Miguel Oliveira (KTM/1.): «Das ist eine Illusion»
Miguel Oliveira: Bestzeit am Freitag
Die ersten zwei freien MotoGP-Trainings auf dem Sachsenring offenbarten ein paar wichtige Erkenntnisse. Die Honda-Fahrer zauberten zwar im FP1, aber als im FP2 die Grundlage für den Aufstieg ins Q2 und für das Qualifying und das Rennen gelegt wurde, weil auch diese beiden Wettkämpfe um 14 Uhr beginnen, fielen die Honda-Asse zurück. Offenkundig wurde auch, dass die bärenstarke Ducati anscheinend auch 2021 ihre Desmosedici-Power auf dem nur 3,671 km langen Sachsenring nicht ausspielen kann. Denn die Zielgerade ist nur 700 Meter lang, fast 400 Meter kürzer als in Doha, Portimão, Mugello und Montmeló.
Red Bull-KTM demonstrierte mit Miguel Oliveira die Stärke der letzten zwei Grand Prix, Yamaha sicherte sich die Plätze 2 und 3, Suzuki auf Platz 4 mit Alex Rins, dann die zwei Honda von Pol Espargaró und Nakagami, aber die beste Ducati abgeschlagen an neunter Position. Rückstand auf Oloiveira und KTM trotz der kurzen Fahrzeit 0,502 Sekunden für den zweifachen Saisonsieger.
Miguel Oliveira hatte bereits beim Catalunya-GP versichert, dass sein zweiter Platz in Mugello kein Zufallstreffer gewesen sei, sondern auf die zielführenden Updates der KTM RC16 zurückzuführen sei. Er lobte damals das neue Chassis und freute sich über den neuen ETS-Renntreibstoff, der Brad Binder in Mugello mit 362,4 km/h über die 1 km lange Zielgerade befördert hat.
Der dreifache MotoGP-Sieger sorgte mit 1:20,690 min im Fp2 für eine erstaunliche Rundenzeit. Auf der 3,671 km langen Strecke mit den zehn Linkskurven und drei Rechtskurven ließ der KTM-Star das Yamaha-Duo Quartararo und Viñales hinter sich. Auf den Pole-Rekord von Márquez fehlen nur noch 0,495 Sekunden.
«Das war ein guter Tag für uns», freute sich der 26-jährige Portugiese, der auf KTM schon 15 GP-Siege errungen hat. «Wir haben gute Arbeit geleistet. Ich bin schon im FP1 viele gute Runden gefahren, wir haben in der Früh gleich zwei Reifen-Optionen getestet. Das Ergebnis hat uns mit hohen Erwartungen ins FP2 geführt. Die Session am Nachmittag war tadellos, mein Gefühl mit dem Motorrad war in Ordnung. Ich konnte am Ende eine schnelle Runde vorlegen, deshalb habe ich jetzt auch eine klare Vorstellung davon, was wir für das Qualifying vom Samstag noch verbessern müssen. Im Moment ist es mein Ziel, morgen im FP3 in den Top-Ten zu bleiben und dadurch direkt ins Q2 einzuziehen. Dann möchte ich ein möglichst gutes Quali-Ergebnis erzielen. Denn auf dieser engen Piste ist die Startposition von großer Wichtigkeit.»
Wie bewährt sich das neue Chassis auf dem Sachsenring? Oliveira: «Die KTM-Ingenieure haben mit diesem neuen Rahmen einen sehr guten Job gemacht. Er stellt eine deutliche Verbesserung dar. Ich weiß nicht, wie viel er uns pro Runde bringt. Ich glaube nicht, dass alle Fortschritte auf den Rahmen zurückzuführen sind. In dieser Kategorie zählen viele Details, und ich glaube, dass jener Fahrer im Vorteil ist, der es versteht, das Maximum aus dem vorhandenen Material heraus zu kitzeln. Wem das gelingt, der ist am Ende des Tages der Schnellste. Im Moment machen wir das ein bisschen besser als der Rest. Aber das Chassis allein macht den Unterschied nicht aus, glaube ich.»
«Man darf sich nicht in die Irre führen lassen», meint Oliveira. «Die Medien analysieren natürlich nicht alle Daten aus jeder Session, aber wir im Team tun das. Wir haben eine sehr gute Pace und ein großes Potenzial, wenn es darum geht, auf jeder Strecke schnell zu sein. In der Vergangenheit haben wir bei vielen Grand Prix in einzelnen Session Topzeiten erzielt, aber wir konnten diese Performance in den Qualifyings und Rennen nicht immer erstklassig und regelmäßig umsetzen. Deshalb geben sich viele Menschen der Illusion hin, dass wir erst in Mugello an die Spitze vorgedrungen sind. Aber das entspricht nicht ganz den Tatsachen. Wir haben emsig gearbeitet, aber wir standen etwas im Schatten, nicht im Rampenlicht. Dadurch herrscht die Meinung, was immer wir nach Mugello gebracht haben, sei ein ‚Game Changer‘ gewesen. Aber das war nicht der Fall. Es war eine Hilfe. Aber was wir dort bekommen haben, war nicht allein Entscheidung für den Durchbruch. Das Material in Mugello war nicht völlig entscheidend. Es war nicht die einzige Ursache für unsere Fortschritte. Es sind viele Kleinigkeiten, die uns nach vorne gebracht haben.»
Das bestätigte auch KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer gestern im SPEEDWEEK.com-Interview: «Wir haben nach der Katar-Schlappe alle unsere Partner gepeinigt, von WP über die Elektronik-Abteilung bis zum Öl- und Sprithersteller und zum Chassis-Department. Wir wolten so schnell wie möglich Technik-Udates in allen Bereichen.»
MotoGP, Sachsenring, kombinierte Zeiten nach FP2 (18. Juni)
1. Oliveira, KTM, 1:20,690 min
2. Quartararo, Yamaha, + 0,220 sec
3. Viñales, Yamaha, + 0,333
4. Rins, Suzuki, + 0,387
5. Pol Espargaró, Honda, + 0,418
6. Nakagami, Honda, + 0,441
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,453
8. Zarco, Ducati, + 0,491
9. Miller, Ducati, + 0,502
10. Morbidelli, Yamaha, + 0,538
11. Petrucci, KTM, + 0,592
12. Marc Márquez, Honda, + 0,601
13. Alex Márquez, Honda, + 0,603
14. Martin, Ducati, + 0,708
15. Binder, KTM, + 0,736
16. Mir, Suzuki, + 0,763
17. Lecuona, KTM, + 0,878
18. Marini, Ducati, + 0,905
19. Bastianini, Ducati, + 1,012
20. Savadori, Aprilia, + 1,188
21. Rossi, Yamaha, + 1,278
22. Bagnaia, Ducati, + 1,521
Ergebnis MotoGP F1, Sachsenring, 18. Juni
1. Marc Márquez, Honda, 1:21,660
2. Quartararo, Yamaha, + 0,168
3. Nakagami, Honda, + 0,276
4. Pol Espargaró, Honda, + 0,350
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,380
6. Miller, Ducati, + 0,391
7. Rins, Suzuki, + 0,416
8. Zarco, Ducati, + 0,488
9. Mir, Suzuki + 0,512
10. Viñales, Yamaha, + 0,593
11. Bagnaia, Ducati, + 0,600
12. Oliveira, KTM, + 0,664
13. Marini, Ducati, + 0,704
14. Morbidelli, Yamaha, + 0,721
15. Bastianini, Ducati, + 0,817
16. Alex Márquez, Honda, + 0,877
17. Savadori, Aprilia, + 0,952
18, Petrucci, KTM, + 0,986
19. Martin, Ducati, + 1,018
20. Rossi, Yamaha, +1,031
21. Lecuona, KTM, + 1,068
22. Binder, KTM, + 1,309