Hervé Poncharal zu Lecuona: «Der Weckruf war nötig»
Der spanische KTM-Tech3-MotoGP-Werksfahrer Iker Lecuona kam nach dem misslungenen Saisonstart (null Punkte beim Doppel-Event in Doha/Katar) und der verschleppten Armpump-Operation unter Beschuss. Hervé Poncharal kritisierte ihn genauso wie KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer.
Aber mit Platz 9 beim verregneten Le Mans-GP rehabilitierte sich der erst 21-jährige Lecuona, obwohl er im Rennen nach dem Motorradwechsel-Boxenstopp in der «out lap» stürzte und dadurch 25 bis 30 sec verlor. «Sonst hätte Iker um Platz 5 fighten können», ist Poncharal überzeugt, der sich nach dem Portimão-GP kein Blatt vor den Mund genommen hatte. Dort hatte sich Lecuona zwölf Tage nach dem Unterarm-OP immerhin Platz 15 gesichert.
«In Portugal war ich wirklich verärgert. Ich habe Iker das klar gesagt und auch seinem Management», erklärte Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «In Jerez gefiel mir sein Auftritt schon viel, viel besser. Iker hat auch beim Montag-Test in Jerez ausgezeichnete Arbeit geleistet. Er ist ein Tier auf der Bremse, in dieser Hinsicht ist er sehr stark.»
Das Tech3-KTM-Team entschied sich beim Jerez-Test, den ganzen Tag nur mit dem Soft-Vorderreifen zu fahren. Poncharal: «Das war dort nicht der richtige Reifen für optimale Rundenzeiten. Wir haben also auf Top-Ergebnisse verzichtet, denn wir wollten., dass unsere Fahrer mit dem weichen Vorderreifen besser zurechtkommen. Wir haben unterschiedliche Settings damit probiert, die Fahrer haben ihre Fahrstile an die Bedürfnisse dieses Reifens angepasst. Das war kein Kinderspiel. Aber am Ende des Tages hat es gut geklappt. Iker hat uns in Le Mans berichtet, dass er durch diesen Test mehr Selbstvertrauen gefunden hat. Das hat ihm also geholfen.»
Hervé Poncharal ist überzeugt, dass ein strenges Wirt zum richtigen Zeitpunkt manchmal unerlässlich ist. «Das gehört zu unseren Aufgaben. Wenn du die Fahrer immer friedlich in ihrer Komfortzone agieren lässt, hilfst du ihnen nicht. Manchmal ist ein Weckruf nötig. Und er hat funktioniert. Denn in Le Mans hat Iker eine gute Einstellung gezeigt. Ich war sehr happy, als er in den letzten zwei Rennrunden Valentino überholt hat, und in der letzten Kurve hat er sich noch Viñales geschnappt. Dieses Überholmanöver brachte ihm zwar in der WM nur einen Punkt zusätzlich. Aber diese Aktion hat seinen Kampfgeist bewiesen. Man darf nie aufgeben und muss alles mitnehmen, was man sich schnappen kann.»
Immerhin hat Iker Lecuona durch diesen zusätzlichen Punkt jenen WM-Zähler zurückerobert, den er in Jerez nachträglich verloren hat: Dort wurde ihm ein 3-sec-Penalty aufgebrummt, weil er in Runde 1 seinen Landsmann Alex Márquez zu Fall gebracht hatte. So verwandelte sich der 15. zu einem 17. Platz.
«Es wird jetzt interessant sein, was unsere beiden Fahrer in Mugello erreichen können», meint Poncharal, der in Le Mans mit Danilo Petrucci als bestem KTM-Fahrer ein starkes Teamresultat erzielt hat. «Das ist eine Ducati-Strecke. Wir werden dort auf der langen Zielgeraden etwas Zeit verlieren. Aber es wird spannend. Danilo ist der letzte MotoGP-Sieger in Mugello. Ich bin neugierig, welche Kommentare er dort über die KTM abgeben wird.»
Stand Fahrer-WM nach 5 Rennen:
1. Quartararo 80 Punkte. 2. Bagnaia 79. 3. Zarco 68. 4. Miller 64. 5. Viñales 56. 6. Mir 49. 7. Aleix Espargaró 35. 8. Morbidelli 33. 9. Nakagami 28. 10. Pol Espargaró 25. 11. Binder 24. 12. Rins 23. 13. Bastianini 20. 14. Alex Marquez 18. 15. Martin 17. 16. Petrucci 16. 17. Marc Márquez 16. 18. Bradl 11. 19. Rossi 9. 20. Oliveira 9. 21. Marini 9. 22. Lecuona 8. 23. Savadori 2. 24. Rabat 1.
Stand Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 110 Punkte. 2. Yamaha 107. 3. Suzuki 53. 4. Honda 43. 5. KTM 38. 6. Aprilia 35.
Stand Team-WM:
1. Ducati Lenovo 143. 2. Monster Energy Yamaha 136 Punkte. 3. Pramac Racing 86. 4. Suzuki Ecstar 72. 5. Repsol Honda 48. 6. LCR-Honda 46. 7. Petronas Yamaha SRT 42. 8. Aprilia Racing Team Gresini 37. 9. Red Bull KTM Factory Racing 33. 10. Esponsorama Racing Ducati 29. 11. Tech3 KTM Factory Racing 24.