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Livio Suppo: «Bei Honda wurden viele Fehler gemacht»

Von Simon Patterson
Livio Suppo arbeitete lange und erfolgreich mit Marc Márquez zusammen

Livio Suppo arbeitete lange und erfolgreich mit Marc Márquez zusammen

Marc Márquez ist auf dem Sachsenring auf das oberste Treppchen zurückgekehrt. Die Probleme bei Honda sind dadurch aber noch nicht gelöst und für den ehemaligen Teamchef Livio Suppo sind sie auch besonders vielschichtig.

Es ist noch nicht lange her, da hat sich Livio Suppo selbst wieder ins Rennen gebracht. Der Italiener liebäugelte mit einer Rückkehr in die MotoGP, nachdem Davide Brivio seinen Abgang bei Suzuki bekanntgegeben hatte, um sich dem Alpine F1-Team anzuschließen. Das Comeback kam aber nicht zustande und deswegen kann der ehemalige Teamchef von Ducati und Repsol Honda sich wieder auf Analysen konzentrieren.

Erst am vergangenen Wochenende, als Marc Márquez auf dem Sachsenring gewinnen konnte, sagte Suppo über seinen ehemaligen Arbeitgeber Honda: «Sie haben in der Vergangenheit viele Fehler gemacht. Man hätte nicht den Ärzten vertrauen sollen, als sie Marc erlaubt haben, nach der ersten Operation direkt wieder zu fahren. Im Nachhinein das zu sagen, ist natürlich einfach, aber ich habe es immer für verrückt gehalten.» Beim Interview ahnte Suppo noch nicht, dass Márquez in Deutschland endlich wieder auf das oberste Treppchen zurückkehren würde.

Die Kritik geht aber ohnehin nicht in Marquez' Richtung, sondern richtet sich eher an die Verantwortlichen: «Es war ein Fehler, dass man Dani Pedrosa hat gehen lassen. Er hat gezeigt, dass die Entwicklung mit dem Motorrad in eine Richtung ging, in der nur Marc stark sein konnte. Ich habe das auch mit Ducati und Casey Stoner erlebt. Es war eine sehr ähnliche Situation, und ich weiß sehr gut, dass ab einem bestimmten Punkt die Entwicklung des Motorrads nicht mehr stimmt. Trifft das ein, dann wird selbst ein Champion Probleme bekommen.»

Nach Pedrosas Abgang versuchte sich Jorge Lorenzo bei Repsol Honda. Der Mann mit der Startnummer 99 scheiterte krachend und Suppo sagt weiter: «Mit der Fahrerpolitik sind sie bei Honda ins Schlingern geraten. Jorges Verpflichtung war ein Desaster. Danach kam Alex Márquez, der 2020 schon vor dem Saisonstart wusste, dass er 2021 nicht mehr im Werksteam sein würde. Außerdem haben sie Zarco gehen lassen. Er zeigt jetzt, was er kann. Und jetzt haben sie Pol Espargaró geholt. Bei allem Respekt: Pol hat in seiner MotoGP-Karriere noch kein einziges Rennen gewonnen. Er war in der Lage, mit konkurrenzfähigen Maschinen ordentlich zu fahren. Aber: KTM hat letztes Jahr drei Rennen gewonnen und Pol keines davon. Sicher, er ist ein schneller Fahrer, aber ich hätte angefangen, mit Joan Mir zu sprechen, als ich wusste, dass Dani gehen würde. Ich weiß nicht, warum sie ihn nicht unter Vertrag genommen haben, denn Mir und Marc wären das perfekte Team.»

Für den Mann, der mit Casey Stoner und Marc Márquez insgesamt sechs Titel gewann und später von Alberto Puig abgelöst wurde, fehlt es bei Honda an Weitsicht. «Es gibt überhaupt keine Vorbereitung für die Zeit nach Marc. Zu meiner Zeit gab es Fahrer wie Franco Morbidelli oder Jack Miller auf dem Markt. Wir haben Jack aus der Moto3-Klasse direkt in die MotoGP geholt. Der Sprung war zu groß, aber als er sich herangetastet hatte, wollte Honda nicht mehr verlängern.»

Für Suppo beginnt das Problem an oberster Stelle. «Leider ist Vize-Präsident Shuhei Nakamoto 2017 in Rente gegangen. Es wäre besser gewesen, wenn er noch zwei Jahre weitergemacht hätte. Es tut mir leid, dass ich so hart bin, aber ich sage nichts, was nicht der Realität entspricht, und das ist für mich traurig. Wenn man für eine Firma arbeitet, hat man das Gefühl, ein Teil von ihr zu sein. Es ist wirklich schade, dass besonders Marc so zu kämpfen hat. Ich glaube, wenn er zurückgekommen wäre und auf einer besseren Maschine gesessen wäre, wäre sein Comeback viel einfacher gewesen. Jetzt hat er sehr mit seiner körperlichen Verfassung zu kämpfen.»

Den Kampf hat Márquez mit seiner Rückkehr auf das P1 aber gemeistert. Dennoch lässt Suppo auch abschließend kein gutes Haar an der Honda Racing Corporation: «Wenn man gute Ergebnisse verpasst und es gewohnt ist, zu dominieren, dann ist es leicht, in Panik zu verfallen und viele Dinge zu verändern. Das war auch bei Ducati so, nachdem Valentino gegangen ist. Es hat Jahre gedauert, bis man wieder stark war. Es ist nicht einfach und jetzt gibt es bei Honda einen Fahrer, der sagt, dass er hofft, dass sie nächstes Jahr nachrüsten dürfen und Zugeständnisse erhalten - das ist etwas Unglaubliches. Ich denke, dass Soichiro Honda ihn gefeuert hätte, wenn er das gehört hätte. Aber das sagt eine Menge über die Situation aus.»

Honda selbst ist sich derweil sehr wohl bewusst, dass die Situation sich nicht dramatisch verbessert hat, obwohl Márquez wieder erstarkt ist. Puig mahnt zur Vorsicht: «Das Ergebnis auf dem Sachsenring war sehr wichtig, aber es bedeutet nicht, dass wir unsere Probleme gelöst haben. Das zu glauben wäre ein Fehler, nun müssen wir uns Stück für Stück weiter verbessern.»

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