stand es 124 zu 118. WM-Dritter wurde der Franzose Patrick Fernandez mit 55 Zählern.
Bei den 350ern war die Angelegenheit deutlich klarer: Ballington gewann sechs Grand Prix, Hansford drei. «Korkie» hatte 134 Punkte auf sein Konto bringen können und der blonde Aussie nur 76, sodass er sich sogar mit einen Punkt Rückstand mit WM-Rang 3 hinter dem japanischen Yamaha-Piloten Takazumi Katayama begnügen musste.
1979 gewann Kork Ballington erneut beide WM-Titel, gestaltete die Saison allerdings in beiden Klassen eindeutig. Bei den 250ern gewann er sechs WM-Läufe und Hansford keinen. Dennoch reichte es für ihn zum Vizetitel vor dem dreifachen Saisonsieger Graziano Rossi auf Morbidelli, dem Vater eines gewissen Valentino. In der 350-ccm-Klasse wurde Ballington mit fünf Saisonsiegen Weltmeister. Hansford gelangen immerhin drei Siege, die allerdings nur zu WM-Rang 3, diesmal hinter Patrick Fernandez, reichten.
1980 bildete Kork Ballington das Kawasaki-Aushängeschild beim Wiedereinstieg des «Team Green» in die 500-ccm-Klasse. Beim dritten Saisonrennen holte er im französischen Le Castellet als Achter mit dem unausgereiften Vierzylinder-Zweitakter die ersten WM-Punkte. Danach wurde er im finnischen Imatra Fünfter und fuhr auch anschließend als Siebter im englischen Silverstone in die Top-10. Mit 13 Punkten wurde er WM-Zwölfter.
In den mittleren Hubraumkategorien überließ Kawasaki 1979 und 1980 auch privilegierten Privatiers der Landesimporteure einzelne Werks-Motorräder. Kork Ballington musste im Juni nach dem Sieg in Le Castellet eine Magenoperation vornehmen lassen, verpasste drei Rennen und wurde deshalb trotz sechs Siegen mit der 250er hinter Toni Mang nur Vizeweltmeister. Der Bayer gewann in Abwesenheit von Korkie zwei Grand Prix (Rijeka und Zolder) und wurde einmal Dritter (Assen). Insgesamt heimste Mang 1980 vier Grand Prix-Siege ein und nutzte die Zwangspause von Korkie geschickt aus, um erstmals Weltmeister zu werden. Denn er stand bei allen weiteren sechs Rennen auf dem Podest.
1981 konzentrierte sich Kawasaki mit Ballington auf die Königsklasse. Bei der Dutch TT im niederländischen Assen sowie in Imatra fuhr er jeweils als Dritter aufs Podest und beendete die Saison als WM-Achter.
Im darauffolgenden Jahr sprang zwar kein Podestplatz für ihn heraus, aber neunmal fuhr Kork Ballington in die Punkte und beendete so die Saison immerhin auf WM-Rang 9. Am Ende der Saison 1982 verabschiedete er sich aus der Grand-Prix-Szene.
1984 bestritt er zusammen mit dem Australier Rob Phillis das Acht-Stunden-Rennen in Suzuka sowie 1986 und 1987 auf Honda in den USA die AMA-250er-Meisterschaft für das Team von Bob MacLean. Hierbei wurde er 1987 Vizemeister. 1987 und 1988 ging er erneut mit Rob Phillis beim japanischen Langstreckenklassiker an den Start. Nach Platz 6 zog er sich vom Rennsport endgültig zurück. Während seiner GP-Karriere stand Kork Ballington 46 Mal auf einem WM-Podest, davon 31 Mal als Sieger.
Zu Beginn der 1990er-Jahre wollte Kawasaki mit der X-09 in die 250er-Weltmeisterschaft zurückkehren. 1992 stieß Kork Ballington als Teammanager dazu, doch schon am Jahresende wurde dieses Projekt mangels Erfolgsaussichten wieder eingestellt.
1998 verschlug es Kork Ballington mit seuner Frau Bronwyn nach Queensland in Australien.